Wer einen Garten hat, der hat darin bestimmt eine Rasenfläche. Und wer einen Rasen pflegt, hört irgendwann vom Vertikutieren. Was ist das? Und wozu ist es gut? Ist es wirklich gut?
Dieser Artikel wurde am 2. April 2013 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In den wenigsten Gärten gibt es “natürliche” Wiesen. Der Klassiker ist ein Rasen. Und der soll schön und gesund sein.

Der “perfekte” Rasen

Doch warum ist der eine Rasen grün und saftig, der andere moosig, klumpig und verfilzt? Warum sind Profirasen so perfekt, und warum meiner nicht?

Als Grund wird manchmal genannt, dass zu wenige Gartenbesitzer von einer angeblich wichtigen Tätigkeit für einen gesunden, atmenden Rasen wissen: vom Vertikutieren. Tatsächlich werden “professionelle” Rasenflächen, etwa auf Fußballplätzen, oder in Vorzeigegärten, regelmäßig vertikutiert – Mitte April bis Mai ist die übliche Zeit dafür.

Kurze Messer

Dabei wird zunächst ganz klassisch gemäht, dann mit eigenen Vertikutiergeräten Pflanzenmaterial, das nicht direkt Gras ist, entfernt – zuvorderst Moos und Unkraut. An einer Walze befinden sich senkrecht rotierende, kurze Messer (Vertikutieren kommt von “vertical cut“, senkrechtem Schnitt), die einige Millimeter oder bis zu zwei Zentimeter in den Boden eindringen und alten Rasenmulch, Moos und Unkraut herausschneiden.

Hausgärten sind anders

Das so abgearbeitete Material eignet sich perfekt für den Kompost. Aber: Ein frisch vertikutierter Rasen ist ein verletzter Rasen. Das Wurzelgeflecht knapp unter der Oberfläche ist von “störendem” Material befreit, doch es ist zerschnitten. Das ist ein ernster Eingriff. Deshalb benötigt ein Rasen nach dem Vertikutieren auch einige Wochen Ruhezeit, in der er sich regenerieren kann.

In privaten Gärten ist so eine Ruhephase ausgerechnet im Frühjahr nicht wirklich wünschenswert. Wenn die ersten Sonnenstrahlen nach dem Winter kommen, will man den Garten eben gerade nutzen, nicht schonen.

Problem: Moos

Aber wenn das Vertikutieren so ein ernster Eingriff ist, was kann man sonst gegen verfilzten Rasen und Moos tun?
Rasenfilz zu entfernen ist verblüffend einfach: das geht mit dem Laubrechen. Bearbeiten Sie das verfilzte Gras leicht mit einem Besen und rechen Sie Verunreinigungen weg. Lassen Sie die ersten Frühjahrstriebe des Rasens kommen und mähen Sie. Das abgemähte Gras rechen Sie wieder ordentlich weg und kompostieren es.

Stickstoff, Moos und Gras

Ein hartnäckigerer Gegner ist Moos. Wenn Moos das Gras verdrängt, wird das oft als Zeichen für falsche Feuchtigkeitsverteilung angesehen. Ein Irrtum! Moos ist eine Anzeigerpflanze für Stickstoffmangel. Es wächst, wenn zu wenig gedüngt wird und der Boden nährstoffarm ist. Das ist zuerst in der Nähe von Bäumen und im Schatten von Hecken der Fall.

In diesen Bereichen werden die Nährstoffe von den flachen Wurzeln von Bäumen und Sträuchern verbraucht – es besteht mehr Bedarf an Nährstoffen. Generell sind sehr oft Beete stark gedüngt oder sogar überdüngt, Rasenflächen dagegen ausgehungert.

Dünger: so viel wie nötig, so wenig wie möglich

Düngen Sie mit Augenmaß: ein zu Viel an Nährstoffen ist Verschwendung, schädigt das ökologische Gleichgewicht und belastet dazu noch das Grundwasser. Eine Bodenuntersuchung kann genauen Aufschluss über die Nährstoffversorgung und den Düngerbedarf geben – Gartenbauvereine bieten solche Untersuchungen manchmal kostengünstig an.

Pflegen statt Schneiden

Kurz gesagt:
Vertikutieren ist ein harter Schnitt, der am Grundproblem nichts ändert. Versorgen Sie den Boden über einige Jahre richtig, und sie gewinnen auf Dauer einen nachhaltig gesunden Garten.