Eine kleine Gemeinde wird zum großen Vorbild im Kampf gegen Pestizideinsatz.
Kommt man als abgas- und feinstaubbelastetes Stadtkind aus Nordrhein-Westfalen in die südtiroler Region Vinschgau, denkt man: “Hier ist die Welt noch in Ordnung!” Grüne Berge, blaue Seen, weißer Schnee. Hier hat sich die Natur mit der Idylle vermählt, hier kann man sich den Stress auf Grasnarben von den Schuhen abstreifen. Wer hätte gedacht, dass die Luft, die man hier atmet, nicht minder belastet ist.
Pestizidbelastung im Vinschgau
Die Umweltschutzinitiative Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN) beobachtete die Region seit Jahren mit steigender Besorgnis. Vor allem der Apfelanbau wurde chemisch intensiviert und dadurch mehr und mehr zur Gefahr für Mensch und Umwelt. Eine Heu-Analyse wurde in Auftrag gegeben. Heuproben nahe einer Grundschule zeigten bedenkliche Rückstandswerte, aufgrund derer man gesundheitsgefährdende Effekt auf Schüler und Lehrpersonal nicht ausschließen könne.
Auch die Bürger der Gemeinde Mals machten sich immer mehr Sorgen um ihre Gesundheit und die Zukunft ihrer Kinder. Es wurden hitzige Debatten geführt zwischen Pestizid-Gegnern und den Bauern, die ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet sehen. Doch die Pestizid-Gegner hatten einen Idee: Mit einem Bürgerentscheid wollten sie Mals zur ersten pestizidfreien Gemeinde Italiens machen.
Bürgerentscheid bringt Pestizidverbot
Schließlich war es soweit: Im Spätsommer dieses Jahres fand in der Gemeinde Mals ein Referendum über den Einsatz von Pestiziden statt. Das Ergebnis: 75 Prozent stimmten für ein Pestizid-Verbot. In der PAN-Pressemeldung heißt es so schön: Damit schreibt diese Gemeinde Geschichte.
Doch, und so sagt man es so schön in Nordrhein-Westfalen: Der Drops ist noch nicht gelutscht. Nun gilt es zu klären, welche Pestizide unter das Referendum fallen. Es werden weiterhin hitzige Debatten geführt werden. Mit dem Referendum liegt noch keine “Roadmap” vor. Wenn auch die Landwirtschaftspolitik regional beeinflusst wird, so ist man noch weit entfernt von grundlegenden Veränderungen im großen Stil.
Aber dennoch kann im Fall der Gemeinde Mals von einem Erfolg für die Nachhaltigkeit gesprochen werden: Zum ersten Mal brachten Bürger ihren Willen gegen Pestizide rechtlich bindend zum Ausdruck.
Quellen:
http://www.pan-germany.org/deu/~presse.html
Bild: © Martina Liel