Christoph Segalla, Projektleiter für die Umsetzung von Wärmepumpenprojekten von Wien Energie
Christoph Segalla, Projektleiter für die Umsetzung von Wärmepumpenprojekten von Wien Energie
Welchen Zweck erfüllt eine Wärmepumpe und wie erzeugt sie aus Thermalwasser Wärme für unser Zuhause? Projektleiter Christoph Segalla hat sich mit uns im Technikraum der Therme Wien getroffen, um mit uns über Wärmepumpen zu sprechen.

Das dampfend heiße Thermalwasser der Therme Wien dient nicht nur der Entspannung der Badegäste, sondern seit Anfang des Jahres auch der Erzeugung von Fernwärme. Dank einer Wärmepumpenanlage kann die Abwärme des 30 Grad warmen Badewassers nun in Fernwärme für rund 1.900 Haushalte in der Umgebung Oberlaa umgewandelt werden. Die gewonnene Wärme kann eine gute Energiequelle sein, um damit zu heizen oder Warmwasser zu erzeugen.

Christoph Segalla, arbeitet bei Wien Energie in der Abteilung AMT und ist Projektleiter für die Umsetzung von Wärmepumpenprojekten. Er kümmert sich darum, dass die Anlagen geplant und errichtet werden und die Integration dieser Anlagen in unser Fernwärmesystem gut erfolgt. Im Interview beantwortet er uns spannende Fragen zum Thema Wärmepumpen:

Welchen Zweck erfüllt eine Wärmepumpe?

Eine Wärmepumpe ist eine Maschine, die Abwärme, die so nicht nutzbar ist, in Wärme auf einem hohen Temperaturenniveau umwandelt. Aus dieser kann man dann zum Beispiel Heißwasser für Gebäudeheizungen generieren. In unserem Fall erzeugen wir Fernwärmewasser für das Fernwärmenetz in Wien. 

Was ist an der Wärmepumpe der Therme Wien besonders?

Das Besondere an dieser Wärmepumpenanlage ist, dass wir hier Thermalwasser verwenden. Dieses wird aus einer Tiefe von 800 Metern gefördert, in der Therme Wien genutzt und als Restwärme für die Erzeugung von Fernwärmewasser genutzt.

Wie werden aus 30 Grad warmem Thermalwasser 85 Grad? 

Die Wärmepumpe hat einen Kompressor, der das Kältemittel, das bei 30 Grad verdampft, komprimiert und auf eine Temperatur erhitzt, mit der Heißwasser mit bis zu 85 Grad erzeugt werden kann.

Prozess der Wärmegewinnung mithilfe der Wärmepumpe. Fotocredit: Wien Energie/ Harald Ströbel

Wie gelangt die gewonnene Wärme in die Haushalte?

Dreiviertel der Wärme kommen aus der Abwärme, und ein Viertel der Energie ist Strom, der dem Prozess zugeführt werden muss. Das Fernwärmewasser, das wir erzeugen, fließt in das sogenannte Sekundärnetz Oberlaa. Das ist ein unterirdisch verlegtes Straßennetz, das die Wärme direkt in die Häuser bringt. 

Wofür kann die gewonnene Wärme in den Haushalten verwendet werden?

Das Fernwärmesystem versorgt die Haushalte mit Raumwärme, aber auch mit Heißwasser.Das heißt, das Wasser zum Duschen, zum Baden wird genau so aus der Fernwärme erzeugt.

Welche Voraussetzungen muss eine Quelle zur Wärmegewinnung erfüllen?

Eine Wärmequelle ist dann nutzbar für die Fernwärmeerzeugung, wenn sie dauerhaft verfügbar ist und dafür ein gewisses Temperaturniveau vorhanden ist. In diesem Fall haben wir einen permanenten Wasserstrom von thermalen Abwasser bei 30 Grad – das ist eine sehr gut nutzbare Energiequelle.

Das Thermalwasser ist ein aggressives und korrosives Medium. Darauf muss man bei der Auslegung dieser Anlage achten. Alle Systeme, die mit Thermalwasser beauftragt werden, sind aus Edelstahl oder anderen beständigen Medien. Wir haben einen Zwischenkreislauf geschaffen, der das Thermalwasser nicht direkt in die Wärmepumpen leitet, um dort zu verhindern, dass wir Abnützungen oder Korrosion an den Wärmetauschern haben.

Wie gestaltet sich die Suche nach neuen Quellen? 

Um die Suche nach Quellen kümmern sich die Kolleg:innen meiner Abteilung. Sie haben in den letzten Jahren systematisch mögliche Standorte in Wien erforscht. Es ist immer wichtig, dass es eine Abwärmequelle gibt, die verfügbar und ganzjährig nutzbar ist und gleichzeitig ein Fernwärmenetz in der Nähe hat, in das wir diese Wärme einspeisen können. Das sind die zwei Hauptvoraussetzungen für die Abwärmenutzung mit Wärmepumpen.

Im Technikraum der Therme Wien: Die Wärmepumpe, die aus Thermalwasser Fernwärme macht.

Ist eine Wärmepumpe umweltfreundlich? 

Eine Wärmepumpe ist umweltfreundlich, weil der Großteil der Wärme, der aus Fernwärmewasser erzeugt wird, sonst nicht genutzt wird. Das ist eine verworfene Wärme -eine Abwärme- die sonst verloren geht. In dem Fall stammen Dreiviertel der Energie von diesem Abwasser, und nur ein Viertel wird über Strom zugeführt. Dadurch ist es eine effiziente und auch umweltfreundliche Heizungsform.

Warum ist die Wärmewende für die Klimaziele entscheidend? 

Die Wärmewende ist entscheidend, weil der Primärenergieverbrauch in Österreich nicht nur für Strom oder Verkehr aufgebracht wird, sondern auch für Wärme. Wärme ist in etwa ein Drittel des Energiebedarfs in Österreich – und um eine CO2-freie Gesellschaft möglich zu machen muss die Wärmewende geschaffen werden.

Worauf bist du bei deiner Arbeit besonders stolz?

Was mich besonders stolz macht, ist, dass ich hier die Möglichkeit habe, wirklich aktiv bei der Dekarbonisierung oder Wärmewende in Wien mitzuarbeiten, und sehr spannende und auch sehr nachhaltige Projekte umsetzen darf.

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