Wie natürliche Kooperation auf Augenhöhe mit anderen Lebewesen funktionieren kann.
Dieser Artikel wurde am 21. Juli 2021 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Kooperationen zwischen Menschen und Tieren sind uns großteils durch Zähmen bekannt. Dabei nutzen wir als Menschen die Tiere zum Transport, zum Ackerbau, zur Jagd oder ähnlichen. Im Gegenzug für ihre Arbeit bekommen sie meist Futter und Unterkunft. Es ist jedoch keine wirklich gleichgestellten, natürliche Kooperation, sondern wirkt meist eher wie ein Ausbeuten. Wir Menschen trainieren die Tiere darauf, das zu machen was wir wollen. Die Tiere haben jedoch meist nicht die freie Wahl.

Es gibt aber auch Kooperationen zwischen Menschen und Wildtieren, die auf natürliche Weise entstanden sind, und wo die natürliche Balance gewahrt bleibt. In diesen Kooperationen behalten alle Beteiligten dabei ihre Freiheit, und können jederzeit frei wählen, ob sie kooperieren wollen oder nicht.

Honiganzeiger in Mosambik

Eine Studie, die im Juli 2016 im Science Magazin veröffentlicht wurde, zeigt die einzigartige Beziehung zwischen den Honiganzeigern und den Menschen im Niassa Naturreservat in Mosambik. Honiganzeiger sind Vögel, die den Menschen mit einem ganz bestimmten Laut anzeigen, dass sie einen Bienenstock gefunden haben. Sobald sie die Aufmerksamkeit eines Menschen haben, führen sie diesen zum Bienenstock.

Der Honiganzeiger ist bei dem Volk der Yao in Mosambik sehr wertgeschätzt. – Photocredit: flickr.com/Wilferd Duckitt — Lizenz: CC BY 2.0

Der Mensch kann nun etwa mit Rauch oder ähnlichem die Bienen temporär desorientieren, damit der Honig geerntet werden kann. Und zwar sowohl vom Mensch als auch vom Honiganzeiger. Der Vogel hat dabei den Nutzen, dass seine „Feinde“ durch den Menschen abgelenkt werden, und er ungestört zu seiner Nahrung kommt.

Delphine als Jagd-Helfer

In vielen Teilen der Erde – wie etwa Laguna, Brasilien – bestehen auch jetzt noch Kooperationen zwischen Menschen und Delphinen beim Fischfang. Die Delphine treiben die Fische in eine bestimmte Gegend, wo diese dann mit Netzen gefangen werden. Der Vorteil für die Delphine ist, dass sie bei dieser Jagdtechnik größere oder mehr Fische erwischen als wenn sie ohne Menschen jagen würden.

Leider passiert es heutzutage immer öfter, dass diese Beziehung – wie so viele vor ihnen – von Menschen ausgenutzt wird. In manchen Gebieten werden immer wieder erschossene oder sonst wie ermordete Delphine gefunden. Dort sind sie verständlicherweise vorsichtig geworden, und halten Abstand von Menschen.

Delphine in bestimmten Regionen der Erde helfen Menschen beim Fischen. – Photocredit: unsplash.com/@alenavavrdova

Bakterien im Darm

Die Bakterien in unserem Darm sind im Grunde Mini-Lebewesen, die in natürlicher Kooperation mit dem Menschen leben. Sie verdauen unsere Nahrung und bekommen im Gegenzug einen sicheren Lebensraum.

Beispiele von Kooperationen zwischen anderen Tieren

Unter den Tieren und auch Pflanzen finden wir viele Beispiele von natürlichen Kooperationen. Da gibt es die Raben, die den Wölfen signalisieren, wo sich Beute befindet, und im Gegenzug die Reste verspeisen. Oder eine bestimmte Vogelart, die die Parasiten auf der Haut großer Säugetiere fressen, und im Gegenzug Nahrung und Transport bekommen.

Wenn wir uns ein bisschen auf die Suche machen, finden wir immer mehr dieser natürlichen Kooperationen, da die Natur ein komplexes Ökosystem und Netz aus Symbiosen und sich selbst regelnden Zusammenhängen darstellt.

Kooperationen von Vögeln und großen Säugetieren wie etwa der Giraffe sind keine Seltenheit. – Photocredit: unsplash.com/@bist31 (Birger Strahl)

Mutualismus muss am Leben gehalten werden

Es gibt Vermutungen von Kooperationen zwischen Menschen und Wölfen, Menschen und Raben, und wahrscheinlich noch viele andere, die wie inzwischen nicht mehr nachvollziehen können.

All diese Beispiele von Mutualismus sind Beziehungen, die nur dann am Leben bleiben, wenn sie auch gepflegt werden. Wenn eine Seite nicht mehr seinen Beitrag liefert, dann wird die andere Seite ebenfalls Alternativen suchen müssen, um zu Nahrung, Schutz oder sonstiger Unterstützung zu gelangen. Es ist daher stark anzunehmen, dass es früher mal wesentlich mehr dieser Beziehungen gab, als wir Menschen noch stärker mit der Natur in Verbindung lebten.

Im Wald nutzen Rehe und viele andere Tiere die Warnrufe der Vögel. – Photocredit: unsplash.com/@imwlf (Andreas)

Fazit

Um Formen von natürlichen Kooperationen zu erkennen, ist es vor allem wichtig, dass wir unsere Aufmerksamkeit schärfen, und mit offenen Sinnen durch die Natur gehen. Es braucht eine Änderung unserer Einstellung, von „die“ und „wir“ zu „wir alle hängen zusammen und helfen einander“, um eine Balance im Ökosystem zu schaffen und dann auch zu erhalten.

Quellen

Die Wichtigkeit großer Raubtiere
treehugger.com: wild birds communicate and collaborate humans study confirms
blogs.oregonstate.edu: cooperative fishing symbiotic relationships between people and dolphins
slate.com: fishing with dolphins symbiosis between humans and marine mammals to catch more fish
science.sciencemag.org: Reciprocal signaling in honeyguide-human mutualism
news.stanford.edu: beasts and books
listverse.com: 10 amazing cooperations between different animal species
lifepersona.com: 15 featured cooperation examples
simplegoodandtasty.com: honey harvesting 101 smoke stink blow brush
academic.oup.com: The Coevolution of Wolves and Humans