Deutschlands erste Flugwindkraftanlage erzeugt Strom in 800 Metern Höhe
Dieser Artikel wurde am 15. Oktober 2020 veröffentlicht
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Bereits im 19. Jahrhundert gab es Experimente, um mit Drachen in der Luft Strom zu erzeugen. Durch den vermehrten Einsatz fossiler Brennstoffe erlahmte jedoch das Interesse an der Energiegewinnung durch Flugdrachen, das sich erst vor wenigen Jahren wieder verstärkte. Im Zuge des Forschungsbooms in diesem Bereich wurde nun die Pilotanlage „SkyPower100“ in den Dauerbetrieb übernommen, womit nun in Deutschland eine erstes Drachenkraftwerk Strom produziert.

Der Vorteil einer Flugwindkraftanlage liegt in der Nutzung der kräftigeren Höhenwinde. Konventionelle Windkraftwerke können nur Winde bis zu 200 Meter über dem Boden nutzen. Je höher der Abstand vom Boden, desto schneller der Wind. In tieferen Lagen wird zudem der Wind durch Gebäude, Bäume oder Hügel gebremst. Um die stärkeren Höhenwinde zu nutzen, wird ein Drachen eingesetzt. Anstelle eines Masten oder Turm, hängt der Drachen an langen Seilen und operiert zwischen 200 und 800 Meter Höhe. Dort ist die Windstärke fast doppelt so groß. Mit einer Seilwinde am Boden verknüpft, zieht der Drachen das Seil nach oben sobald er durch den aerodynamischen Auftrieb steigt. Der Generator in der Seilwinde kann dadurch Strom erzeugen.

Das Hamburger Unternehmen Skysails Power zeichnet verantwortlich für das Pilotprojekt im norddeutschen Schleswig-Holstein. Das weltweit patentierte System stammt eigentlich aus der Schifffahrt. Es besteht grundsätzlich aus fünf Elementen: einem Drachen, einem Seil, einem Masten, einem automatisierten Kontrollsystem und einem Generator in einem Container mitsamt Seilwinde. Der Drachen wird von der Spitze des Masten gestartet, wo er leichter Wind fassen kann. Zieht der Drachen am Seil kann Strom erzeugt werden. Die Seilwinde gibt Seil bis die maximale Höhe erreicht wird, dann wird der Drachen automatisch zurückgezogen. Dabei soll nur ein kleiner Teil der Energie genutzt werden, die beim erneuten Aufsteigen produziert werden kann.

Die Vorteile einer Windkraftanlage liegen nicht nur in der Nutzung der stärkeren Höhenwinde. Darüber hinaus erzeugen solche Anlagen nur wenig Lärm und greifen wenig in das Landschaftsbild ein. Durch die kompakte Bauweise ist das System auch flexibler und kann in schwierigem Gelände eingesetzt werden. Weiterhin erforscht wird der Einfluss auf den Vogelflug.


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Bild: SkySails Group