Es gibt sie auf den Malediven, auf Fidschi, in Dubai und in Durban: Prachtvolle Unterwasserrestaurants, die jeden, der sich nicht von gewissen klaustrophobischen Gedankenspiralen davon abhalten lässt, dazu einladen, unter der Meeresoberfläche mit Blick auf die beeindruckende Fischwelt zu dinieren. Wer sich dafür begeistern kann, köstliche Speisen unter Wasser zu sich zu nehmen, der muss aber seit Kurzem nicht mehr ans gefühlt andere Ende der Welt dafür fliegen, sondern findet eine Möglichkeit dazu jetzt auch in Europa.
Unterwasserrestaurant und Forschungszentrum
Am südlichsten Punkt der norwegischen Küste hat nämlich im März diesen Jahres das erste Unterwasserrestaurant Europas eröffnet. „Under“ heißt das Projekt, das nicht nur als lukullischer Tempel für abenteuerlustige Gourmets dienen soll, sondern gleichzeitig als Meeresforschungszentrum fungiert. Während für unsereins die Namensgebung vielleicht etwas plump daher kommt, liegt im Norwegischen ein gewisser Zauber in dem Namen des Restaurants. Denn „under“ heißt in der Landessprache nicht nur „unten“ sondern bedeutet gleichzeitig auch „Wunder“.
Panoramafenster in der tiefsten Ebene des Restaurants unter Wasser
Das Wundersame am Darunter wird für den Besucher spätestens auf der tiefsten Ebene des Lokals spürbar. Die Architekten des Büros Snøhetta, die hinter dem zur Hälfte ins Wasser ragenden Betonbaus stehen, hatten nämlich neben der Verschmelzung des Baus mit der schroffen Umgebung offensichtlich auch das Besuchererlebnis bei ihrer Planung der verschiedenen Niveaus vor Augen. So betritt man das „under“ an der Meeresoberfläche, und lässt sich dabei quasi auf dem Weg nach unten in den Garderobenbereich vom Wasser einnehmen. Eine Ebene weiter – unmittelbar da, wo die Küste ins Meer übergeht, wartet auf den Besucher eine Champagner-Bar, bevor er noch ein Stück tiefer das „Wunder“ des „Under“ entdecken kann: Den gediegenen Speiseraum mit einem elf Mal vier Meter großem Panorama-Acrylfenster, das den Blick auf den Meeresboden freigibt.
Rücksichtsvolle Speisekarte
Insgesamt haben bis zu 40 Gäste Platz im Unterwasserrestaurant, das im Inneren neben Stahlgeländern und Handläufen aus Messing mit Verkleidungen aus Eichenholz eine tiefe Ruhe ausstrahlt, während sich draußen die rauen Wellen hart an der Betonschale brechen. In dieser besonderen Atmosphäre serviert Chefkoch Nicolai Ellitsgaard saisonale Menüs, die sich auf die örtliche Artenvielfalt beziehen und die zusammen mit Meeresbiologen entwickelt werden. So soll das Küchenteam mit Zutaten aus der regionalen Umgebung sowie aus dem Meer kochen, die natürlich an der Küste vorkommen und auf nachhaltigem Wege geerntet oder gefischt werden. Dazu gehört Seepfleilgrad ebenso wie Waldpilze, Beeren oder eben die unzählige Vielfalt an Schalentieren. Das Ziel sei eine „kleine, rücksichtsvolle“ Speisekarte. Wer diese durchprobieren will, der sollte zeitgerecht planen. Das „Under“ ist über Monate hinweg ausgebucht.
Nähere Infos gibt’s hier: https://under.no
Quellen: design-milk.com, diepresse.com / Fotos: © Ivar Kvaal – snohetta.com
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