Die volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels sind offenbar unkalkulierbar.
Dieser Artikel wurde am 10. Dezember 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Folgen des Klimawandels sind bereits spürbar und verursachen enorme Kosten. In welchem Masse diese in den kommenden Jahren steigen werden, lässt sich nur erahnen. Die entsprechenden Versicherungen rechnen bereits mit mehreren Billionen Dollar. Dabei sind all die Schäden, die die „einfachen Menschen“, die Kleinbauern, die Hungernden in den Dürregebieten, die sich extrem ausweiten werden, und viele andere extreme Auswirkungen noch gar nicht erfasst, werden auch wohl nie beziffert werden. Allein die Folgen für die Industrie, die Infrastruktur und die Menschen, die versichert sind werden gezählt. Da kommt die Klage eines Kleinbauern in Peru gegen die Verursacher in Europa höchst ungelegen und zwingt die Regierungen der Industriestaaten zum Nachdenken und Handeln, wahrscheinlich zu einer erzwungenen Änderung bestehender Gesetze.

Die Legalität der Mittweltzerstörung ist der entlarvende Skandal

Der peruanische Kleinbauer und Bergführer Lliuya fordert mit einer Klage vor einem deutschen Gericht von der RWE als „einem der größten Mitschuldigen am Klimawandel“ den Betrag von 17.000,00 Euro, weil der abschmelzende Gletscher über seinem Dorf den Gletschersee zum Überlaufen zu bringen droht. Der Betrag soll für einen Schutzdamm verwendet werden. Die Klagesumme hat Lliuya als Anteil der RWE an dem Gesamtausstoß des Klimagases CO2 ermittelt, nämlich 0,5%. Für die RWE also ein Betrag, der weder in der Werbungskasse (223 Mio. Euro), der „Portokasse“ (67 Mio. Euro) und schon gar nicht bei dem Nettogewinn 2014 von 1,7 Mrd. Euro auch nur erwähnt werden würde (siehe RWE Geschäftsbericht 2014). Trotzdem will die RWE nicht zahlen, mit dem Argument, sich keiner Mitverantwortung bewusst zu sein, da man seit Bestehen des Konzernes sich stets an alle gesetzlichen Vorgaben und Richtlinien gehalten habe. Menschen, die vom Klimawandel existenziell betroffen werden, müssen sich also darauf einstellen, dass sie die Verursacher zumindest bei der bestehenden Gesetzeslage kaum zur Verantwortung ziehen können werden. Der globale volkswirtschaftliche Schaden wurde schon vor Jahren von diversen Institutionen bereits auf mindestens 2 Billionen Dollar geschätzt. Da würden 0,5% Anteil schon 10 Milliarden Dollar betragen und das wären dann gut 20% des betrieblichen Vermögens der RWE (2014 – 47,711 Mrd. Euro).

Können wir uns den Klimawandel gar nicht leisten?

Das private Vermögen der weltweit reichsten Personen könnte allerdings ausreichen, alle diese Schäden zu begleichen, oder gar – wenn es sofort eingesetzt würde – die globale Wende, weg von kohlenstoffbasierter Energie ad hoc umzusetzen. Das ist allerdings ein Gedanke, den die verantwortlichen Politiker nicht einmal im Ansatz aufgreifen. Die Ausbeutung dieses Planeten wurde natürlich ausschließlich in Europa – vor 500 Jahren – begonnen. Die USA, als ehemalige Kolonie Europas, haben traditionell diese Ausbeutung übernommen und die so genannten Schwellenländer sind erst seit dem Fall des Eisernen Vorhanges dabei. Allerdings wesentlich im Dienste der alten Imperien und kaum in eigener Verantwortung. Das Kapital aus dieser Ausbeutung wurde und wird also in erster Linie in den alten Industriestaaten gesammelt und der dortige „Lebensstil“ wurde und wird aus dieser globalen Schuld finanziert. Wenn also irgendjemand zur Verantwortung gezogen werden müsste, dann genau diese Staaten und niemand sonst. Das Gejammer der „geplagten“ Industriestaaten bei dem aktuellen Klimagipfel in Paris ist scheinheilig und grotesk.

Saul Luciano Lliuya hat absolut Recht und muss auch Recht bekommen

Der Wunsch des Peruaners Lliuya ist viel zu bescheiden und die Errichtung eines Schutzdammes wird auch nur eine Weile ausreichen, sein Dorf zu erhalten. Die Millionen Menschen, die gerade in Äthiopien vor einer Hungerkatastrophe stehen, Millionen Menschen in Bangladesh, denen der Untergang ihres Landes bevorsteht, insgesamt das Schicksal von über einer Milliarde Menschen und eine ruinierte Mitwelt sind das eigentlich Problem der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Die – noch – glimpflich davon kommenden Paradiese in Europa und einigen Staaten der USA werden sich auf Millionen Klimaflüchtlinge einstellen müssen.
Alles, was wir im Augenblick an Problemen, Katastrophen, ja Kriegen weltweit erleben, hat letztlich seine Ursache in dem Handeln Europas und nicht in all den Ländern, die seit 500 Jahren schon dafür bezahlt haben. Die erste Rechnung liegt auf dem Tisch und ist eher symbolisch zu sehen. Egal, was die Minister in den kommenden Tagen in Paris beschließen, die nächsten Rechnungen werden kommen und mit Sicherheit weit höher sein. Es ist unbedingt an der Zeit, den Menschen in Europa und den USA die Wahrheit zu sagen. Die Empörung wird verheerend sein, der Klimawandel ist es mit Sicherheit schon jetzt.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/klimagipfel-in-paris-wir-brauchen-mehr-einschraenkungen-kommentar-a-1066198.html
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-12/klimaschutz-ziele-transparenz-unternehmen-stabilitaet
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2015-12/indien-chennai-flut-fs
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/peruanischer-bauer-verklagt-rwe-a-1066581.html
http://taz.de/Greenpeace-Chef-Kumi-Naidoo/!5259214/
http://taz.de/Vatikan-unterzeichnet-Klimakonvention/!5259311/
http://taz.de/Nach-schwerer-Duerre/!5259263/
http://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel.html?gclid=CNywmuuMzskCFQupGwodCW4HFw
http://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/klimawandel/globale-erwaermung/?ppc=1&gclid=CJHTl_iMzskCFSUIwwodZmcNbw
https://www.greenpeace.de/themen/klimawandel
http://www.claudiakemfert.de/fileadmin/user_upload/pdf/pdf_publikationen/IP_Kemfert.pdf

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