Was bedeutet Upcycling?
Der Schlüssel zum Verständnis steckt schon im Wort „upcycling“ selbst. Der „cycling“-Teil beschreibt den Lebenszyklus eines Gegenstands von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung. Der Wortteil „up“ verrät: Es geht für den Gegenstand auf eine neue, höhere Ebene.
One man’s trash is another man’s treasure
Beim Upcycling werden Gegenstände, die ihre eigentliche Bestimmung hinter sich und ihre Funktion absolviert haben, für etwas Neues genutzt. Oft geht es dabei um eine völlige Zweckentfremdung. Eine Jeanshose, eine LKW-Plane oder Fahrradschläuche können zu einer Handtasche werden. Alte Vorhänge werden zu Turnbeuteln oder Lavendelsäckchen. Gummistiefel werden zu Blumentöpfen und gestapelte Autoreifen zu Gartenhockern. Beim Upcycling geht es ganz klar um die Verlängerung des Nutzungszeitraums von Alltagsgegenständen.
Einfache Upcycling-Projekte
Was die einen als Müll bezeichnen und entsorgen würden, findet bei Upcycling-Fans eine zweite Aufgabe im Leben. Das kann schon durch ganz einfache Handgriffe passieren: Einen alten Duschvorhang kann man super als Unterlage zum Lackieren, Ausmalen oder beim Basteln mit Kindern verwenden. Wer – wie ich – das Glück hat, bei einer Baustelle vorbeizulaufen, wo die Kabelspule aus Holz nicht mehr gebraucht wird, rollt sich das gute Stück auf die Terrasse und spart sich viel Geld für einen Pflanzentisch. Im Grunde ist auch das Upcycling.
Upcycling kann auch Kunst sein
Ganz oft sind Upcycling-DIY-Projekte richtige Hingucker. Mit den vorhin erwähnten ausgemusterten Jeans lassen sich tolle Dinge herstellen. Auch mit Knöpfen, Kaffeekapseln, Kleiderhaken oder den Plastikringen, mit denen man einen Duschvorhang auf der Stange befestigt, gibt es kreative Bastelideen. Wer Lust hat, sich Inspiration zu holen, schaut am besten gleich mal auf dem umfangreichen VlikeVeronika-Pinterest-Board mit zahlreichen gesammelten Upcycling-Ideen vorbei.
Vorsicht bei klassischen Recycling-Materialien
Wir kennen ihn alle: Den Stiftehalter aus einer mit Lackspray aufgemöbelten leeren Aludose. Auch DIY-Ideen aus Tetra Paks, die mit Glitzer und Spitzenborten verziert werden, gibt es zuhauf. Die fertig gebastelten Kunstwerke lassen manchmal auch gar nicht mehr auf ihr Ursprungsmaterial rückschließen.
In den allermeisten Fällen finde ich das großartig! Beim Basteln mit Materialien, wie Plastik, Aluminium, Glas, Papier oder Karton sollten Upcyclerinnen und Upcycler allerdings zwei Dinge im Hinterkopf behalten:
- Im Idealfall lässt sich der upcycelte Gegenstand später recyceln oder im Rest-, aber nicht im Sondermüll entsorgen.
- Bei klassischen recyclingfähigen Materialien, die mit Kleber, Lack und Ähnlichem so bearbeitet werden, dass sie nicht mehr recycelt werden können, sollte sich der Nutzungszyklus wirklich erheblich verlängern.
Nicht alles, was upcycelt wurde, lässt sich später gut recyceln
Ein sehr gutes Beispiel ist Glas: Leere Glasflaschen oder Schraubgläser werden gerne mit Lack auf der Innen- oder Außenseite verziert und als Dekostücke, Vasen oder Kerzenhalter verwendet. Grundsätzlich ist das eine Spitzenidee. Wenn man durch die Weiterverwendung der Glasflasche wirklich dem Kaufimpuls bei den nächsten Shoppingtouren durch den Wohnaccessoire-Lieblingsstore widerstehen kann. Landet die lackierte Flasche aber nach einmaliger Verwendung im Müll, ist mehr verloren als gewonnen.
Wenn die Glasflasche nämlich lackiert ist, wird sie für den Altglascontainer ungeeignet. Glasflaschen mit Lackanstrich gehören sogar in die Problemstoffsammlung.
Außerdem würde man mit diesem DIY-Projekt wertvolles Material aus dem Recycling-Kreislauf entnehmen, denn Altglas kann eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Flaschen verwendet werden.
Gut zu wissen
In Österreich werden durch das Altglas-Recycling jährlich über 250.000 Tonnen an Primärrohstoffen (Quarzsand, Kalkstein, Dolomit und Soda) eingespart.
In Wien werden jährlich um die 27.000 Tonnen an Altglas gesammelt.
Quelle: wien.gv.at: Weißglas und Buntglas – Mülltrennung
Wissenswertes rund ums Thema Glas, Glasrecyclingmythen und Aufbewahrungstipps erfährt man übrigens auf dem Instagram-Account von Friends of Glass, einer Awareness-Plattform von Unternehmen und Organisationen, die sich für die Nutzung von Glas als Verpackungsmaterial einsetzt.
Nachhaltigkeit und Upcycling
Mein kleines Plädoyer, beim Upcycling vorsichtig mit Recycling-Materialien umzugehen, möchte ich noch eine wichtige Bemerkung hinterherschieben:
Auch ein Stiftehalter aus einer beklebten Aludose oder ein Matchboxauto-Parkhaus aus einer mit Heißkleber geklebten Kartonschachtel kann nachhaltig sein. Das gilt besonders dann, wenn man mit Kindern bastelt und sie an das Thema Upcycling und die – fast ein bisschen philosophische – Frage, „Was ist Müll?“, heranführt. Eine große Sammlung an Upcycling-Ideen, die nach dem jeweiligen Ausgangsmaterial geordnet sind, finden Upcycling-Interessierte auf dem VlikeVeronika-Pinterest-Board „Upcycling | Reuse to reduce“ oder auf dem VlikeVeronika-DIY-Blog in der Rubrik „Upcycling“.
Darüber hinaus spart man beim Basteln mit Kartonagen, die man zum Beispiel beim Einkauf beim Diskonter mitgenommen hat, auch Geld für Bastelmaterial. Es muss nicht immer ein fertiges Bastelset gekauft werden. Auch mit ganz alltäglichen Gegenständen und Materialresten lassen sich kreative Projekte umsetzen. Zu guter Letzt spart man mit dem selbstgebastelten Matchboxauto-Parkhaus auch Geld. Und ist die Parkhausphase vorüber, fällt die Trennung vom Etagenbauwerk aus Karton sicherlich leichter, als von einem gekauften Pendant aus Plastik.
Fazit – Upcycling schafft Mehrwert
Abgesehen vom eigenverantwortlichen Überlegen, wie sinnvoll und wie lange nutzbar das geplante Upcycling-Projekt ist, gibt es beim Upcyceln keine Regeln. Jede Technik, die den Bastlerinnen und Bastlern geeignet scheint, um aus „Müll“ Mehr-Wert zu stiften, ist erlaubt. Hier darf zerschnitten, zerrissen, geklebt, gefädelt, fest und locker gemacht werden!
Die Freude, wenn man aus der alten, untragbar gewordenen Lieblingsjeans ein Schlüsselband macht, ist groß – versprochen!
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