Königsweg zur Energiewende? Die dezentrale Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen wird intensiv diskutiert. Viele Pros und Kontras müssen dabei abgewogen werden.
Dieser Artikel wurde am 9. Mai 2022 veröffentlicht
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Die dezentrale Produktion von Energie aus erneuerbaren Quellen gilt oft als Königsweg zur Energiewende. Auch energieleben hat oft über dezentrale Möglichkeiten berichtet. In Deutschland wird gerade intensiv über Kosten und Nutzen verschiedener Formen der Energieversorgung diskutiert. Das Fazit: Nur mit einem Mix aus zentralen und dezentralen Technologien kann die Energieversorgung klimafreundlich, sicher und wirtschaftlich werden.

Als „Irrtum auf dem Dach“ hat Andreas Luczak, Professor für Regenerative Energien an der Fachhochschule Kiel, die privaten Photovoltaikanlagen bezeichnet. Im Rahmen einer Studie kam er zum Schluss, dass die Energiewende mit einer stark dezentralen Struktur der PV- und Windanlagen eher teurer ist als eine mit einer eher zentralen Energieversorgung. Einerseits liegt es daran, dass Ökostrom dort billiger generiert werden kann, wo die meisten Wind- und Sonnenressourcen vorhanden sind. Bei privaten Kleinanlagen ist das nicht unbedingt der Fall. Andererseits überwiegt laut Luczak der Skaleneffekt von weniger großen Anlagen die mögliche Einsparung von Netzausbaukosten bei einer eher verbraucherorientierten Verteilung der Anlagen.

Dass dezentrale Kleinanlagen alleine nicht das Allheilmittel sind, zu dem Ergebnis kommen auch Expert:innen im Rahmen des Projekts „Energiesysteme der Zukunft“, eine Kooperation der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademie der Wissenschaften. Die Arbeitsgruppe „(De-)zentrale Energieversorgung“ des Projekts schlägt einen Mix aus zentralen und dezentralen Technologien vor. Die Herausforderung liegt demnach darin, die einzelnen Elemente zu einem funktionierenden Gesamtsystem zu integrieren.

Einer der Hauptknackpunkte bei der Klimawende ist demnach der Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze. Nur kurz- bis mittelfristig können dezentrale Ansätze einen zu langsamen Netzausbau kompensieren. Das neue Netz muss zudem flexibler steuerbar sein, sollte Innovationen berücksichtigen und die Beteiligung aller Menschen ermöglichen. Nur digitale Verteilungsnetze können der zunehmend komplexer werdende Vernetzung von Erzeuger, Speicher und Verbraucher gerecht werden. Solaranlagen auf dem Dach werden dabei nicht als Irrtum angesehen, schließlich genießen sie die größte Akzeptanz in der Bevölkerung. Allerdings gilt es, individuellen und kollektiven Eigenverbrauch zu erleichtern. Ansatzpunkte dafür bietet das Clean Energy Package der Europäischen Union. Als Anker für all diese Maßnahmen steht für die Experten aber eines fest: Eine sektorenübergreifende CO2-Bepreisung muss so schnell wie möglich kommen.


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Bild: Vivint Solar