Elisa Maier ist Detoxing-Profi, wenn es um unsere Natur geht – Foto: © Simone Hart
Elisa Maier ist Detoxing-Profi, wenn es um unsere Natur geht – Foto: © Simone Hart
Detoxing-Nature – das ist der einprägsame Name von Elisa Maiers Gruppe, die ehrenamtlich und mit Spaß an der Freude bestimmte Flecken der Natur vom Müll befreit. Warum sie das tut und wie du mitmachen kannst, das und vieles andere haben wir die sympathische Umweltenthusiastin in unsrem Profi-Interview gefragt.
Dieser Artikel wurde am 3. Januar 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Eins Komma Zwei Minuten – das ist die geschätzte Zeit, die es braucht, um von Elisa Maiers Umweltenthusiasmus restlos angesteckt zu sein. Mit einer unvergleichlichen Leidenschaft erzählt sie über ihre Nachhaltigkeitsansätze, ohne dabei zu moralisieren. Trotzdem lässt ihr selbstlos begeisterter Ansatz Fragen wach werden wie: „Beteilige ich mich wirklich aktiv für den Umweltschutz?“ Wer diese Frage auf besondere Art und Weise mit „Ja“ beantworten will, der ist vielleicht in Elisas Gruppe „Detoxing Nature“ gut aufgehoben. Warum? Das erzählt sie hier gleich selbst. 

Detoxing nature – ein spannender Begriff! Was macht Ihre Gruppe eigentlich genau?

„Wir treffen uns etwa einmal im Monat an einem vereinbarten Ort. Das ist dann ein Brennpunkt, von dem man weiß, dass es hier etwas zu tun gibt. Das heißt, jemand ist vielleicht mal mit dem Rad wo vorbei gefahren oder mit dem Hund an einer Stelle vorbei spaziert und hat dabei festgestellt ,Huch, da schaut es aber wild aus!’. Also wenn man zum Beispiel auf Müllberge im Wald trifft oder generell einen Ort in der Natur findet, wo man denkt, da würde dem Ort aber mal eine Detoxing Kur gut tun, dann wird eben jener Ort vereinbart und wir treffen uns – bewaffnet mit Handschuhen und Müllsäcken – um den Mist aufzusammeln. Wir freuen uns natürlich auch sehr über Tipps, wo es etwas zu Sammeln gibt. Ich persönlich wohne zum Beispiel direkt in der Stadt und bin nicht mitten im Grünen. Ich nehme zwar auch in der Stadt Müll mit, wenn ich wo einen Schandfleck finde, und entsorge ihn, aber ich seh’ hier eben nur ein paar städtische Ecken, um die sich weitgehend auch die MA48 kümmert. Uns geht es eher darum, dass wir da arbeiten wollen, wo die MA48 nicht hinkommt. Also zum Beispiel direkt im Wald. Einfach, um der Natur Gutes zu tun. Und da sind Tipps schon durchaus hilfreich. “

Sie leiten diese Gruppe genauso ehrenamtlich, wie auch alle Mitsammler unentgeltlich mithelfen. Wie kam es denn überhaupt zu dieser Idee?

„Ich hab Anfang des Jahres immer wieder Berichte über Greta gehört und ihr Einsatz hat mir imponiert. Außerdem ist mit der Hashtag #trashtag aufgefallen, unter dem User Vorher-Nachher-Bilder von Orten in der Natur gepostet haben, die ursprünglich total vermüllt waren. Dieser Nachher-Effekt hat mich berührt. Zu sehen, wie schön manche Flecken eigentlich sind, wenn sie vom Müll befreit wurden. Und eines Tages saß ich auf einer Parkbank in der Stadt und hab so halbstarke Jugendliche beobachtet, die gemeinsam auch auf so einer Bank saßen. Und da hab ich gesehen, wie sie die mitgebrachten Getränkedosen einfach auf den Boden geworfen haben. Da hab ich mich so geärgert und wollte am liebsten, was sagen. Aber dann ich hab mir gedacht, wenn ich jetzt meinem ersten Impuls folge, geht das vermutlich nicht sonderlich gut aus für mich. Darauf hin hab ich beschlossen, dass ich mich jetzt wie viele andere ärgern oder stattdessen selbst zur Tat schreiten kann. Ich hab die Dosen dann also aufgehoben, weggeworfen, bin nach Hause gegangen und hab die Gruppe gegründet.“

Ob im Wald oder sonst wo im Grünen – die Teilnehmer rücken mit eigenen Müllsäcken zum Einsammeln aus – Fotos: © Simone Hart
Ob im Wald oder sonst wo im Grünen – die Teilnehmer rücken mit eigenen Müllsäcken zum Einsammeln aus – Foto: © Simone Hart

Das heißt, die Gruppe existiert noch nicht mal ein Jahr. Was ist Ihr bisheriges Resümee?

„Ich freue mich sehr, dass die Gruppe recht schnell großen Anklang gefunden hat. Wir sind derzeit schon 111 Personen und bei den Müllsammelaktionen sind dann bis zu zwölf Personen anwesend. Da kriegt man schon was weiter. Derzeit agieren wir ausschließlich in Wien, aber ich würde jetzt auch nicht ausschließen, dass wir nach Niederösterreich fahren, wenn es dort einen bestimmten Schandfleck vom Müll zu befreien gilt, sofern man dort öffentlich hinkommt. Mein Resümee ist auf jeden Fall ein gutes. Denn wir leben als Gruppe auch die Gemeinschaft und das ist schön. Wir sehen das nämlich nicht verbissen, sondern betreiben das Ganze ohne Anstrengung nebenbei. Da kann man miteinander plaudern, sich austauschen und fühlt sich wie in einem Suchbild. Was passt nicht dazu? Laub, Moos, Äste, PET-Flasche? Ein bisschen ist das auch wie Ostereiersuchen. Und darum geht uns das auch alles leicht von der Hand, die Zeit vergeht schnell, man hat was Gutes getan und gleichzeitig auch noch frische Luft geschnappt.“ 

Wie kann man denn Teil von eurer Gruppe werden?

„Eigentlich braucht man nur auf der Plattform friendseek angemeldet sein und unserer Gruppe beitretet. Es macht schon Sinn, dass man dabei einigermaßen körperlich fit ist bzw. fähig ist, auf seine eigenen Grenzen zu achten. Wir sind viel im Wald, teilweise auch auf kleinen Abhängen und es soll sich bitte niemand weh tun. Bevor man sich an einer Sammelaktion beteiligt, sollte man sich vorab über die Location informieren, ob man sich das zutraut und selbst wenn, plädiere ich für einen sehr bewussten und achtsamen Umgang mit sich selbst beim Müllsammeln. Man weiß nämlich nie, was man findet. An Glasscherben, Spritzen oder ähnlichem kann man sich eben auch verletzten. Das heißt, Detoxing nature bedeutet nicht nur einen achtsamen Umfang mit der Natur, sondern auch Achtsamkeit mich sich selbst. Wichtig ist, zu wissen: Was sind meine Grenzen? Gutes tun, bedeutet nicht, dass man über diese Grenzen hinausgehen muss.“

Elisa Maier plädiert für Achtsamkeit mit der Natur sowie mit sich selbst – Foto: © Simone Hart
Elisa Maier plädiert für Achtsamkeit mit der Natur sowie mit sich selbst – Foto: © Simone Hart

Wie ist eigentlich die Reaktion der Umwelt, wenn Sie bei den Sammelaktionen beobachtet werden?

„Zuerst ist da manchmal Unbehagen. Viele Leute können sich gar nicht vorstellen, dass man das freiwillig macht und gehen in erster Linie davon aus, dass man zum Müllsammeln verdonnert wurde. Wenn sie dann aber merken, dass wir das freiwillig machen, dann bekommen wir einen Daumen hoch oder anerkennende Worte. Das beflügelt schon. Manchmal bekommen wir von den Passanten dann auch Tipps, wo es etwas für uns zu tun geben würde. Und das gefällt mir, weil das ist auch meine Vision der Gruppe: Dass sich Tippgeber und Sammler irgendwann auch unabhängig von meiner Person organisieren. Aber das darf noch wachsen, momentan steckt die Gruppe ja noch in ihren Babyschühchen. Wir sammeln erst seit März diesen Jahres. Bisher waren wir jedes Monat unterwegs und ich freue mich auf die Male, die noch folgen.“

Einmal pro Monat ist die Gruppe bisher zum Müllsammeln unterwegs – Foto: © Simone Hart
Einmal pro Monat ist die Gruppe bisher zum Müllsammeln unterwegs – Foto: © Simone Hart

Diese große Liebe zur Natur und Ihr Umweltbewusstsein, spiegelt sich das auch in Ihrem Alltag abseits der Gruppe wieder? 

„Auf jeden Fall. Nachhaltigkeit und Achtsamkeit sind mir eine Herzensangelegenheit. Ich ernähre mich vegetarisch, seit ich 14 bin und mache gerne Kleidertauschpartys. Außerdem hab ich mit einem Tutorial gelernt, wie man Einmaltabs für die Kaffeemaschine, für die es noch keine nachfühlbaren gibt, so umbaut, dass sie doch wieder befüllbar sind. Ich befülle jetzt den gleichen Einweg-Tab schon seit einem Jahr (lacht). Sprich, ich lebe bewusst und agiere in den Bereichen, in denen ich etwas ändern kann, sehr achtsam. Gleichzeitig bin ich ehrlich mit mir, dass ich nicht mein ganzes Leben total auf Nachhaltigkeit ausrichten kann. Es gibt gewisse Bereiche, was z. B. meine Leidenschaft das Reisen betrifft, wo ich schon alleine aus zeitlichen Gründen nicht auf Schiff oder Zug setzen kann, wenn ich nach Südostasien möchte. Ich weiß, dass ich damit vielleicht einen größeren ökologischen Fußabdruck verursache, aber ich versuche dabei, ihn eben in anderen Bereichen wieder kleiner zu machen. Letztlich geht es aber auch und vor allem beim Thema Nachhaltigkeit immer darum, Verantwortung für das eigene Tun und sein Leben zu übernehmen.“

Fotos:  © Simone Hart