Flugscham – das Wort findet sich seit 2020 im Duden und ist 2019 sogar unter die Top Drei der Deutschschweizer Wörter des Jahres gewählt worden. Eigentlich kommt es aus dem Schwedischen „Flygskam“ und bedeutet inhaltlich den Umstand, dass wir uns schämen, wenn wir eine Flugreise antreten. Eben weil wir wissen, dass unser CO2-Fußabdruck durchs Fliegen deutlich größer wird. Positiv besetzt meint das Wort allerdings, dass glücklicherweise zunehmend ein größeres Bewusstsein darüber herrscht, welche Folgen unser Handeln im Bezug auf die Umwelt und das Klima hat. Aber ganz auf Fernreisen verzichten wollen und sollen wir auch nicht. Da wäre es doch schön, wenn Fliegen insgesamt einfach umweltfreundlicher werden könnte. Dazu gibt es immer wieder Überlegungen, die von elektrisch betriebenen Flugzeugen bis hin zu nachhaltigeren Treibstoffen reichen. So ist es Forschern aus Washington beispielsweise bereits gelungen, Plastikabfälle in Inhaltsstoffe für Kerosin umzuwandeln. Und die niederländische Fluggesellschaft KLM setzt auf die Zusammenarbeit mit einer Firma, die Treibstoff aus altem Küchenöl gewinnt, der deutlich nachhaltiger als herkömmliches Kerosin sein soll.
Nachhaltiges Kerosin durch Co-Processing
Kürzlich machte auch der internationale Mineralölkonzern bp (steht übrigens für „British Petroleum“) diesbezüglich von sich reden. Und zwar nicht etwa in London, wo der Hauptsitz des Unternehmens liegt, sondern bei unseren Nachbarn in Deutschland. Dort wird nämlich seit Mitte Februar in der Raffinerie in Lingen ein nachhaltigerer Treibstoff für Flugzeuge produziert. In der Fachsprache bezeichnet man diesen Überbegriff als Sustainable Aviation Fuel – kurz SAF. Lingen ist die erste Produktionsstätte, in der dieser Treibstoff auf Basis von Biomasse aus Abfällen und Reststoffen industriell hergestellt wird. Konkret wird dabei im Zuge des sogenannten Co-Processing bereits verwendetes Speiseöl mit Rohöl so verarbeitet, dass ein Sustainable Aviation Fuel entsteht. Dieser steht in seinen Eigenschaften dem klassischen Kerosin in nichts nach.
Künftig 20 Prozent Marktanteil für nachhaltiges Kerosin
„Das in Lingen angewandte Verfahren zur Herstellung von SAF ist in Deutschland einmalig. Co-Processing ermöglicht es uns, die bestehende Anlage mit einigen Modifikationen und Erweiterungen weiter zu betreiben. Damit tragen wir unmittelbar zur Dekarbonisierung bei“, sagte dazu Arno Appel. Er ist Vorstandsmitglied der bp Europa SE und leitet die Raffinerie in Lingen. Besonders betont man bei bp, dass zur Herstellung des Bio-Treibstoffes nicht etwa mit negativen Folgen auf die Nahrungsmittelproduktion zu rechnen sei, da im Gegensatz zur Gewinnung von Speiseölen durch Soja oder Raps bereits auf gebrauchte Speisefette gesetzt wird. Der Konzern sieht darüber hinaus ein großes Potenzial im Co-Processing und zwar nicht nur für den Flugverkehr, sondern auch für den Straßenverkehr. Künftig will bp international einen Markanteil von 20 Prozent an Sustainable Aviation Fuel erreichen.
Quellen: bp.com, basicthinking.de / Fotocredits: © Dominic Wunderlich/Pixabay und bp Deutschland/BP Europa SE
Mehr zum Thema Tech
In der Kategorie Tech informieren wir über nützliche Entwicklungen und Gadgets, die Strom erzeugen, Wasser sparen und uns helfen, der Umwelt etwas Gutes zu tun. Mit folgenden Links gelangst du der Reihe nach zu mehr Artikel in diesem Themenbereich für Einsteiger bis zu Profis.