Dieser Artikel wurde am 20. Juli 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Nachhaltigkeit ist Harmonie, oder Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und den Menschen, dem Sozialen (lat.: socialis = gesellschaftlich,…
Dieser Artikel wurde am 20. Juli 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Nachhaltigkeit ist Harmonie, oder Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und den Menschen, dem Sozialen (lat.: socialis = gesellschaftlich, gemeinschaftlich, hilfsbereit, barmherzig). Das ist gleichbedeutend mit Frieden, so wie ihn Menschen einmal verstanden haben, dieser aber heute unbekannt ist. Friedensforscher müssen schon – eigentlich spätestens seit Imanuel Kant (1795 „zum ewigen Frieden“) – den Friedensbegriff aufteilen in positiven und negativen Frieden. Wirklicher Frieden sei kein natürlicher Zustand für den Menschen behaupteten bereits die Christen im Alten Testament und erfanden den Friedensbringer Jesus Christus, der den Menschen den Frieden mit ihrem Gott bringen sollte. Gerade bei Christen ist dieser offenbar nie angekommen, allenfalls negativer Frieden (das ist die Abwesenheit von Krieg) ließ sich zeitweise einstellen. Positiven Frieden konnten und können sie mit ihrer „auf Gewalt basierenden Kultur“ nicht erhalten, also auch keine Nachhaltigkeit. Shalom und Salam haben den gleichen Stamm und die gleiche Bedeutung und laut der Bibel haben auch die Menschen – alle – ohnehin die gleichen Wurzeln, wo ist also das Problem?

Der Mensch an sich ist sozial und friedliebend

Dass es auch in den Kulturen des 21. Jahrhunderts noch einen umfassenden Friedensbegriff gibt, zeigen zum Beispiel die Polynesier, wie in Hawaii, wo das unserem Begriff äquivalente Wort „Ho´oponopono“ einen grundsätzlich harmonischen Zustand zwischen Mensch und Mitwelt beschreibt. Hierzu gehören sowohl die Gesundheit als auch eine beständige Versöhnung mit „allen Beteiligten“ – oder „allen Verwandten“ – wie es bei nordamerikanischen Indianerstämmen und den Inuit heißt.

Auch die chinesische Kultur kannte – bis zum Überfall durch die europäischen Kolonialmächte Mitte des 19. Jahrhunderts – über mehr als 4.000 Jahre die grundsätzliche Harmonie als wichtigstes Ziel einer Gemeinschaft, ausführlich beschrieben im „I Ging“, wo die sich umfassenden und „befruchtenden“ Kräfte Yin und Yang beschrieben sind. Diese Kultur ist bis ins dritte Jahrtausend vor Christus schriftlich belegt. Die Friedenswissenschaft erkennt natürlich nur derartige „Beweise“ an, die es nun einmal in Europa nicht gibt und behauptet dann, dass es das, was nicht – schriftlich – belegbar ist, nicht existiert. Sie beobachten die – europäischen – Menschen (einschließlich der Kolonien wie die USA) heute und können aufgrund der Egoismuskultur der Gegenwart keinen Hang zu Frieden feststellen. Das ist aber nur die Blindheit der „Wissenschaft“. Kants Schrift von 1795 war immerhin die Grundlage für die Menschenrechtsdeklaration und das Völkerrecht. Mit der „Realität“ hat sie genauso wenig zu tun.

Expandiere Wirtschaft (Wachstumswirtschaft) brachte das Grauen in die Welt

Alle Kriege waren und sind Wirtschaftskriege, bis zu den aktuellen in der Ukraine und im Nahen Osten (z.B. Gaza). Das ist die Anwesenheit von „ausgetragenen Konflikten“ und damit schon mal kein „negativer Frieden“. Hätte niemand Interesse an Öl oder Erdgas gäbe es in diesen Gebieten mit großer Wahrscheinlichkeit diese Kriege nicht. Die „westliche Gewaltkultur“, die Afrika besonders brutal zum Beispiel Ende des 19. Jahrhunderts während der „Kongogräuel“ erfahren hat, als der belgische König über zehn Millionen Afrikaner ermorden ließ, nur um möglichst schnell möglichst viel Kautschuk „zu ernten“ schlägt nun langsam immer mehr und immer heftiger zurück. Und dies immer genau dann, wenn ein „Staat“, also eine „wirtschaftliche Interessenzone“ soweit „zivilisiert“ ist, dass der Mensch und die Mitwelt keinen – kalkulierbaren, also ökonomischen – Wert mehr besitzen.

In dem „Gleichgewichtsdreieck“ der Nachhaltigkeit wird also ausgehend vom Westen die eine Seite – die Ökonomie – immer stärker betont. Sowohl der ökonomische, als auch der soziale Faktor werden immer weiter vernachlässigt, bis das Gleichgewicht völlig zusammenbricht. Dann erfahren Mensch und Mitwelt immer wieder das jetzige Grauen.

Europa kennt seit mehr als 1.000 Jahren keinen Frieden

Ein „positiver Frieden“, wie ihn die Friedensforschung beschreibt, kennt keine Ausbeutung, keine Statuskämpfe, keinen Raub und keine „Reibungsverluste“ in der Gemeinschaft. Einen derartigen harmonischen Zustand kennt man in Europa und den bis heute zugehörigen Kolonien spätestens seit der Christianisierung durch Karl den Großen nicht mehr. Die Egoismuskultur hat sich global ausgebreitet. Dass dieser Zustand, ja diese Kultur für den Menschen der „normale Zustand“ ist, ist – nach dem US-Philosophen Harry Frankfurter – „Bullshit“, deutsch „Bullenscheiße“, also grober Unsinn.

Menschen wollen in einer harmonischen Gemeinschaft miteinander und mit der Mitwelt, die immer noch fälschlicherweise „Umwelt“ genannt wird, leben. Wenn ihnen dieses möglich ist, kommen ganz von selbst die Faktoren Ökologie, Soziales und sogar die Ökonomie in ein harmonisches Gleichgewicht und es entsteht der Zustand der Nachhaltigkeit. In der Ukraine und im Nahen Osten sehen wir aktuell die Auswirkungen, was passiert, wenn ihnen dieses nicht mehr möglich ist. In großen Teilen Südamerikas, Afrikas und Asiens beobachten wir das schon lange. Auch hier suchen die Menschen eigentlich mit allen Mitteln diesen harmonischen Zustand zu erreichen, weil sie auch das Wissen darüber, dass dieses möglich ist, in ihrem „kollektiven Gedächtnis“ gespeichert haben. Vielleicht bewirken Schicksalsschläge – wie der Abschuss des malaysischen Flugzeugs über der Ostukraine – dass die Menschen auch in Europa aufwachen, den Gegenüber, den Nachbarn, den Kollegen ansehen und sich ein Herz fassen, das Grauen abzuschütteln.

Nachhaltigkeit ist machbar, war es über Millionen Jahre auch von Menschen, woraus folgt: „Yes, we can“.

http://taz.de/Gazakrieg-fordert-immer-mehr-Opfer-/!142725/

http://taz.de/Schriftsteller-ueber-die-israelische-Linke/!142319/

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/gaza-israel-beschuss-bodenoffensive

http://taz.de/Flug-MH17/!142726/

http://taz.de/Fluechtlinge-aus-der-Ostukraine/!142471/

http://taz.de/Stimmungsbild-aus-Bagdad/!142617/

http://www.zeit.de/2014/28/steuerflucht-oasen-gabriel-zucman

http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-07/kabul-flughafen-angriff

http://www.zeit.de/politik/ausland/boko-haram-ueberblick

http://blog.zeit.de/schueler/2010/09/06/erste-weltkrieg-ursachen-verlauf/

http://blog.zeit.de/herdentrieb/2014/06/23/globalisierung-braucht-soziale-absicherung_7477