Der Schweizer Autoveredeler Rinspeed präsentiert mit microMAX das Konzept eines Elektroautos für den Kommunalverkehr, dessen vernetzte Intelligenz wie ein Vogel-Schwarm dynamisch auf den Verkehr reagiert und geplante Routen laufend optimiert.
Dieser Artikel wurde am 2. April 2013 veröffentlicht
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Wie verbindet man die Vorteile von Öffentlichem Verkehr, Individualverkehr, Taxi und Carsharing? Die Frage hat sich Frank Rinderknecht gestellt, Chef der Autowerkstatt Rinspeed. Rinspeed fällt seit Jahrzehnten auf mit seinen kreativen, neuartigen Konzepten und Ansätzen, die regelmäßig am Genfer Autosalon präsentiert werden. Nebenbei werden von der Firma noch Autos getuned und restauriert.

Die neueste Studie, microMAX, ist der Versuch, mit einem besonders gestalteten Elektroauto die Macht des Schwarms für den Verkehr auszunutzen. Der Entwicklungspartner Harman stellte für die Umsetzung seine neue Cloud-Plattform zur Verfügung, die schon bestehende Dienste von Harman zu einem Gesamtkonzept integriert.

Über diese Cloud werden zB Positions- und Passagier-Daten aller im Verbund agierenden Fahrzeuge in Echtzeit übertragen. Eine Mobil-App ermöglicht jedem potentiellen Fahrgast die einfache Ermittlung der momentan idealen individuellen Route, wo er in welches Auto ein- und dann wieder umsteigen muss, um schnellstmöglich zum gewünschten Ziel zu gelangen.

Genügend Fahrzeuge vorausgesetzt entsteht so ein leistungsfähiges, komfortables, flexibles und umweltfreundliches Verkehrssystem, dass man sich entweder als Öffentlichen Verkehr mit flexiblen Routen und Haltestellen vorstellen kann, oder als Individualverkehr mit vermehrten Stops zum Ein- und Aussteigen lassen von scheinbar zufälligen Passagieren.

Das Auto selbst erinnert ein wenig an einen Mini-Bus, hat Elektroantrieb, ist nur 3,75m kurz, dafür über 2m hoch, und bietet Platz für FahrerIn und 3 MitfahrerInnen inklusive Gepäck oder Kinderwagen. Außergewöhnlich sind die Stehsitze, die ein wenig an Sättel erinnern, der integrierte Kühlschrank sowie ein vorhandener mobiler Internetzugang, der entweder für Arbeit oder für Unterhaltung sorgen soll.

Ein Problem ist der Umgang mit Daten: Anonym ist in diesem Verkehrs-Netzwerk nämlich niemand mehr. Über NFC (Near Field Communication) werden alle Insassen identifiziert, ein ein individuelles Bewegungsschema innerhalb des Netzwerks kann in hohem Detailgrad erstellt werden. Das ist zwar nichts im Vergleich zur Vorratsdatenspeicherung von Handy-Daten (Bewegungsdaten werden hier auch gespeichert), die Datenmenge lässt aber Platz für ausreichenden (Fehl-)Interpretationsraum. Geplant ist auch, dass das System automatisch auf Abrechnungssysteme zugreift, wie auch auf Community-Profile. Ziel ist es, das Leben seiner Fahrgäste so einfach, angenehm und personalisiert wie möglich zu gestalten. Ein Datenschutz-Konzept gehörte leider nicht zur Präsentation.

Eine Galerie mit Renderings des microMAX gibt es bei Rinspeed, Fotos des Konzept-Fahrzeugs beim Genfer Autosalon.