Dieser Artikel wurde am 9. August 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Seit Wochen sind die Nachrichten voller grausiger Berichte über Kriege und Zerstörung, Flucht und Vertreibung. 2014 sind…
Dieser Artikel wurde am 9. August 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Seit Wochen sind die Nachrichten voller grausiger Berichte über Kriege und Zerstörung, Flucht und Vertreibung. 2014 sind global 36 Kriege oder kriegerische Konflikte gemeldet, letztlich seit über 150 Jahren ohne Pause. Im August 2014 sind laut UNHCR (UN Flüchtlingshilfe) 51,2 Millionen Menschen als Flüchtlinge „gemeldet“, die tatsächliche Zahl ist mindestens doppelt so hoch, insgesamt fast die zehnfache Zahl gegenüber 1945. Maximal ein Drittel werden – von den Industriestaaten – als asylberechtigte Kriegsflüchtlinge anerkannt. Ist eine Welt aus den Fugen, die sich ernsthaft um eine nachhaltige Zukunft kümmern soll?

Erstmals werden Klimaflüchtlinge als asylberechtigt anerkannt

Neuseeland hat aktuell Flüchtlinge von der Inselgruppe Tuvalu als Klimaflüchtlingen Asylrecht zuerkannt (http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2014-08/neuseeland-klimawandel-tuvalu-asyl). Damit ist erstmals der Klimawandel als tatsächliche Krise gewertet worden, im Verbund mit den zahllosen „anderen“ Krisen durch die Menschen an Leib und Leben gefährdet sind. Gemeinsam ist diesen Krisen, dass sie als unabwendbar scheinen, zumindest so eingestuft werden. Alle diese Krisen sind jedoch „menschengemacht“ und damit in Wahrheit veränderbar. War da nicht eine gemeinsame Erklärung aller Staaten – bzw. deren Vertreter – vor dem hohen Gremium der „Vereinten Nationen“?

Die jährlich tagende COP (Conference of the Parties), das höchste Gremium der UNFCCC (Klimarahmenkonvention der UN), hat sich zu gemeinsamen Aktionen und nationalen Anstrengungen verpflichtet, den Ausstoß an Treibhausgasen kontinuierlich zu senken. Das nächste Treffen findet vom 01. bis 12. Dezember in Lima (Peru) statt. Werden dann auch die „Kriegsparteien“ mit am Tisch sitzen? Torpedieren diese nicht permanent – seit 1945 – jede Anstrengung eine gemeinsame Lösung für die globalen Probleme zu finden? Jede mühsam errungene Einsparung an Treibhausgasen wird doch – hintenherum – durch jeden Waffengang wieder zunichte gemacht. Insgesamt steigt somit der Ausstoß an klimaschädigenden Gasen global trotz aller Einsparungen.

Ist die „kognitive Schwelle“ erreicht, die Zivilisation unfähig, ihre Kultur zu erhalten?

Rebecca Costa warnte in ihrem Buch „Kollaps oder Evolution“ vor der „kognitiven Schwelle“, dem Punkt im Denken der Menschen, an dem es ihnen unmöglich erscheint wirkliche Lösungen für ihre existenziellen Probleme zu finden. Es sieht zumindest aktuell so aus, als würde die Evolution ganz klar entscheiden, dass diese Spezies scheitern muss. Dabei ist die aktuelle Version des Hominiden gerade derart kurz „aktiv“, dass sie im Tagebuch der Evolution nicht einmal Erwähnung finden wird.

In Wahrheit jedoch scheint das aktuelle Bild – auch der kriegerischen Auseinandersetzungen – eine andere Deutung zuzulassen. Auf der einen Seite sind alle „Kriege“ der letzten 5000 Jahre Wirtschafts- oder Handelskriege. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder, eben solange, Auseinandersetzungen, die eher Revolutionen – also Befreiungsschläge – sind, also Zusammenbrüche von sogenannten „Nationen“. Diese sind ja keine Gebilde in irgendeinem sinnvollen Zusammenhang, sondern lediglich Machtbereiche, Einflusszonen oder eben definierte Produktions- und Absatzgebiete. Diese Kunstgebilde müssen scheitern, weil sie den Menschen und der Mitwelt schaden und ihnen Gewalt antun (siehe: Daron Acemoglu / James A. Robinson: Warum Nationen scheitern). Auch dieses ist ein Naturgesetz und den Menschen ebenfalls seit weit mehr als 5000 Jahren bekannt.

Die Lösung ist Auflösung

Der Mensch will „gekannt“ werden, sucht eine Gemeinschaft, in der er aufgehoben ist. Diese Gemeinschaften haben kritische Größen, denn ist die Zahl zu groß, verlieren sich die Menschen und werden wieder anonym. Dann können Phänomene einer „Massenpsychose“ auftreten, deren Auswirkungen dann unmenschlich sind, weil dieser in der Masse keine Rolle mehr spielt. Alle kleineren Gemeinschaften aber, in denen jedes Mitglied „gekannt“ wird, handeln automatisch nicht nur menschlich, sondern auch nachhaltig, weil sie auch ihre Mitwelt wahrnehmen, eben „kennen“. In derartigen Gemeinschaften hat der Hominide über Millionen Jahre „erfolgreich“ existiert, als soziales Wesen seinen „Lebensraum“ erhalten.

Über 800 Millionen Menschen haben sich weltweit zu Gemeinschaften (Genossenschaften, Kooperativen) zusammengeschlossen, in Europa allein 140 Millionen. Diese Menschen haben erkannt, dass sie in ihrem Staat, ihrer Nation nicht aufgehoben sind und dort ihre Interessen nicht wahrgenommen werden. Die meisten der aktuellen Kriege haben ihre Ursache in einem Zerfall eines Staates, einer Nation. Hier wollen Menschen, dass ihre Gemeinschaft wahrgenommen wird und existieren darf. Dort, wo so ein Staat mit Gewalt erhalten werden soll, sind diese Kämpfe besonders brutal. Es ist offenbar höchste Zeit, sich von diesem System zu verabschieden, diese Kunstgebilde aufzulösen. Erst dann können sich die Menschen wieder mit den tatsächlich wichtigen Dingen beschäftigen, zum Beispiel mit einer Zukunft für sich und ihren Planeten. Mit oder ohne Gewalt, die großen Nationen – wie aktuell offenbar auch die USA – lösen sich auf (http://www.zeit.de/2014/31/george-packer-abwicklung).