Das Klimarettungsprogramm “Paris 2015” heizt das Wachstum des Westens an.
Dieser Artikel wurde am 13. Dezember 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Das Ergebnis des Pariser Klimagipfels scheint Hoffnung zu machen. Doch diese Hoffnung ist leider wieder einmal nur vordergründig und wahrscheinlich eine Illusion. In Wahrheit haben die alten Industriestaaten, allen voran die USA – warum nun plötzlich? – in dem neuen Klimaabkommen ein erneutes Wachstum ihrer Industrien verabschiedet. Das dieses neue Wachstumsabkommen am Ende wirklich zu der versprochenen Einhaltung der 2-Grad – vielleicht sogar einer 1,5-Grad – Grenze führt, wird man in 35 Jahren sehen, wer ist dann von den Verantwortlichen noch „an der Macht“? Inzwischen werden gewaltige Summen bewegt – gratis? – was natürlich den Finanzimperien wiederum gewaltige Renditen beschert. Wird also wieder einmal der Teufel mit dem Beelzebuben ausgetrieben?

Zurück zu einem CO2-Ausstoß der vorindustriellen Zeit

Wenn man sich die Szenarien für eine Reduzierung der globalen Erwärmung anschaut, findet man einen riesigen Katalog von Maßnahmen, die alle bedeuten, dass ein enormes Wachstum in angeblich ganz neuen und „grünen“ Industriezweigen entsteht. In Wahrheit sind es die alten Konzerne, die nun nur andere, „grüne“ Produkte herstellen und einen staatlich garantierten Markt vorfinden, und damit einen „Konsumzwang“ vorgeben. Windparks, Solaranlagen, Speicheranlagen und natürlich gigantische Massen Dämmstoffe, ein kompletter Austausch des Fahrzeugbestandes und natürlich immense Rohstoffmengen sind erforderlich um all das herzustellen. Dazu die Finanzhilfen in schwindelerregender Höhe für die „Schwellenländer“, die sicherlich nicht als Geschenke gedacht sind, sondern schlimmstenfalls über den IWF fließen, mit den üblichen Auflagen – siehe die bisherige „Entwicklungshilfe“ oder die „Rettung Griechenlands“.
Dass eine wirkliche und radikale Änderung der Produktions- und Lebensweise in den Industrienationen erforderlich ist – denn hier liegt ja das Hauptproblem, also die Hauptursache des globalen Klimawandels – wird natürlich nicht einmal angedacht. Hier muss der Wandel stattfinden und nicht mit einem erneuten Wachstum – und den bekannten Folgen – sondern endlich und konsequent mit einer Verringerung und Veränderung in allen Lebensbereichen.

Warum so kompliziert, wenn es doch auch einfach geht?

Die von Fachleuten beschriebenen Maßnahmen, die ja vorrangig in den Ländern erfolgen sollen, die bisher den höchsten CO2-Ausstoß verantworten, also den Industriestaaten, beschreiben ein hochkompliziertes System an kleinstteiliger Stromerzeugung mit einem gewaltigen Netzwerk zur bedarfsgerechten Verteilung des erzeugten Stroms. Allein dieses Kontroll-Informations- und Steuerungsnetzwerk ist nicht nur potenziell störungsanfällig, sondern auch komplett unnötig. Abgesehen von der erforderlichen Anpassung und Neuinstallation der dazu nötigen Stromnetze in allen Leistungsklassen, von Höchstspannung bis zu Schwachstrom. Hinzu kommt die neue Verkehrsinfrastruktur für Elektromobilität und natürlich Milliarden neuer Fahrzeuge. Nebenbei werden sämtliche Gebäude zu Passivhäusern umgebaut, eine Aufgabe, die weit größer ist, als der Wiederaufbau nach dem letzten großen Krieg. Insofern haben sich die Industrienationen eine rosige Zukunft gesichert, im Grunde eine gesicherte Wachstumsgeschichte, wie Anfang des 20. Jahrhunderts.
Und der Rest der Welt? Der darf natürlich möglichst nicht so wachsen, sondern muss – zwangsweise, wie damals zur Zeit der Kolonien – all diese neuen Produkte abnehmen, vorläufig finanziert von den Industriestaaten, jedoch nicht ohne Rückzahlungspflicht.
Steht so die ganze Weltgemeinschaft auf Augenhöhe? Das sähe anders aus, denn es sind die Schuldigen, die ihre Augen heben müssten, nach oben zu dem bisher geschädigten Rest der Welt. Dass der Kapitalismus zu der dringend erforderlichen Transformation völlig ungeeignet ist, ja diese grundsätzlich verhindert, ist eine Tatsache, die die Generation derer, die es 2050 erleben müssen wieder einmal feststellen wird. Alle erforderlichen Maßnahmen zu einer viel schnelleren Reduzierung der Schadstoffausstöße liegen auf dem Tisch, werden den herrschenden Konzernen und besonders den Finanzverwaltern aber nicht gefallen.

Wir müssen zurück zu der Vorindustriellen Zeit und zwar wirklich

Die Bereitstellung des gesamten Strombedarfs auf aktuellem Niveau aus einer vernünftigen Kraft-Wärme-Kopplung wird in tausenden Beispielen vorexerziert und ist in kürzester Zeit machbar. Zugleich wird damit der – ja doppelt so hohe – Wärmebedarf, auch auf dem aktuellen Stand gedeckt. Geschehen kann dieses sofort mit der Nutzung von Erdgas, das nach und nach durch Methan aus nachwachsenden Stoffen – und Abfallverwertung – ersetzt wird und zwar in dem vorhandenen Leitungsnetz. Parallel wird das Verkehrsaufkommen drastisch reduziert, durch eine Dezentralisierung der Produktion – sofern diese überhaupt noch in den „Industriestaaten“ erfolgt sowie durch einen entsprechend neu organisierten Bus- und Bahnverkehr. Die ausgelagerte Produktion kommt zurück nach Europa – und die USA – in die neuen Manufakturen, wo sinnvolle Produkte – und natürlich Kleidung etc. – nach dem Prinzip „Cradle-to-Cradle“ und in hochwertiger Qualität hergestellt werden können. Der exorbitante Aufwand des Gütertransports wird dadurch auf das unbedingt notwendige Minimum reduziert.
Landwirtschaft wird grundsätzlich „deindustrialisiert“. Das nennt man heute „Öko“, oder „Bio“, hieß aber eigentlich immer einfach „verantwortliche bäuerliche Landwirtschaft“. Millionen neuer Arbeitsplätze auf dem Lande, auch für das Handwerk und den wieder zurückkehrenden Einzelhandel reduzieren zusätzlich den gewaltigen Pendelverkehr in die Städte. Natürlich wird durch diese – alte – Form der Landwirtschaft der Schadstoffausstoß auch sofort minimiert. Dass Viehhaltung für den Ausstoß von Klimagasen verantwortlich ist, ist ohnehin eines von vielen der Märchen. Erwiesen ist, das Gegenteil, eine normale Viehhaltung hat weltweit zu einem stabilen CO2-Haushalt geführt hat. Gigantische Herden von Wildrindern und die Herden afrikanischer Nomaden haben durch sich selbst für ein reges Pflanzenwachstum gesorgt, die amerikanische Prärie ist so entstanden, wie auch afrikanische und südamerikanische Savannen.
Auf Augenhöhe mit dem Rest der Welt heißt zu aller erst, diese Menschen wirklich ernst nehmen und von ihnen und ihrem alten Wissen lernen. Mit der alten Masche, den Rest der Welt mit dem arroganten Blick des Westens betrachten und mit dessen „Unwissen“ belehren, ist der alte Weg, der die Welt dahin gebracht hat, wo sie jetzt steht.

http://taz.de/Weltklimaabkommen-in-Paris/!5261247/
http://taz.de/SPD-Parteitag-in-Berlin/!5261244/
http://taz.de/Dekarbonisierung-in-Deutschland-bis-2050/!5259229/
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kommentar-zum-klimagipfel-freut-euch-aber-nicht-zu-frueh-a-1067489.html
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/oelpreise-im-sturzflug-verkauf-von-oelheizungen-boomt-a-1067341.html
http://www.zeit.de/2015/48/hunger-martin-caparros-argentinien
http://www.spektrum.de/news/das-ergebnis-muss-die-neue-weltordnung-widerspiegeln/1388916?utm_source=zon&utm_medium=teaser&utm_content=news&utm_campaign=ZON_KOOP
http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-12/elektroauto-absatz-neuzulassungen