Je nachdem, was wir in einer Gesellschaft und in einem Kulturkreis wertschätzen, zeigt sich vermehrt. Speziell auch die guten Taten, oder welche, die im jeweiligen Kontext definiert als solche werden, führen nicht nur zu mehr Ansehen, sondern führen auch zu einem vermehrten Auftreten dieser Tat durch andere.
Kurz gesagt: Wir machen mehr Gutes, wenn wir dafür auch gesehen und anerkannt werden. Aber wie können wir diese Technik nutzen, um mehr gute Taten in die Welt zu tragen?
Spieltheorie
Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert die Spieltheorie als „eine mathematische Methode, die das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen ableitet, in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen anderer abhängt.“
Konkret bedeutet es, dass uns die Spieltheorie aufzeigen kann, wie sich das Verhalten bei Entscheidungen bei Menschen ändert, je nachdem wer profitiert, und ob die Entscheidungen transparent sind. Wenn wir also vor eine Entscheidung gestellt werden, spielt sowohl Gruppendynamik als auch Transparenz eine große Rolle. Entweder wir wählen, dass wir mehr und die anderen weniger bekommen, oder aber wir gehen das Risiko ein, insgesamt weniger zu bekommen wenn nicht alle mitspielen, aber dafür mehr zu bekommen als in der ersten Option alleine, wenn alle anderen auch mitspielen und ebenfalls nicht egoistisch sind.
„Im Schutz der Anonymität wuchern Egoismus, Mobbing und Betrug. […] Nicht gesehen zu werden, fördert Fehlverhalten: Wer sich unbeobachtet wähnt, bohrt in der Nase. Schaut einer hin ist der Finger draußen, wird dem Obdachlosen was gegeben, der Müll eingesammelt“, sagt Frank Schätzing in seinem Buch Was, wenn wir einfach die Welt retten? – Handeln in der Klimakrise.
Transparenz
Die Spieltheorie und Frank Schätzings Bezug auf den Klimawandel und andere Probleme unserer Zeit zeigt deutlich auf, dass Transparenz und Sichtbarkeit ein relevanter Faktor für tiefgreifende Veränderung sein kann. Wenn wir durch das Zeigen unserer guten Taten in unserem Umfeld oder auch darüber hinaus Anerkennung erhalten, haben wir mehr als nur einen altruistischen Anreiz, mehr davon zu tun.
So sehr Altruismus von vielen Menschen hochgehalten wird, sind wir doch im Kern, wenn es darauf ankommt viel häufiger egoistisch. Das muss aber nicht per se schlecht sein, und kann in der passenden Kultur dennoch gutes bewirken.
Wenn jeder, der Müll trennt, Plastik vermeidet, regional einkauft, oder mit dem Fahrrad statt dem Auto fährt, Anerkennung dafür bekommt, wird er oder sie nicht nur mehr davon tun, sondern es auch öffentlich sichtbarer machen, da dadurch der gesellschaftliche Status steigt.
Was wir tun können
Um also diese Vorteile der Dynamik der positiven Verstärkung zu nutzen, ist es wichtig, sehr viel sichtbarer und transparenter unsere guten Taten zu zeigen. Egal ob direkt in der Umsetzung, ob wir es auf Social Media teilen, oder in Konversationen einfließen lassen.
Außerdem ist es gleichzeitig auch relevant, dass wir die guten Taten der anderen sehen, anerkennen und wertschätzen. Dies kann nicht nur sein, dass wir die Person direkt ansprechen, sondern auch, dass wir Programme oder Initiativen ins Leben rufen, die diese Taten extra noch sichtbarer machen, honorieren, und dadurch das Ansehen der Umsetzer stärken.
Risiko
Transparenz birgt aber auch immer das Risiko, in eine Überwachung und Kontrolle zu kippen. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle darauf achten, dass es dennoch immer auf Freiwilligkeit beruht, dass wir auf Belohnung und nicht auf Bestrafung ausgerichtet sind.
Fazit
Es mag für manche falsch klingen, nur auf dieser oberflächlichen Ebene die Motivation für Verhaltensänderung bewirken zu wollen. Und es ist natürlich wichtig und hilfreich, wenn die Menschen auch aus ihrer Überzeugung heraus einen positiven Beitrag für eine nachhaltigere Zukunft leisten wollen. Wenn jedoch mehr Menschen durch das Tun erleben, dass nicht nur sie sondern alle davon profitieren, wenn sie etwas tun, werden diese neuen Verhaltensmuster gestärkt, und wir können dadurch eine nachhaltigere Veränderung in unseren täglichen kleinen und größeren Taten bewirken.
Quellen
Was, wenn wir einfach die Welt retten? – Handeln in der Klimakrise (von Frank Schätzing)
Kultur als Faktor für Nachhaltigkeit
wirtschaftslexikon.gabler.de: Spieltheorie