Patrick Schönberger über sein Café in der Wiedner Hauptstraße.

Dieser Artikel wurde am 9. März 2018 veröffentlicht
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20 Jahre lang hat Patrick Schönberger im Bereich Marketing und Verkauf gearbeitet. Was ihm während dieser Zeit in den Büros als Kaffee vorgesetzt wurde, sorgte bei ihm nicht immer für Freude. Vor rund vier Jahren hat sich der bekennende Kaffeeliebhaber mit dem Thema Kaffee mit seiner Schönbergers Caffè Bar und mit Beans and Machines selbstständig gemacht. Wie das geht und worauf er in Sachen Kaffee besonderen Wert legt, erklärt Schönberger im Interview.

Was ist die Idee hinter Schönbergers Kaffee?

Ich habe an der Wirtschaftsuni studiert und 20 Jahre lang im Marketing und Verkauf gearbeitet. Unter dem Bürokaffee habe ich immer sehr gelitten und meine Kollegen auch. Warum muss guter Kaffee vor der Bürotüre aufhören?, habe ich mich gefragt. Wo immer es ging, habe ich den Kaffee umgestellt. Vor gut vier Jahren habe ich mich schließlich mit Kaffee selbstständig gemacht.

Wie kam es dazu?

Vor gut vier Jahren habe ich mich schließlich mit Kaffee-Handel mit Fokus auf Bürokaffee selbstständig gemacht. Ein Jahr später bot die Firma Naber – eine traditionsreiche Wiener Kaffeerösterei, die wunderbaren Kaffee erzeugt, an – ihr Stehcafé in der Wiedner Hauptstraße zu übernehmen. Da habe ich natürlich gleich zugesagt, denn die Einrichtung, die vom Architekten Ernst Otto Hoffmann stammt, strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Und sie ist denkmalgeschützt. Somit war mein zweites Unternehmen, Schönbergers Caffè Bar aus der Taufe gehoben.

Was umfasst Ihr Angebot?

In der Caffè Bar schenken wir über 50 verschiedene Röstungen aus. Täglich gibt es zwei bis drei Röstungen zu probieren. Außerdem halte ich monatlich Hobby-Barrista-Kurse, die sehr großen Zuspruch finden. Weil mir die Gastronomie allein zu fad wäre, serviciere ich zugleich über Beans and Machines Büro-Kunden mit Kaffeemaschinen und dazu passenden Kaffee – in Form von Bohnen oder ESE-Pads. Pads sind die umweltfreundliche Alternative zu Kapselkaffee. Sie bestehen zu 100% aus trommelgeröstetem Kaffee – je 7 Gramm pro Pad. Sie sind ummantelt von Filterpapier. Alukapseln kommen für mich nicht infrage. Ein weiterer Vorteil der Pads ist, dass das ein offenes Patent ist. Jeder kann es anwenden, jede kleine Rösterei.

Woher beziehen Sie Ihren Kaffee?

Ich arbeite mit kleinen, privaten Röstereien zusammen: mit Naber, mit Suchan Kaffee aus Freistadt im Mühlviertel, mit Kanzi aus Trumau südlich von Wien, mit Nikolaus Hartmann’s Süßmund Kaffee, Goppion aus Treviso bei Venedig, und mit der Rösterei Wildkaffee, um nur einige zu nennen. Die Grundbedingung ist, dass sie keinen Industriekaffee, sondern Trommelgerösteten Kaffee herstellen. Der Unterschied: Industriekaffee wird zwei Minuten lang bei 700°C geröstet, die Trommelröstung dauert rund 14 Minuten bei 200°C. Das Ergebnis ist viel bekömmlicher, geschmacklich interessanter und vollmundiger. Die langsame Röstung bietet nämlich genug Zeit, die Cholorgensäure im Kaffee abzubauen und den Kaffee ganz durchzurösten. Das garantiert beste Verträglichkeit. Von meinem Kaffee kann man trinken, so viel man will, man bekommt keine Magenschmerzen. Anders beim Industriekaffee: da ist die Bohne oftmals innen noch roh und daher weniger bekömmlich.

Wie fair wird der Kaffee gehandelt?

Wir legen den Fokus auf Bohnen, die nachhaltig sind. Vom „Fair Trade“-Label selbst halte ich weniger als von Direct Trade. Viele der kleinen Röster handeln direkt mit den Bauern in Nicaragua, Äthiopien oder Kenia. Sie bauen direkten Kontakt auf und können sich so an Ort und Stelle ein Bild über die Anbau- und Arbeitsbedingungen machen. Außerdem ersparen sich beide den Zwischenhändler. Das finde ich extrem sympathisch. Der Kaffee, den ich beziehe, ist zwar nicht offiziell zertifiziert, aber dennoch fair gehandelt. Das ist meiner Ansicht nach die bessere Alternative: Kleine Strukturen, von denen alle Seiten profitieren.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Sehr viel! Gerade in Zeiten vielzitierten Wegwerfgesellschaft ist es schön, Alternativen zu haben: ganze Bohnen und ESE-Pads statt Alu. Und auch der Abfall hat noch einen guten Zweck: unser Kaffeesud steht in einem Kübel zur freien Entnahme vor der Eingangstür zum Café. Jeder kann ihn mitnehmen, um seine Terrassenpflanzen und seinen Garten zu düngen. Wir beteiligen uns auch am „Café Sospeso“. Dabei bezahlt man einen zweiten Kaffee ohne ihn zu konsumieren. Auf Nachfrage wird dieser dann an einen Bedürftigen ausgeschenkt. Diese neapolitanische Idee finde ich äußerst charmant.

Woher stammt Ihre Liebe zum Kaffee?

Ich habe mir vor 20 Jahren eine richtig große Kaffeemaschine gekauft und begonnen, mich mit dem Thema Kaffee zu beschäftigen. Aus Interesse habe ich Barrista-Kurse besucht. Ich stieg sozusagen als Quereinsteiger via Hobby mit wenig Wissen ein und tauchte dann mehr und mehr in die Materie ein. Kaffee bietet ein unglaubliches Geschmacksspektrum. Die Bohnenqualität ist dabei besonders wichtig, egal ob für Blends oder Single Origins hergestellt. Man schmeckt den verantwortungsvollen Umgang entlang des gesamten Produktlebenszyklus: vom Anbaugebiet über die Pflanzenpflege und Ernte hin zur Aufbereitung und Röstung. Wir lieben vor allem schokoladige Röstungen, also die dunkleren. Auch spielt die Kaffeemaschinenhygiene ein große Rolle. Ja, man glaubt es kaum, aber eine saubere Maschine ist die halbe Miete für guten Kaffee.

 

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Quelle: Energieleben Redaktion

Foto: Schönbergers Café

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