Wenn wir Getränkeflaschen in fließende Gewässer tauchen, können sie etwa auf die Temperatur des Wassers heruntergekühlt werden. - Photocredit: pixabay.com/Innviertlerin
Wenn wir Getränkeflaschen in fließende Gewässer tauchen, können sie etwa auf die Temperatur des Wassers heruntergekühlt werden. - Photocredit: pixabay.com/Innviertlerin
Diverse alternative Formen zum Kühlen von Lebensmitteln. Auch ohne Kühlschrank.
Dieser Artikel wurde am 19. August 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Speziell im Sommer haben wir oft das Gefühl, dass der Kühlschrank unentbehrlich ist. Vielleicht fragen wir uns sogar, wie Menschen nur ohne Kühlschrank leben können. Viele von uns haben den Gedanken, dass alle Lebensmittel ja im Kühlschrank viel länger und besser halten. Schön langsam wird dieser Mythos jedoch bereits entkräftet, und die Informationen darüber, welche Lebensmittel – speziell welches Gemüse und Obst – vielleicht sogar besser oder länger außerhalb des Kühlschranks bzw. anders gelagert haltbar bleibt, verbreitet sich.

Als ich in mein Tiny House gezogen bin, kam irgendwann auch die Frage über den Kühlschrank auf. Und dabei ist vor allem die Frage, wie kalt der jeweilige Ort eigentlich sein sollte in dem wir bestimmte Dinge kühl lagern wollen.

Erde nutzen

Erdkeller sind für längere Lagerung auch über den Winter hin ideal geeignet. – Photocredit: pixabay.com/anaterate

Wie bereits im Beitrag über Naturkeller erklärt, gibt es viele Möglichkeiten, wie wir diverse Lebensmittel mit der recht stabil gleichbleibenden Temperatur der Erdmasse zum Kühlen nutzen können. Genutzt werden kann alles, egal ob nun ein komplex ausgebauter Keller, eine natürliche Höhle, oder einfach nur ein selbst gegrabenes Loch im Boden, das dann wieder bedeckt wird. Die Temperatur ist natürlich je nach Erdregion unterschiedlich, und hängt auch von der Tiefe des Erdkühlbereiches ab. Im Idealfall liegt sie in ordentlich konstruierten Erdkellern jedoch etwa zwischen 2 und 8 Grad Celsius.

Wasser

Im Sommer sieht man oft Menschen bei Feiern diverse Getränke in eine Wanne mit kaltem Wasser, oder auch direkt an den Rand eines Teiches oder Bächleins legen. Fließgewässer sind meist um einiges kühler als stehende Gewässer, und natürlich auch kühler als die Umgebungsluft. Diese Lösung ist vor allem für Getränke in verschließbaren Flaschen geeignet. Es können jedoch mit einem wasserdicht verschließbaren Behälter auch diverse andere Lebensmittel mit dieser Methode gekühlt werden.

Andere nutzen ein nasses Tuch, mit dem sie alles zudecken oder einwickeln. Das nasse Tuch hilft vor allem im Zusammenhang mit Wind, der durch das Trocknen des Stoffes die Kühle an die umhüllten Gegenstände abgibt. Welche Lebensmittel wir mit dieser Lösung kühlen können kommt jedoch stark auf die Bedürfnisse der jeweiligen Obst- und Gemüsesorten an. Vor allem ist die Frage, wie viel Feuchtigkeit sie brauchen oder nicht vertragen.

Isolierter Ton-Topf

Im Internet finden wir Bezeichnungen von Topf-in-Topf Kühler über Tontopf Kühler, bis zu Verdunstungskühlkammer oder Null-Energie Kühlkammer. Sie alle beschreiben das selbe Prinzip. Wir lagern unser Obst und Gemüse in einem Behälter, der sowohl als Innen- als auch als Außenschicht aus Ton besteht. Dazwischen befindet sich nasser Sand, und als Deckel kann ein nasses Tuch verwendet werden.

Durch den nassen Sand zwischen den Töpfen kann die Verdunstung entstehen. – Photocredit: wikipedia.org/Peter Rinker

Ob wir nur wenig Lebensmittel haben und daher zwei ineinander gestellte Tontöpfe verwenden, oder mit Tonziegeln eine bis zu 2-3 Kubikmeter große Kühlkammer bauen, ist dann im Grunde egal. Wir müssen nur darauf achten, dass der Sand und die Stoffabdeckung immer feucht sind. Außerdem ist wichtig, dass vor allem der äußere Ton-Behälter unbehandelt, also nicht glasiert ist, und dass der Behälter immer an einem schattigen, gut belüfteten Ort steht.

Auch ist wichtig zu beachten, dass wir keine Zwiebel, Knoblauch oder Erdäpfel in diesem Gefäß lagern sollten, da sie durch die Luftfeuchtigkeit sogar noch schneller schlecht werden bzw. austreiben. Blattgrün wie etwa Salate, Mangold, Spinat und ähnliches hält sich bis zu 3 Tage, Karotten, Paprika und ähnliches sogar bis zu 7 Tage.

Diese Kühlung ist außerdem nur in warmen Regionen oder im Sommer nutzbar, da sie sich der Verdunstung des Wassers durch die Wärme und den Wind bedient.

Tontopf mit Gemüse – Photocredit: wikipedia.org/Peter Rinker

Feucht-Kühl-Regal

Das Feucht-Kühl-Regal nutzt ebenfalls den Effekt der Verdunstung, ist jedoch ein wenig einfacher aufgebaut und durch die fehlende Masse möglicherweise etwas weniger effektiv. Hierbei handelt es sich um ein ganz einfaches Regal, das am obersten Regalbrett einen Wasserbehälter besitzt. An allen vier Seiten hängt feuchter Stoff, der von dem Wasserbehälter stetig neu befeuchtet wird. Dadurch kann die Verdunstungswärme auch in diesem Konstrukt genutzt werden.

Das Wasser ganz oben liefert die Feuchtigkeit für den herunterhängenden Stoff. – Photocredit: previval.org/Andre

Mitticool, Freshbox, Coolar und co.

Auch diverse Firmen entwickeln Produkte, die diesen Effekt der Verdunstungskühlung nutzen. Im Internet findet man Produkte von lokalen Organisationen wie Mitti Cool, Startups wie Coolar, oder von alten Hasen wie der Bosch-Tochter BSH mit der Freshbox. Jeder macht es ein bisschen anders, und nutzt doch meist eine ähnliche Technik.

Es gibt auch viele Anleitungen zum Selbstbau von Tontopf Lösungen und ähnlichem. Aber wer es eben nicht selbst machen möchte, hat mit diesen Lösungen inzwischen jedenfalls einige Möglichkeiten, alternative Kühlungssysteme ohne Strom zu nutzen.

So überfüllt muss unser Kühlschrank nie wieder sein. – Photocredit: pixabay.com/pexels

Fazit

Sobald wir uns mehr mit der Frage auseinandersetzen, welche Form der Lagerung bzw. Kühlung die Lebensmittel, die wir besitzen, wirklich benötigen, können wir mit diversen stromlosen Alternativen zur Kühlung ähnliches bewirken wie bisher mit unserem Kühlschrank. Oder wir finden eine kombinierte Lösung, wo etwa Milch und Fleisch weiterhin im strombetriebenen Kühlschrank gelagert werden, alle anderen Lebensmittel aber in diversen alternativen Behältern. Dadurch benötigen wir kleinere Kühlschränke, die dann auch weniger Strom benötigen, und somit ebenfalls einen kleinen Beitrag für die Umwelt liefern.

Quellen

mein-schoener-garten.de: Erdkeller bauen
previval.org: Not-Kühlen
en.wikipedia.org: Pot-in-pot refrigerator
en.wikipedia.org: Evaporative cooling chambers
youtube.com: Build your own Zero Energy Cooling Chamber (ZECC)
utopia.de: Lebensmittel frisch halten ohne Küehlschrank
de.wikihow.com: Topf-in-Topf-Kühlschrank zusammenstellen
fao.org: Evaporative Cooling
creoven.de: Lebensmittellager
mitticool.com: Clay refrigerator 50 liter
bosch-home.co.ke: freshbox
anneziegler.portfoliobox.eu: cubile