Degrowth bietet einen Ausweg aus der systemischen Krise in die sich die wohlhabenden Volkswirtschaften manövriert haben. Wien setzt einige Degrowth Ideen schon lange um.
Dieser Artikel wurde am 9. März 2023 veröffentlicht
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Die Weltwirtschaft ist auf Wachstum ausgerichtet – die Idee, dass Unternehmen, Industrien und Nationen die Produktion jedes Jahr steigern müssen, unabhängig davon, ob sie benötigt wird. Diese Dynamik treibt den Klimawandel und den ökologischen Zusammenbruch voran. Forscher der ökologischen Ökonomie fordern einen anderen Ansatz: Degrowth. Ein Gesundschrumpfen in allen möglichen Bereichen wie Energieverbrauch, Verkehr, Fleischkonsum und Konsumverhalten generell, sowie Landwirtschaft soll die Industriegesellschaften wieder stabilisieren, umweltfreundlicher machen und für gerechtere Verteilung sorgen.

Die Versteifung auf Wirtschaftswachstum wird vom stabilisierenden Moment in den Industriegesellschaften zu einem Instabilität generierenden Faktor, stellen Forschende zu Wachstumskritik fest. Volkswirtschaften mit hohem Einkommen, insbesondere die Konzerne und wohlhabenden Klassen, die sie dominieren, sind hauptsächlich für dieses Problem verantwortlich. Denn jene verbrauchen Energie und Materialien in nicht nachhaltigen Mengen. Dennoch kämpfen viele Industrieländer angesichts der durch die COVID-19-Pandemie verursachten wirtschaftlichen Erschütterungen, dem Krieg in der Ukraine, der Ressourcenknappheit und stagnierender Produktivitätsverbesserungen nun um das Wachstum ihrer Volkswirtschaften. Die Regierungen stehen vor einer schwierigen Situation. Ihre Versuche, das Wachstum anzukurbeln, sind nicht mit Zielen vereinbar, das menschliche Wohlergehen zu verbessern und Umweltschäden zu reduzieren.

Degrowth Proponenten fordern, dass wohlhabende Volkswirtschaften das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts als Ziel aufgeben sollten. Stattdessen sollten wir destruktive und unnötige Produktionsformen reduzieren, um den Energie- und Materialverbrauch zu reduzieren, und die Wirtschaftstätigkeit auf die Sicherung der menschlichen Bedürfnisse und des Wohlergehens konzentrieren. Neben einer generellen Produktionsreduzierung spielen soziale Maßnahmen eine große Rolle. Da geht es um den allgemeinen Zugang zu hochwertiger Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnraum, Transport, Internet, erneuerbaren Energien und nahrhaften Lebensmitteln. Oder eine Garantie für grüne Arbeitsplätze, die die Ausbildung neuer Arbeitskräfte für dringende soziale und ökologische Ziele forcieren würde. Eine generelle Reduktion der Arbeitszeit könnte nicht nur die Kohlenstoffemissionen senken, sondern Menschen die Möglichkeit geben, sich an Pflege- und anderen Aktivitäten zur Verbesserung des Wohlergehens zu beteiligen.

Österreich hat den Vorteil, bei einer solchen Neudefinition der Wirtschaftsziele, viele Maßnahmen bereits umgesetzt zu haben. Gesundheitsversorgung und Bildung für alle sowie die Wiener Tradition des hochwertigen öffentlichen Wohnbaus, heben die Forscher als wichtige politische Entscheidungen hervor.


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