Radfahren in der Stadt birgt ganz eigene Herausforderungen an Mensch und Material. Eine Zusammenstellung meiner Erfahrungen zum unbeschwerten Vorwärtskommen.
Dieser Artikel wurde am 12. Oktober 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Sie haben ein Rad? Fahren Sie! Das ist das Allerwichtigste. Was kann man dabei noch beachten?

1) Bring dein Rad in Ordnung und schau’, dass es so bleibt.

No na net. So selbstverständlich ist das aber nicht. Ich sehe dauernd Leute, die unterwegs sind mit einem Achter hinten, mit viel zu wenig Luft in den Reifen oder deren Ketten vollends verrostet sind. All das erschwert das Vorwärtskommen. Ich bin, gebe ich zu, etwas faul und ein gut gewartetes Rad braucht bedeutend weniger Kraftaufwand.

Das Rad, mit dem ich unterwegs bin, hat inzwischen etwas mehr als 20 Jahre am Buckel und war mein erstes Erwachsenenrad, das ich von meinen Eltern mit 14 geschenkt bekommen habe. Nach einer Generalsanierung und dem Umbau von Mountain Bike auf etwas Stadttauglicheres mit Kotschützer, läuft es wieder extrem gut. Den Umbau habe ich von Profis erledigen lassen. Seitdem warte ich das Fahrrad selbst und habe dadurch einen minimalen Kostenaufwand. Bremsklötze wechseln, Kette fetten und einmal sauber machen ist wirklich keine Kunst, und braucht einfach nur etwas Überwindung.

Zu Schnellspannern: Alles was für einen selbst bequem ist, ist das auch für Diebe. Wenn man nicht vor hat, sein Rad laufend umzustellen, dann ist die gute alte Schraube vorzuziehen. Am einfachsten ist es, wenn man direkt beim Kauf darauf achtet; der gute Fachhandel bietet die Umrüstung als Service auch an.

Zum Reifendruck: Im Normalfall pumpe ich die Reifen auf 4 bar auf. Dadurch ist es zwar etwas unbequemer und es rumpelt mehr, aber die Laufruhe und der Rollwiderstand ist einfach ein anderer als bei 2 bar.

2) Leg’ keinen Wert auf Äußeres.

Mein Rad ist technisch gut in Schuss, schaut aber nicht danach aus. Immer etwas dreckig, ein zerrissener Sattel, ein paar Dellen; aber nichts an wesentlichen Stellen. Für die Optik. Und Diebe schauen selten sehr genau auf sichtbar alte Räder. Vielleicht hatte ich nur Glück, aber mir wurde noch nie ein Rad gestohlen.

3) Kauf’ dir ein gutes Schloss.

Neben Punkt 2 das Wesentliche für die Sicherheit. Ich habe damals mit dem Rad ein Bügelschloss bekommen, das ich noch immer verwende. Empfehlen kann ich Bügelschlösser ohne Einschränkung, sie gelten als die Sichersten am Markt. Fährt man viel und stellt das Rad ab und zu auch mal an Zäune, hat sich ein langer Bügel wirklich bezahlt gemacht.

Ich versuche auch, mein Rad immer so sichern, dass nicht nur der Rahmen, sondern auch das Hinterrad mit dem Schloss blockiert ist. Damit kann zumindest ein Teil weniger einfach vom Rad entfernt werden.

4) Es gibt Mäntel mit Durchstichschutz.

Bevor ich mein Rad umgerüstet habe auf Radmäntel mit Durchstichschutz, hatte ich pro Winter mindestens 2-3 Reifenschäden. Das unfreiwillige Schieben als unangenehmste Beschäftigung einer Radfahrerin und eines Radfahrers kann man wirklich einfach vermeiden. Die Mehrkosten der Anschaffung sind leicht durch geringere Wartungskosten gedeckt.

Ein kleiner Tipp zu Seitenstrahlern: Bei sportlicherer Fahrweise oder Kopfsteinpflaster habe ich mehrfach die Seitenstrahler verloren, die man in die Speichen steckt. Besser und unproblematischer sind in den Mantel integrierte Lösungen.

5) Für Freiberufler und Selbstständige: Besorg’ dir ein Fahrtenbuch.

Jeder ist es gewöhnt, dass man Fahrtkosten mit dem Auto absetzen kann. Diese Regelung gilt aber für jeden zurückgelegten Weg: daher gibt es ein offizielles Kilometergeld für Fahrradfahrten und Fußwege. Jenes für Radfahren teilt sich in kürzere (unter 6km) und längere Wege. Für letztere erhält man sogar mehr Geld als für Autokilometer.

Auf welche Art man es führt, bleibt einem überlassen: vom handgeschriebenen Buch bis zur automatischen, GPS-gestützen Aufzeichnung per Smartphone mit Anbindung an Buchhaltungssoftware kann man alles machen.

6) Fahrradlampen sind ein schwieriger Fall

In den Zeiten, als es nur Dynamos gegeben hat, war es einfach: Ich habe das Ding nur eingeschalten, wenn es wirklich finster war. Damit bin ich einfach nicht vorwärts gekommen. In den Zeiten, wo es Unmengen an batteriebetriebenen Aufstecklichtern gibt, haben sich die Probleme gewandelt. Wesentlich ist ein Licht, das sich nicht aufdreht, so lange es in einer Tasche getragen wird und an andere Gegenstände anstoßen kann. So gehen bei mir üblicherweise etwa 50% der Batterieleistung verloren. Ein Licht, welches das effektiv verhindert, habe ich leider noch nicht gefunden.

Für das Radfahren in der Stadt ist es wichtiger, gesehen zu werden, als mit dem Licht die Fahrbahn ausleuchten zu müssen. Insofern sind kleine, kompakte Lösungen wie Froglights empfehlenswert, wenn man weiß, dass man selten bis nie abseits beleuchteter Fahrbahnen unterwegs ist. Kommt das doch vor, braucht es etwas Kräftigeres, das in Abstimmung mit der eigenen Fahrgeschwindigkeit weit genug vorausleuchtet, mindestens aber den Bremsweg bis zu einem gerade im Lichtkegel aufgetauchten Hindernis.

Alle Artikel von Martin Skopal

Bild: Räder in Berlin © Martin Skopal