Die Niederlande mögen für Windmühlen bekannt sein. Manche glauben aber, dass nachhaltige Energie unterirdisch mit Restwärme des Vulkans Zuidwal tief unter dem Wattenmeer erzeugt werden kann. Die Wärme eines erloschenen Vulkans könnte nach einem Plan in der niederländischen Stadt Bolsward in Häuser geleitet werden.
Die Geschichte der Niederlande als bedeutender Gasförderer bedeutet, dass man über riesige Mengen an unterirdischen Daten verfügt. Bei der Analyse dieser Daten wurde herausgefunden, dass es eine Schicht aus porösem Gestein gibt, das schön warm ist, etwa 90 Grad Celsius. Diese Wärme kann als geothermische Energie genutzt werden. Eine Gemeinschaftsinitiative will das nun selbst in die Hand nehmen und mit der lokalen Regierung zusammenarbeiten. Das Ziel ist die Erzeugung von Energie, die zuverlässig und erschwinglich ist, ohne kommerzialisiert zu werden. Mit einer geothermischen “Doublette”-Technik kann in einer Förderbohrung Wasser aus dem Boden gepumpt und die Wärme in einem Wärmetauscher entzogen werden, bevor das Wasser wieder über eine Injektionsbohrung eingespeist wird.
Das öffentliche Energieunternehmen Energie Beheer Nederland geht davon aus, dass 25 % des niederländischen Wärmebedarfs durch Geothermie gedeckt werden könnten. Zwischen Den Haag und Rotterdam gibt es 26 funktionierende nicht-vulkanische Geothermieprojekte, hauptsächlich zur Beheizung von Gewächshäusern, sowie ein nationales Kartierungsprojekt und Pläne, die geothermische Produktion bis 2030 mehr als zu verdoppeln. Phil Vardon, Professor für Energiegeomechanik an der Technischen Universität Delft, leitet das wissenschaftliche Programm für ein 2,5 km tiefes Geothermieprojekt, das in Delft gebohrt wird, um den Universitätscampus und das Äquivalent von 10.000 Häusern zu heizen. Der Vulkan ist seiner Meinung nach „ein bisschen eine Spielerei, aber was er anscheinend getan hat, ist, die Temperatur lokal zu erhöhen. Das könne man auf Temperaturkarten sehen.“ Allerdings soll das Dickenreservoir relativ begrenzt sein.
Dennoch hat Energiewerkplaats Fryslân, ein Netzwerk von Fachleuten, die lokale Energieinitiativen unterstützen, eine Sondierungsuntersuchung über das Potenzial von 500 Meter oder 3 km tiefen Bohrungen und einem Fernwärmesystem veröffentlicht, deren Gesamtkosten auf 143 bis 188 Millionen Euro geschätzt werden. Technisch soll das Projekt sehr gut machbar sein. Um 2027, so die Hoffnung der Gemeinschaftsinitiative, soll für Bolsward nach geothermischer Wärme gebohrt werden. Das Wärmenetz soll im Eigentum der Gemeinschaft stehen. Auf Friesisch wird das MienskipsEnergie genannt.
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Bild: Zairon, Wikimedia