Sollte man diesen Trend aus dem frühen 20. Jahrhundert wiederaufleben lassen?
Dieser Artikel wurde am 13. Juli 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Jeder von uns hat sicher schon als Kind den Satz „Geh an die frische Luft, das ist gesund“ von Eltern und Großeltern zu hören bekommen und auch in der Schule hieß es oft „Raus in den Pausenhof, an die frische Luft“. Die gesundheitsfördernde Wirkung von frischer Luft wird seit Generationen weiterverbreitet. Im frühen 20. Jahrhundert wollte man Kinder aus den dichtbevölkerten Städten hinaus in die Natur bekommen, deshalb gründete man an verschiedenen Orten Freiluftschulen. Der Aufenthalt im Freien sollte nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Unabhängigkeit fördern.

Eine der ersten Freiluftschulen wurde 1904 in Charlottenburg bei Berlin gegründet. Die Waldschule für kränkliche Kinder verfügte über ein Internatsgebäude, der Unterricht fand jedoch unter freiem Himmel statt. Das Konzept der Freiluftschule verbreitete sich schnell in Europa und der gesamten westlichen Welt. Bereits 1908 wurde in Rhode Island und 1911 in Chicago in den USA eine Open-Air-Schule gegründet. Vor allem aber nach dem ersten Weltkrieg, als Tuberkulose und die Spanische Grippe Gesundheit und Leben der Menschen bedrohten, wurden immer mehr Freiluftschulen gegründet.

Es wurde sogar eine eigene Organisation, das International Bureau of Open Air School, gegründet, welche Kongresse und Konferenzen organisierte und Informationen dazu sammelte, wie Freiluftschulen arbeiteten. Der Unterricht beinhaltete oft viel Leibeserziehung, außerdem wurden die Schüler regelmäßigen medizinischen Untersuchungen unterzogen und es wurde genau auf die Ernährung geachtet. Doch die Freiluftschulen verschwanden genauso schnell wieder von der Bildfläche, wie sie sich verbreitet hatten. Mit dem Zweiten Weltkrieg war der Trend vorbei. Die Einstellung dazu was „guten“ Unterricht ausmacht hatte sich verändert, im Freien zu sein wurde als Ablenkung gesehen und nach dem Krieg verbesserte sich für einen beträchtlichen Teil der Menschen die Lebens- und Wohnbedingungen, weshalb man es nicht mehr als Notwendig erachtete Kinder in Freiluftschulen zu unterrichten. Dennoch gibt es auch heute noch oder wieder genug Argumente die für Unterricht im Freien sprechen würden.


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Bild: Nationaal Archief of the Netherlands  (https://www.flickr.com/people/29998366@N02Wikimedia