Dieser Artikel wurde am 5. Juni 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Die deutsche Regierung hat die Energiewende bisher mehr als halbherzig betrieben. Es drängt sich nicht unbegründet der…
Dieser Artikel wurde am 5. Juni 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die deutsche Regierung hat die Energiewende bisher mehr als halbherzig betrieben. Es drängt sich nicht unbegründet der Verdacht auf, dass sie diese gern scheitern lassen will. Nun erklärt die Kanzlerin die Wende zur Chefsache und will sich dabei über mögliche Einwände der Bürger hinwegsetzen.

 

Die wirkliche Energiewende hat schon vor 20 Jahren begonnen

Als die Kanzlerin sich entschloss, ihre Politik pro Atomenergie doch wieder zu verwerfen und die so genannte Energiewende ausrief, war diese schon mit Volldampf unterwegs. Seit den 90er Jahren sind Bürger, Landwirte und Gemeinden intensiv dabei, alternative Energiequellen zu nutzen und sich von fossilen und radioaktiven Energieträgern unabhängig zu machen. Zum Zeitpunkt der Kanzlerwende wurden bereits 17% des Stroms und 10% der Wärme in Deutschland erneuerbar erzeugt. Als sich nun aber die schwarz-gelbe Regierung zum Führer der Wende zur Nachhaltigkeit aufschwang, geriet der Fortschritt ins stocken. Die Investitionen stagnieren, verunsicherte Gemeinden stornieren ehrgeizige Ausbaupläne für Kombikraftwerke, Investoren und Bürger geben Pläne für Solarkraftwerke auf und deutsche Solarfirmen melden Insolvenz an.

Wie zu erwarten war, hat sich die Regierung nur um eine mögliche Wende der Großkonzerne gekümmert, diesen Milliarden Euro an Subventionen versprochen. Statt die längst entschlossenen Kommunen weiter zu fördern und zu unterstützen, werden diese nun massiv behindert. Nicht Nieder- und Mittelspannungsnetz werden ausgebaut und den Kommunen überlassen, sondern es sollen nun fast 4000km neue Höchstspannungstrassen durch die Republik geschlagen werden –  Schneisen des Irrsinns, völlig überflüssige und sinnlose Investitionen. Die betroffenen Bürger wehren sich nach Kräften (http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-05/netzentwicklungsplan-kommentar). Ob eine Beteiligung überhaupt gewünscht ist, wird sich sehr schnell zeigen, der Terminplan ist denkbar eng.

 

Waren die Politiker ahnungslos, oder einfach dumm?

Es scheint wirklich so, als hätte die Kanzlerin plötzlich bemerkt, was sie da losgetreten hat, eine Faustische Erkenntnis. Als sie den glücklosen Umweltminister gefeuert hatte, bemerkte sie, dass unter diesem, in seinem Ministerium gar nichts passiert war. Es wurde viel Papier bedruckt, der Internetauftritt verändert, Gesetze, Programme und Konzepte ausfindig gemacht, die ja schon seit Jahrzehnten die Wende eingeleitet und gefördert hatten, aber es geschah nichts Neues. Wozu auch? Die Erneuerbaren Energien sind schon lange auf dem Vormarsch. Das hat die offenbar realitätsblinden Politiker wohl überrascht. Das Problem war allerdings: Dieser Weg führt weg von den Konzernmonopolen. Fast alle Projekte wurden bisher von den Bürgern selbst initiiert und umgesetzt, in Form von Genossenschaften, kommunalen Gesellschaften oder eben ganz allein. Natürlich wurde der Politik nun klar, dass damit eine neue – die vierte – industrielle Revolution eingeleitet wurde. Diese ist auf dem besten Weg, nicht nur die Systemfrage zu stellen, sondern so ganz nebenbei auch – beinahe beiläufig – zu beantworten. Das wiederum heißt, dass die Politiker, wenn sie denn die Bürger weiter in ihrem Tun unterstützen würden, sich mittelfristig selbst abschaffen, zumindest diejenigen, die gerade die Regierung stellen. Klientelpolitik für globale Konzerne, für Monopolisten greift dann schon nicht mehr, wenn die bürgereigene Energieproduktion etwa 40% des Bedarfs deckt. Dann ist der Markt für die Großen so klein geworden, dass sie nur noch Verluste einfahren, der Tod der Dinosaurier.

 

Es geht nur mit den Bürgern

Ohne Zustimmung der Bürger wird kein Meter Höchstspannungsleitung gespannt werden können. Das müssen die Planer der Netzagentur gelernt haben. Andererseits sind diese Leitungen völlig überflüssig, weil die kleinen dezentralen Kombikraftwerke nur im Mittelspannungsbereich arbeiten. Wozu also mindestens 30 Milliarden Euro den Konzernen hinterherwerfen? Das Geld muss sowieso der Bürger bezahlen, als Aufschlag auf den Strompreis oder über seine Steuern. Und trotzdem muss er immer noch immer mehr Geld für Öl oder Gas aus Russland zahlen.

Gemeinden, die sich schon autark gemacht haben, halten ihr Geld – und das ihrer Bürger – fest. Sie haben es in eigene dezentrale Kraftwerke investiert und profitieren nun davon. All die Probleme, von fehlenden Mitteln für Kindergärten bis hin zur Versorgung der alten Menschen gibt es in den 100%-Gemeinden nicht mehr. Sie sind saniert und haben freie Mittel, um sie für nachhaltige Projekte auszugeben. Die Wertschöpfung ist in diesen Dörfern und Städten wieder da, wo sie hingehört: im Ort.

Dass auf diese Weise auch der Staat profitiert, wollen gewisse Politiker auch nicht einsehen. Sie glauben noch an das Märchen von der guten Großindustrie, die ihre Gewinne an den Staat und seine Bürger – ihre Arbeitnehmer – ausschüttet. Das ist aber seit 100 Jahren vorbei! Das Kapital fließt nicht nur aus den Regionen, sondern hauptsächlich ins Ausland, rast in Millisekunden in gewaltigen Mengen um die Welt (http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-05/energiewende-koalition-umsetzung)

(http://www.spiegel.de/politik/deutschland/umweltminister-peter-altmaier-verteidigt-energiewende-a-835468.html).

 

Man kann es nicht oft genug wiederholen:

  1. Wir brauchen in den Industriestaaten etwa zu 50 Prozent Wärme.
  2. Der Stromanteil beträgt nur 20 Prozent
  3. Der Rest entfällt auf den Verkehr – ausgehend von der derzeitigen Nutzung von fossilen Brennstoffen, wird langsam auf Elektroantriebe umgestellt, wandert diese Menge in den Strombereich.
  4. Kraft-Wärme-Kopplungskraftwerke (KWK) erzeugen, im Leistungsbereich, der sinnvollerweise in kommunalen Anlagen genutzt wird, also oberhalb von 500KW zur Hälfte Wärme und Strom. Der Stromanteil wird also hier schon im Grundlastbetrieb erreicht.
  5. Selbst Geothermiekraftwerke, wie in Unterhaching, Basel oder Hannover liefern noch zu etwa 20 Prozent Strom und 75 Prozent Wärme.
  6. Heizkraftwerke, die Biomasse verbrennen und mit einer Dampfturbine (in der Regel ORC-Module) aus der Verbrennungswärme erst einmal Strom erzeugen, haben einen elektrischen Wirkungsgrad bis zu 20 Prozent.
  7. Wenn also die gesamte Wärme dezentral aus regenerativen Quellen erzeugt wird, ist automatisch der Strombedarf gedeckt, selbst wenn der größte Teil des Verkehrs auch auf Elektroantriebe umgestellt ist.
  8. All dieses kann mit Biomasse und eben der unerschöpflichen Wärme unter unseren Füßen geschehen, ohne dass irgendwo auf der Welt auch nur ein Mensch Hunger leiden muss.
  9. Windräder, Solarmodule und Wasserkraftwerke können zusätzlich aufgestellt oder errichtet werden, sind aber zur Bedarfsdeckung nicht erforderlich.
  10. All diese Anlagen sollten und werden ausschließlich kommunal aufgestellt und betrieben. Für Investoren ist diese Vielzahl kleiner Betriebe, mitsamt der aufwändigen Abrechnung bei Millionen Wärme- und Stromkunden ohnehin uninteressant, nicht „rentabel“.
  11. Die Wertschöpfung, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt und sämtlichen Steuern bleibt im Ort.