Nachhaltigkeit in der Kreuzfahrtbranche?
Nachhaltigkeit in der Kreuzfahrtbranche?
Die Kreuzfahrtindustrie steht häufig in der Umwelt-Kritik. Der Anbieter AIDA will dagegen ein Zeichen setzen und betreibt nun eines seiner Schiffe fast ausschließlich mit Flüssiggas. Doch ist das die Lösung?
Dieser Artikel wurde am 16. Januar 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Es ist vor allem Schweröl, das in vielen Teilen der Welt bis zu 3,5 Prozent Schwefel enthalten darf, durch das die großen Schiffe heute betrieben werden. Dieser Prozentsatz entspricht dem 3500-fachen Wert, der an Land in Treibstoffen wie Diesel oder Benzin zugelassen ist. Durchschnittliche Berechnungen nehmen an, dass ein Kreuzfahrtschiff so viel Schwefeloxid produziert wie 84.000 Autos. Eine erschreckende Zahl, für die es jedoch einen Bezug braucht: Immerhin bewegt ein einzelnes Auto im Schnitt 1,5 Personen, während auf einem großen Kreuzfahrtschiff Tausende Personen befördert werden. Trotzdem: Die ganz großen Schiffe, die als schwimmende Städte durchgehen, verursachen riesige Müllmengen – Abwasser, Klärschlamm, Schadstoffe, von denen Teile im Meer sowie in der Luft landen und 24 Prozent der Gesamtmenge aller festen Abfallstoffe in der Hochseeschifffahrt gehen auf das Konto der Kreuzfahrtschiffe. 

Erstes Kreuzfahrtschiff mit Flüssigerdgas betrieben

Auch der CO2-Fußabdruck einer Reise mit dem Kreuzfahrtschiff wird häufig unterschätzt. Er ist nämlich pro Passagierkilometer drei Mal größer als beim Flug mit einer Boeing 747 und sogar 36 Mal so groß wie bei einer Reise mit der Bahn. Der Kreuzfahrtanbieter AIDA möchte nun eben jenen Fußabdruck mit dem neuen Schiff AIDAnova reduzieren. Es ist das erste seiner Art, das seine Motoren mit Flüssigerdgas (LNG – Liquified Natural Gas) betreibt. 

httpv://youtu.be/nG86mtSFh_8

Derzeit bietet das Kreuzfahrtunternehmen mit dem neuen und größten bisher in Deutschland gebauten Schiff, das mit 337 Metern Länge und einer Höhe von 65 Metern etwa 6000 Passagieren Platz bietet, Angebote auf den Kanaren und Madeira an. Für eine Kreuzfahrt von zwei Wochen soll dabei der Vorrat von etwa 3500 Kubikmetern des auf Minus 162 Grad gekühlten Treibstoffs in drei gigantischen LNG-Tanks ausreichen. Das Unternehmen selbst gibt an, dass sich durch den „saubersten fossilen Brennstoff der Welt“ die CO2-Emissionen um 20 Prozent verringern und Stickoxide um 80 Prozent reduziert werden. Rußpartikel und Schwefeloxide sollen dadurch sogar um 100 Prozent verringert werden.

Zum Tanken in die Niederlande

Doch wirklich grüne Zeiten in der Kreuzfahrtbranche sind dadurch trotzdem noch nicht angebrochen. Wenn auch gewisse Emissionen durch LNG deutlich reduziert werden, so bleibt immer noch die Frage, woher das Erdgas kommt. Wird es durch die umstrittene Frackingmethode gewonnen, reduziert sich der Nachhaltigkeitswert deutlich. Außerdem muss die AIDAnova zum LNG-Tanken in die Niederlande fahren. Dort hat sie 2016 einen Liefervertrag mit Shell abgeschlossen – in Deutschland hat das Unternehmen hierfür nämlich keine Genehmigung erhalten. Denn die Genehmigungsverfahren dort sind aufgrund mangelnder Erfahrung mit dem Vertrieb für LNG zu langwierig. Daher verfügt auch das neue Vorzeigeprojekt des Kreuzfahrtanbieters über zusätzliche Marinediesel-Tanks, um einen sicheren Schiffsbetrieb zu ermöglichen. Um einen umfassend nachhaltigen Kreuzfahrtbetrieb zu ermöglichen, bleiben der Branche also noch zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. 

Quellen: aida-cruises.atkn-online.de, kn-online,  sueddeutsche.dendr.de, zeit.detourism-watch.de, Bild: pixabay.com


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