Fotocredit: flickr.com/Susanne Nilsson
Fotocredit: flickr.com/Susanne Nilsson
Wo und wie Wildtiere überleben können.
Dieser Artikel wurde am 19. Januar 2022 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wie bereits im Beitrag Wildtiere in Wien erwähnt, finden sich viele wild lebende Tiere wie Fuchs, Reh und Marder auch in der sich ändernden Umgebung der Stadt ihre Lebensräume. Dennoch werden sie nicht nur durch Städtebau sondern auch durch das Wachstum der Gärten mit Einfamilienhäusern und auch die hohe Menge an Kulturflächen immer stärker in ihrem Leben eingeschränkt und herausgefordert.

Jedes mal, wenn wir etwa ein brach liegendes Grundstück einzäunen, nehmen wir den Tieren Lebensraum und Möglichkeiten für Futter, Versteck und Ähnliches weg. Jedes mal, wenn wir einen Zaun oder eine Mauer niederreißen, geben wir diesen wertvollen Lebensraum wieder zurück.

Aber welche weiteren Möglichkeiten gibt es, den Lebensraum für Wildtiere wieder zu erweitern?

Hasen erfreuen sich natürlich an diversen Beerensträuchern und auch Blattgrün. Sie benötigen aber auch Deckung, da sie Fluchttiere sind. - Fotocredit: unsplaxh.com/Ali Kazal
Hasen erfreuen sich natürlich an diversen Beerensträuchern und auch Blattgrün. Sie benötigen aber auch Deckung, da sie Fluchttiere sind. – Fotocredit: unsplaxh.com/Ali Kazal

Zäune – wofür und wogegen?

Sowohl bei Gärten, als auch etwa in Gebieten rund um Seen finden sich immer mehr Zäune und Abgrenzungen. Dadurch werden den Tieren teils lebensnotwendige Ressourcen verwehrt. Natürlich ist es potentiell ärgerlich, wenn Hasen und Rehe in den Garten kommen, und das mühsam gezogene Gemüse zu fressen. Dann ist es aber immer noch möglich, nur genau diese Bereiche einzuzäunen, und den Rest dennoch offen zu lassen.

Die meisten Menschen bauen aber ihre Zäune und Mauern vor allem auch, um andere Menschen abzuhalten, und sich klar zu distanzieren und abzugrenzen. Dadurch beschneiden wir uns aber auch unserer Verbindung zur Außenwelt.

Können wir teilen?

Die Frage ist daher auch bis zu einem gewissen Grad: können wir unseren „Besitz“ teilen? Das Land, die Gartenflächen oder auch die öffentlichen Flächen wie Parks oder brach liegende Grundstücke sind zwar in unseren Köpfen mit einem Besitzer verbunden, aber dieses Konstrukt des Besitzes kennt die restliche Welt der Lebewesen nicht. Sie haben keinerlei Möglichkeit, hier auch mitzureden. Daher ist es im Grunde unsere Aufgabe – wenn wir uns wirklich fair verhalten wollen – hier auch all diesen Lebewesen die Möglichkeit der Nutzung dieser Flächen zu ermöglichen. Sie nehmen uns ja schließlich das Land nicht weg.

Füchse finden immer öfter den Weg in die Städte. Aber auch sie benötigen Bereiche, wo sie in Deckung gehen können, und nicht gesehen werden. - Fotocredit: unsplash.com/Nathan Anderson
Füchse finden immer öfter den Weg in die Städte. Aber auch sie benötigen Bereiche, wo sie in Deckung gehen können, und nicht gesehen werden. – Fotocredit: unsplash.com/Nathan Anderson

Ruhezonen

Die Problematik ist vor allem auch, dass die Wildtiere immer weniger Ruhezonen haben. Das sind Gebiete, wo nicht ständig Menschen sind, was für sie immer auch mit Gefahr und Stress in Verbindung steht, oder wo sie riskieren, durch Maschinen ihr Leben zu lassen. Dies wird vor allem durch Naturschutzgebiete ermöglicht. Wir können aber auch schon dadurch, dass wir bewusster in die Natur gehen, und uns überlegen, wie wir all diese Lebewesen in ihrem Zuhause so wenig wie möglich stören, einiges bewirken.

Fütterung von Wildtieren

Häufig wird auch das Argument geliefert, dass aufgrund der fehlenden Wildflächen, der Monokulturen und der Kulturflächen, bei vielen Tieren die Nahrungsversorgung zumindest in manchen Jahreszeiten knapp wird. In Monokulturen etwa blüht, reift und gedeiht jede Pflanze zum gleichen Zeitpunkt im Jahr. Befinden wir uns jedoch in einem Gebiet mit Artenvielfalt, so verteilt sich das Nahrungsangebot besser übers Jahr.

Dadurch stellt sich natürlich die Frage, ob den Wildtieren geholfen ist, wenn wir sie in den nahrungsarmen Zeiten zusätzlich füttern, wie etwa die Vögel im Winter. Dies kann gut gemeint sein, und hilft auch den Individuen durchaus. Es ist jedoch generell eine Veränderung der natürlichen Kreisläufe. Dies kann dazu führen, dass die Tiere sich vermehrt in der Nähe des Menschen aufhalten. Dadurch wiederum sind sie möglicherweise eher gefährdet, überfahren, vergiftet oder sonst wie unnötig bedroht zu werden, da andere Menschen darüber verärgert sind oder sich bedroht fühlen.

Wir sollten also immer auch die resultierenden Folgen jeweils berücksichtigen und das Problem an der Wurzel behandeln.

Vögel werden zwar durch Zäune nicht in ihrer Freiheit eingeschränkt. Ihnen fehlt aber häufig die Nahrung, wenn vor allem giftige Zierpflanzen im Garten zu finden sind. - Fotocredit: unsplash.com/Timothy Dykes
Vögel werden zwar durch Zäune nicht in ihrer Freiheit eingeschränkt. Ihnen fehlt aber häufig die Nahrung, wenn vor allem giftige Zierpflanzen im Garten zu finden sind. – Fotocredit: unsplash.com/Timothy Dykes

Möglichkeiten

Um also Tieren wirklich mehr Raum zum Leben zu ermöglichen, braucht es vor allem mal einen neuen Blickwinkel. Wir müssen lernen, die Welt nicht nur durch unsere Augen, sondern auch durch die der Tiere zu sehen. Was würden wir als Reh oder als Hase benötigen, damit wir genug Nahrung, Schutz und Ruhe haben?

Bei jedem neuen Bau, jeder Bodenversiegelung, jeder Abgrenzung und jedem gefällten Baum muss uns bewusst sein, dass wir dadurch den Lebensraum der Wildtiere beeinflussen.

Die Wildbrücken über die Autobahnen sind etwa ein schönes Beispiel dafür, dass deren Bedürfnisse zumindest berücksichtigt wurden und ein Kompromiss gesucht wurde. Und es gibt sicher noch wesentlich mehr Möglichkeiten, die Lebensgrundlage für Hase, Igel, Fuchs und co. Nicht noch unnötig mehr zu erschweren, wenn wir uns mal in ihre Lage versetzen.

Fazit

Das Öffnen dieser arbiträren Grenzen wie etwa ein fehlender Gartenzaun kann auch eine Bereicherung sein. Wenn mein Garten eingezäunt wäre, könnte ich mich etwa nicht am Besuch der zwei Feldhasen erfreuen, die in unregelmäßigen Abständen vor meinem Fenster vorbeihoppeln. Es kann also durchaus eine win-win Situation für alle Beteiligten sein, wenn wir den Wildtieren wieder mehr Lebensraum überlassen.

Quellen

jagdfakten.at: Lebensraum für Wildtiere zunehmend unter Druck
jagdfakten.at: Was die Erhaltung der Lebensräume mit der Erhaltung der Wildbestände zu tun hat
waldwissen.net: Wald Wildtiere Menschen
jagdfakten.at: Wildes Wien – die Grossstadt als attraktiver Lebensraum für Wildtiere
lwf.bayern.de: LWF Aktuell – Kulturlandschaft – Lebensraum für Wildtiere
sbg-jaegerschaft.at: Lebensraum der Wildtiere respektieren