Wie energieeffizient ist Österreich? Das wollte energieleben von Heidelinde Adensam, der Koordinatorin der energieefizienz monitoringstelle wissen. Die Monitoringstelle misst und analysiert Energieeffizienzentwicklungen in Österreich. Im Interview spricht Adensam über ihre Beobachtungen.
Sie messen die Energieeffizienzentwicklung in Österreich. Wie definieren Sie Energieeffizienz? Und wie ist sie messbar?
Energieeffizienz ist der Output ( BIP, beheizte Wohnnutzfläche, etc.) dividiert durch den Energieeinsatz (z. B. in kWh), im Fall der Monitoringstelle geht es um Endenergieeinsatz, nicht Primärenergieeinsatz. Das heißt wir messen nur den Endverbrauch von Energie.
Jedes einzelne Unternehmen, jeder einzelne Haushalt ist nicht mit vertretbarem Aufwand messbar, aber aggregierte Daten, etwa über den Energieverbrauch der Haushalte und die Anzahl der Haushalte oder die Größe des Wohnraums lassen die Energieeffizienzentwicklung abschätzen. Außerdem kann die Wirkung von Maßnahmen, wie zum Beispiel die umfassende Sanierung von Wohngebäuden, abgeschätzt werden. Möchte man Verbesserungen der Energieeffizienz zeigen, ist vor allem die Referenzentwicklung, also wieviel Energie würden wir verbrauchen, wenn keine Energiesparmaßnahmen gesetzt worden wären, bedeutend.
Wie sieht die Energieeffizienzentwicklung in den österreichischen Haushalten in den vergangenen Jahren aus?
Die Anzahl der Haushalte ist in den vergangenen Jahren zwar um 15 Prozent gestiegen, dennoch ist die Heizintensität gesunken. Die Gesamtintensität beim Energieverbrauch ist jedoch gestiegen. Von 1995 bis 2007 betrug der durchschnittliche Energieeffizienzgewinn 0,2 Prozent, trotz des erhöhten Verbrauchs.
Und wie sieht die Energieeffizienzentwicklung in der Industrie aus?
Bei der Industrie hängt es von der Branche und vom gewählten Indikator ab. Die Energieeffizienz hat sich zum Beispiel in der Metallindustrie in den vergangenen Jahren verbessert, in der holzverarbeitenden Industrie allerdings verschlechtert.
Wie steht Österreich beim Thema Energieeffizienz im internationalen Vergleich? Sind wir bewusste Konsumenten und Produzenten?
Österreich liegt im Vergleich zu den EU-15 ziemlich genau im Mittelfeld, die österreichische Energieintensität entspricht in etwa der durchschnittlichen EU-15 Energieintensität. Betrachtet man die Verbesserungen im Bereich der Energieeffizienz, liegt Österreich ganz vorne.
Ist Energieeffizienz überhaupt international vergleichbar?
Energieklassen von Haushaltsgeräten sind vergleichbar. Nicht vergleichbar sind Indikatoren wie der Energieverbrauch der Industrie je BIP, weil die Zusammensetzung der Industrie sehr unterschiedlich ist. Problematisch ist auch, dass manche Länder schon sehr weit sind mit ihren Effizienzanstrengungen, andere Länder erst mit Energiesparmaßnahmen beginnen. Auch klimatische Unterschiede erschweren die Vergleichbarkeit.
Welche Länder sind Vorreiter beim Thema Energieeffizienz?
Dänemark, England, Irland, Norwegen, Frankreich und Deutschland.
Wieviel können Konsumenten mit Energiebewusstsein bewirken? Zeigen kleine Schritte Wirkung? Braucht es nicht erst ein Umdenken in der Industrie?
Jedenfalls braucht es eine gemeinsame, konzentrierte Aktion, aufeinander abgestimmte Maßnahmen wie ordnungsrechtliche Rahmenbedingungen, Informationsverbreitung, Ausbildung von Energieberatern, Qualitätssicherungssysteme aber auch finanzielle Anreize sollten aufeinander abgestimmt sein und zielgruppengerecht dimensioniert sein. Alleine die Haushalte oder auch allein die Industrie werden die ambitionierten EU-Ziele nicht erreichen lassen, insbesondere den Verkehr darf man nicht außer acht lassen, auch dort wird es zu Effizienzverbesserungen kommen müssen, wollen wir die europäischen 20/20 Ziele erreichen.
Und eines darf man nicht vergessen: Der absolute Energieverbrauch steigt weiterhin an. Unsere Autos sind zwar sparsamer, unsere Lampen brauchen weniger Strom, unsere Heizung benötigt weniger Brennstoff usw. aber wir Nutzen Fahrzeuge wesentlich häufiger und wir beleuchten und beheizen wesentlich mehr Raum. Kurz: Wir werden zwar immer effizienter, brauchen dabei aber gleichzeitig immer mehr Energie!
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Weitere Infos und Daten auf der Website der energieeffizienz monitoringstelle