Dieser Artikel wurde am 19. November 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Wie schon bei allen Berichten des IPCC zum Klimawandel seit 1990 ist auch der vorliegende Bericht zu…
Dieser Artikel wurde am 19. November 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wie schon bei allen Berichten des IPCC zum Klimawandel seit 1990 ist auch der vorliegende Bericht zu den Klimaveränderungen nur die Spitze des Eisbergs, weniger als die halbe Wahrheit. Der Zwang zum Konsens aller 193 Mitgliedsstaaten verwässert die Studien, bis sie völlig weich gespült sind. Ohne klare Perspektive behindern sich die Aktionen zum Klimaschutz gegenseitig.

 

Die Fakten liegen auf dem Tisch

Die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre hat weiter zugenommen und die globale Durchschnittstemperatur steigt nachweislich weiter an. Trotzdem wird der Zusammenhang immer noch bestritten und die für alle spürbaren Auswirkungen werden heruntergespielt. Der heute vorgestellte 7. Bericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) der UN belegt in den vielen Detailuntersuchungen, welche bereits vorhandenen Veränderungen des globalen Klimas auf den Temperaturanstieg auf Grund der steigenden Konzentration von Kohlendioxid zurückzuführen sind. Die zusammenfassende Beurteilung bleibt allerdings sehr zurückhaltend und verweist darauf, dass eine wissenschaftliche Aussage nun einmal erst in ferner Zukunft möglich ist. Im Klartext: Man wird etwa in 2050 die wissenschaftlich gesicherte Aussage treffen können, das der Klimawandel die Folgen hatte, die man ja erlebt hat und auf die erhöhte Konzentration von CO2 in der Luft zurückzuführen war.

Das mag wissenschaftlicher Gepflogenheit entsprechen, hilft den Menschen, die in der Zeit bis 2050 – und danach – auf diesem Planeten leben aber nicht. Vorhersagen zu treffen, ist nun mal nicht Sache von Wissenschaftlern, eher von Weissagern, bemängelt auch Professor Olav Hohmeyer, einer der leitenden Mitarbeiter des IPCC von 2002 bis 2009 und Koordinator der nunmehr vorgelegten Studie zu den Klimafolgen.

 

Staatliche und Wirtschaftliche Interessen behindern die Wahrheit

Noch drastischer, als die auf die Einhaltung ihrer Standesregeln bedachten Wissenschaftler nahmen und nehmen Politiker Einfluss auf die Aussagen der Berichte. Nachdem die vielen hundert Fachleute die Daten zusammengetragen, die offensichtlichen Fakten aufgelistet und die logischen Zusammenhänge beschrieben haben, wird die „Rohfassung“ des Berichtes von den „Fachleuten“ der 193 Mitgliedstaaten bewertet. Nun greifen staatliche und wirtschaftliche Interessen ein und sorgen für eine fortschreitende Abminderung der eigentlich belegten Aussagen. Der gesamte Bericht wird dabei so verwässert, so dass am Ende eine – zwar von allen Ländern gebilligte, aber – weichgespülte Version entsteht. Besonders Staaten wie die USA und China sorgen dafür, dass an vielen wesentlichen Stellen eher Unklarheit verbreitet wird und die tatsächlichen Auswirkungen nur vage beschrieben werden. Natürlich ist ein rasches Umlenken in der Klimapolitik in diesen Ländern mit härteren Einschnitten verbunden. Letztlich jedoch könnten auch sie von einer radikal veränderten Energiepolitik profitieren, auch wenn diese mit einer einschneidenden industriellen Revolution verbunden ist. Allein kurzsichtige Wirtschaftspolitik verhindert hier den klaren Durchblick.

 

 

Statt einer koordinierten Energie- und Klimapolitik regiert das Chaos

Alle Fachleute bemängeln mittlerweile, dass besonders in den scheinbar so aktiven „Vorreiterstaaten“ in Europa, ein chaotischer Wildwuchs an Klimaschutzmaßnahmen vor herrscht, die sich in der Regel gegenseitig behindern und letztlich zu keinem vernünftigen Ergebnis führen. Viele der meist von privater Hand durchgeführten Projekte sind völlig sinnlos, vergeuden finanzielle Mittel und schaden sogar oft dem Klima mehr, als sie helfen könnten. Auf der anderen Seite führen alle von Konzernen initiierten Projekte – sofern sie überhaupt wirklich durchgeführt werden – nur zu neuen Problemen, anstatt das eigentliche Problem zu lösen. In Deutschland sorgen so über 5000 von Landwirten betriebene Biogasanlagen, mit konventionell angebautem Mais gefüttert, für eine Vergrößerung des Klimaschadens, als das sie durch die CO2-Reduzierung nützen würden. Der intensiv mit synthetischem Stickstoff gedüngte Boden dünstet so viel Lachgas aus, dass die Kohlendioxideinsparung durch das zur Energieerzeugung genutzte Biogas wieder aufgezehrt wird. Die weitere Nutzung von Erdgas oder Heizöl hätte das Klima weniger geschädigt.

Windparks an der Nord- und Ostsee stehen an den besten „Windtagen“ still, weil die vorhandenen Stromnetze den Ökostrom nicht verkraften. Wasserkraftwerke mit Stauseen sorgen für Methanausdünstungen, die aus Wasserkraft somit einen Klimakiller machen. Sonnenstrom aus Fotovoltaik Wüsten und Millionen von kleinen Paneldächern liefert Strom nach Sonnenstand, der gar nicht gebraucht wird oder in so homöopathischen Dosen, dass es den Aufwand nicht lohnt. Netzbetreiber planen und bauen Höchstspannungsnetze nicht dort, wo Ökostrom ins Netz will, sondern dort, wo Kohlestrom in den Export gehen, oder billiger Atomstrom importiert werden soll.

 

 

Es fehlt das Gesamtkonzept, eine vernünftige Planwirtschaft

Laut Aussage des Staatssekretärs Jürgen Becker im Bundes-Umweltministerium kann der Staat nicht als Dirigent eingreifen, sondern nur den Rahmen für die allgemeine Kakophonie liefern. Das ist natürlich – gemessen an der epochalen Aufgabe – grober Unfug. In diesem Zustand einer staatlichen Ohnmacht gegen den Wildwuchs an Aktionismus hilft letztlich nur noch eine rigorose Verstaatlichung des gesamten Energiesektors, letztlich sämtlicher Schlüsselindustrien. Schuld an der Misere ist die industrielle und finanzpolitische Entwicklung der letzten 150 Jahre und wird es auch für alle Zukunft bleiben. Allein: unseren Kindern und Kindeskindern wird es nicht helfen, einen Schuldigen vorweisen zu können, der eben „schuld gewesen ist“. Wir, alle Bürger, Bewohner dieser Erde haben die Chance, ja die Pflicht dafür zu sorgen, dass es nicht so weit kommt, das unsere Kinder auf einer Erde leben können, die wir ihnen „wohl bestellt“ hinterlassen, am besten auch ohne „Schulden“.

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