Gebäude, die durch Schichten von Erde gedämmt und isoliert werden wurden schon lange Zeit von diversen Volksgruppen genutzt, um ein angenehmeres Raumklima und einen ausreichenden Schutz vor den Elementen zu ermöglichen. Vor allem in diversen Naturvölkern wurden schon sehr früh diverse Räumlichkeiten – sowohl als Wohn- als auch Nutzräume – in die Erde gebaut. Sowohl in nördlicheren Gebieten, um sich besser vor der Kälte zu schützen, als auch in heißen Gegenden vor der Hitze. In diesem Beitrag möchte ich einige dieser Bauten vorstellen – sowohl ehemalige Bauweisen als auch neuere Zugänge zur Verwendung von Erde als Baumaterial.
Erdbauten zählen als solche, sobald zumindest eine Wand, meist jedoch mehrere Wände und das Dach mit Erde bedeckt sind. Sie können sowohl in den Hang hinein gebaut werden, als auch auf freier Fläche, solang sie ausreichend mit Erde bedeckt sind. Man fand sie früher nur sehr selten in stark bewaldeten Gegenden, da der Boden zu stark mit Wurzeln durchzogen ist. Heutzutage ist dies durch geeignete Maschinen jedoch kein Hinderungsgrund für den Bau.
Als größten Vorteil und Grund für moderne Erdbauten ist wohl die Energieersparnis beim Heizen/Kühlen, da die Erde als Dämmung und Speichermasse eine sehr stabile Raumtemperatur ermöglicht.
Historische Erdbauten
Teilweise historisch überliefert, teilweise immer noch existierend oder nachgebaut, gibt es einige – großteils sehr ähnliche Bauformen von Erdhäusern.
Der Hogan, ein meist runder oder achteckiger Kuppelbau des Navaho-Stammes, sowie die konisch bis kuppelförmigen Koten der Samen Lapplands sind sehr ähnlich aufgebaut. Sie basieren generell auf einem Konstrukt von Rundhölzern, die meist mit Lehm abgedichtet und danach mit Torf und Erde angehäuft wurden. In der Mitte des Daches wurde ein Bereich frei gehalten, damit der Rauch vom Feuer im Raum gut abziehen konnte. Dies ist in moderneren Bauten heutzutage natürlich nicht mehr notwendig. Dennoch muss auch hier auf eine gute Belüftung geachtet werden.
Auch die Earth Lodges der Pawnee sind an der gleichen Bauweise orientiert, nur haben sie meist eine größere Grundfläche aber sind aufgrund zusätzlicher Stützen im Innenraum dennoch nicht höher gebaut.
Weiter entwickelte Low-Tech Bauten
Möglicherweise inspiriert durch die früheren Erdbauten, sind in den letzten ca. hundert Jahren noch weitere ähnliche Erdbauten entstanden bzw. weiterentwickelt worden. Die den früheren Bauten am ähnlichste Bauform ist das Wofati, das von Paul Wheaton entwickelt wurde. Eine Kombination aus mehreren Bautechniken, wie man ein Gebäude an einen Hang bauen, und dennoch das Problem des Wassers und der Feuchtigkeit sinnvoll lösen kann. Dabei wird das Pultdach – im ersten Moment vielleicht kontraintuitiv – parallel zum Hang gebaut, damit das Regenwasser gut ablaufen kann.
Als die aktuell wohl bekannteste Low-Tech Erdbauweise ist das Earchbag House zu erwähnen. Es wird hier nicht ein spezielles Lehmgemisch zum bauen verwendet, das aufgrund des Mischverhältnisses alleine eine stabile Konsistenz aufweist, sondern ganz normale Erde. Die Form geben Säcke, in die die Erde gefüllt wird. Das können entweder ganz normale Jute- oder Leinensäcke sein, oder aber einzelne oder speziell geformte schlauchartige Säcke aus Polypropylen, die dann natürlich noch verputzt werden.
Walipinis, über die hier bereits berichtet wurde, sind nicht als Wohnräume, sondern als Gewächshaus gedacht, das durch das Versenken in den Boden einen natürlichen Schutz vor der Kälte verspricht.
Neu entwickelte komplexe Systeme
Ausgehend von den weiter entwickelten einfachen Erdbauten sind über die Jahre auch komplexere Gebäude-Systeme entstanden. Die bekannteste Form ist das Earthship, das nicht nur ein an bis zu drei Wänden mit Erde gedämmtes Gebäude ist, sondern zusätzlich ein ideal angepasstes vorgelagertes Gewächshaus integriert, sowie ein gut durchdachtes System der Mehrfach-Verwendung und Aufbereitung von Wasser im Kreislauf.
Diverse weitere Erdhäuser sind in modernen Formen jedoch auch entstanden, die teilweise ähnliche Ideen umsetzen, aber nicht unbedingt den gleichen hohen Anspruch an Autarkie und Kreislaufdenken legen wie der Entwickler des Earthships.
Fazit
Erde sieht im ersten Moment wohl aus wie das günstigste Baumaterial überhaupt, es hat jedoch einige Tücken. Oft wirken Erdbauten sehr dunkel, da meist nur eine Seite des Gebäudes Fenster bzw. eine Öffnung hat. Zusätzlich kann sehr schnell eine feuchte, muffige Atmosphäre entstehen, die nur durch einen guten Aufbau und vor allem eine gute Belüftungsstrategie behoben werden kann.
Meiner Meinung nach bieten all diese Bauweisen einen spannenden und inspirierenden Ansatz dafür, wie ein günstiges und doch nachhaltiges Haus gebaut werden kann. Die Idee, meinen Container mit Erde zu überhäufen, habe ich bisher mangels ausreichend durchdachter Planung noch nicht umgesetzt.
Weiterführende Quellen
https://www.indianerwww.de/indian/behausungen.htm
http://www.instructables.com/id/How-to-Build-an-Earthbag-Roundhouse/
http://www.earthbagbuilding.com/
http://undergroundhousing.com/
Krone – So komfortabel lebt es sich im Erdhaus
http://www.earthbag-homes.at/
Bildquellen
Beitragsbild: flickr.com // J. Stephen Conn
Hogan: flickr.com // Jim Dollar
Kote der Parek: wikipedia.com // Ökologix
Mandan Earth Lodge: wikipedia.com // Gooseterrain2
Earthship: wikipedia.com // Erik Wannee
Earth House: wikipedia.com // Archi0780
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