Berhard Brehmer
Berhard Brehmer
ASCR-Geschftsführer Reinhard Brehmer über Energienutzung und Forschung.

Dieser Artikel wurde am 12. Februar 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Aspern Smart City Research (ASCR) nennt sich jene Forschungsgesellschaft, die aspern Seestadt zur Spielwiese für Energieforschung macht. Erforscht wird – kurz gesagt – die Energie der Zukunft und deren Nutzung durch die Bewohner und Nutzer von aspern Seestadt. Geschäftsführer Reinhard Brehmer sprach mit uns über Energienutzung und den Beitrag der ASCR.

Was kann die Forschungsarbeit der ASCR zur Energienutzung von morgen beitragen?

Sehr viel. Wir verfolgen ja mehrere Ansätze – vom Smart Building, wo es ums Energiemanagement in Gebäuden geht, über Smart Grid, das Verteilernetz, die Smart ICT, also die gesamte damit verbundene IT, bis hin zum Smart User, dem Bewohner, der direkt in die Forschung eingebunden ist. Diese intensive Einbindung der Smart User über Jahre ist zugleich eines unserer Alleinstellungsmerkmale. Er kann sehr viel mitgestalten – unter anderem durch eine App, die wir gemeinsam mit unseren Smart Usern entwickeln, in der es darum geht, wie diese den eigenen Stromverbrauch überwachen und auch selbst effizient steuern können. 

Welche Vorlaufzeit hat ein so umfangreiches Energieforschungsprojekt? 

Bis zu fünf Jahre dauert es normalerweise von der Gebäudeplanung bis zum Zeitpunkt, zu dem mit der Datenerhebung begonnen werden kann. Wir konnten diese Zeit zum Glück stark verkürzen, indem wir auf das Ergebnis eines Bauträgerwettbewerbs aufgesprungen sind und einzelne Bauträger überzeugen konnten ihre Planungen so zu adaptieren, dass unsere smarten Einrichtungen miteinbezogen werden.

Wann werden die Ergebnisse vorliegen?

Im Frühjahr 2015 sind 300 Studenten ins Wohnheim eingezogen, der Wohnblock mit über 200 Wohnungen ist seit Sommer und Frühherbst bewohnt, der Schulcampus wurde im Herbst in Betrieb genommen. Derzeit erfassen wir die Normaldaten, nehmen die vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten in Betrieb und evaluieren die unzähligen Messwerte. Ein erstes Zwischenergebnis wird es nach ungefähr einem Jahr geben, valide Daten nach vielfältigen effizienzsteigernden Einflussnahmen im Zuge der Forschung in zwei Jahren – rechtzeitig vor Laufzeitende des derzeitigen Forschungsrahmens bis 2018. Wir setzen in den Gebäuden ja Wärmepumpen, Erdspeicher, Solarthermie, Warmwasser- und Batteriespeicher ein, also fast alles, was es derzeit gibt. Das Ergebnis soll sein, deren optimale Kombination herauszufinden. Neue Businessmodelle, also was kostet es und was bringt es, sind der zentrale Punkt.

Wie ist Ihr persönlicher Zugang zur Energienutzung? 

Energie ist vergleichweise zu billig, als dass der Konsument sie derzeit rein aus Kostengründen spart. Nur 1,6 Prozent der österreichischen Haushaltsausgaben fallen laut Statistik Austria z.B. auf den Strom. Am meisten sparen kann man durch effiziente Nutzung. Das ist zugleich ein sehr interessanter Bereich, denn oft reichen schon recht einfache Mittel. Bei einem Gemeindebau aus den 50-er Jahren etwa kann man allein durch Gebäudedämmung den Heizungsaufwand um 90 Prozent reduzieren.

Und in Bezug auf Aspern?

Es ist toll, wie viel man mit intelligenten Lösungen erreichen kann. Unter dem Wohnblock haben wir zum Beispiel einen Erdspeicher, der mittelfristig die Garage wärmt und deren Abwärme wird über eine Luftwärmepumpe in der Entlüftungsanlage genutzt. Außerdem sind am Dach Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen installiert. Wenn man dann noch die Bewohnerverbräuche und die Wetterprognosen miteinbezieht, kann man anhand der Daten, die wir in einem Jahr haben werden, sehr genaue Prognosen erstellen, wie der Energieverbrauch an einem Tag mit ähnlichen Bedingungen aussehen wird, und wie viel überschüssige Energie man wie, z.B. als Warmwasser, entweder zwischenspeichern oder bei günstiger Strommarktsituation etwa verkaufen kann. So kann man sehr viel Energieeffizienz vor Ort nutzen und den Verbrauch kostengünstig ausbalancieren. Das ist sehr wichtig, den so kann man z.B. auch Netzausbaukosten sparen.

Wie ist die ASCR entstanden?

Die Idee entstand im Jahr 2011. Der Druck, die Energiewende tatsächlich umzusetzen, war groß geworden. So haben wir uns mit Siemens zusammengetan – diese hat eine Forschungsabteilung mit fast 1000 Mitarbeitern vor Ort -, um mit geteilten Mitteln, insgesamt sind es 38,5 Millionen Euro, das gemeinsame Ziel zu erreichen. Bis 2018 werden allein 14 Millionen Euro an Forschungskosten in das Projekt fließen Die technischen Voraussetzungen waren schnell geklärt, die v.a. auch Vertragsumsetzung hat dann aber doch zwei Jahre beansprucht. Die ASCR gibt es seit 2013. Seither bin ich gemeinsam mit Georg Pammer von Siemens einer der Geschäftsführer..Weitere Partner sind noch die Wiener Wirtschaftsagentur und Wien 3420.

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Quellen:

Text: Energieleben Redaktion

Foto: ©Timko

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