Vitaminwerbung
Vitaminwerbung
Viele ungesunde Produkte werden mit Vitaminen beworben.
Dieser Artikel wurde am 18. Mai 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Initiative foodwatch hat erst kürzlich in einer Studie enthüllt, dass Vitaminwerbung auf vielen Lebensmittelprodukten in die Irre führe. 90 Prozent der mit Vitaminen beworbenen Produkte in Deutschland etwa entsprächen nicht den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für ausgewogene Lebensmittel. Nach einer aktuellen Abstimmung des EU-Parlaments soll die Vitaminwerbung auf solchen Lebensmitteln trotzdem weiterhin erlaubt sein.

90 Prozent der Vitaminwerbung ist irreführend

Die Verbraucherinitiative foodwatch ermittelte: 90 Prozent der Lebensmittel in Deutschland, die auf der Verpackung Vitaminwerbung aufwiesen, seien ungesund. Darunter seien viele zu süß, zu fettig oder zu salzig und entsprächen nicht den Kriterien der WHO für ausgewogene Lebensmittel. Die Lebensmittelindustrie versetze etwa Süßigkeiten, Zuckergetränke, Säfte oder Joghurts mit billigen künstlichen Vitaminen, um sie als gesund bewerben zu können. Damit würden Verbraucher bewusst in die Irre geführt.

Vitaminwerbung und andere gesundheitsbezogene Werbeaussagen, sogenannte Health Claims, müssen seit 2012 in der EU genehmigt werden. Es gibt rund 250 zulässige Health Claims. Jedoch ist nicht geregelt, welche Produkte sich diese auf die Verpackung schreiben dürfen. Eigentlich sollten schon längst Nährwertprofile mit Mindestanforderungen in die Verordnung zu den Health Claims aufgenommen worden sein. Auf Druck der Lebensmittellobby sollen die geplanten Nährwertprofile mit Mindestanforderungen wieder aus der Verordnung herausgestrichen werden.

Wird die Vitaminwerbung weiterhin erlaubt?

Hierüber stimmte das EU-Parlament am 12. April 2016 ab. foodwatch forderte im Vorfeld, den Antrag der Lebensmittellobbyy abzulehnen und sich am Nährwertmodell der WHO zu orientieren. Vitaminwerbung dürfte danach nur auf Produkten zu lesen sein, die dem Nährwertmodell entsprächen. Die Kriterien hatte die WHO ursprünglich entwickelt, um Werbung für Produkte einzuschränken, die auf Kinder abziele. Die Nährwertprofile eigneten sich jedoch insgesamt zur Orientierung für eine gesunde Ernährung. So fordert auch der Europäische Verbraucherverband (BEUC), die Verordnung zu den Health Claims auf Basis dieser WHO-Kriterien aufzubauen.

Das EU-Parlament hat jedoch dem Antrag der Lebensmittellobby stattgegeben. Vitaminwerbung wäre somit weiterhin auch auf ungesunden Lebensmitteln erlaubt wie z. B. Limonade und Junkfood. Mindestanforderungen für die Health Claims würde es weiterhin nicht geben. Die endgültige Entscheidung liegt jetzt bei der EU-Kommission.

Zur foodwatch-Studie:

https://www.foodwatch.org/fileadmin/Themen/Health_Claims/Dokumente/2016-03-30_Report_Vitaminwerbung.pdf

Quellen:
Foodwatch: foodwatch-Studie: 90 Prozent der mit Vitaminen beworbenen Lebensmittel sind ungesund. 05.04.2016. http://www.foodwatch.org/de/presse/pressemitteilungen/foodwatch-studie-90-prozent-der-mit-vitaminen-beworbenen-lebensmittel-sind-ungesund/ (zuletzt aufgerufen: 18.05.2016).
Foodwatch: EU-Parlament will irreführende Gesundheitswerbung weiter erlauben. 12.04.2016. https://www.foodwatch.org/de/informieren/gesundheitswerbung/aktuelle-nachrichten/eu-parlament-will-irrefuehrende-gesundheitswerbung-weiter-erlauben/. (zuletzt aufgerufen: 18.05.2016).
Bild: © Martina Liel