Zukünftig soll der Beton die Sonnenenergie bündeln und in Strom umwandeln. Ein Forscherteam der Universität Kassel entwickelte DysCrete, Betonmodule, die industriell gefertigt werden und beim Bau von Bürogebäuden, Produktionshallen und Wohnhäusern zum Einsatz kommen sollen, um Strom zu erzeugen. Der Name DysCrete setzt sich aus den englischen Bezeichnungen für Farbstoffzellen (Dye-Sensitized Solar Cell – DYSC) und Beton (Concrete) zusammen. Die DysCrete-Module sind in Schichten aufgebaut, wobei die dickste, innen liegende Schicht aus leitfähigem Beton besteht, der als Elektrode fungiert. Titanoxid im Beton fängt die Lichtteilchen der Sonne ein, wandelt diese mit Hilfe von rotem Farbstoff oder Chlorophyll in freie Elektronen um, welche dann als elektrischer Strom abfließen können. Als äußerste Elektrode dient eine dünne Graphitschicht, zusätzlich ist der Beton mit einer transparenten Oberfläche beschichtet.
DysCrete beruht auf dem Prinzip der Farbstoffzelle, die Anfang der 1990er Jahre von Michael Grätzl erfunden wurde. Das Problem dieser Zellen besteht darin, dass sie im Labor auf sehr kleinen Flächen einen hohen Wirkungsgrad erreichen, beim Einsatz auf größeren Flächen und über längere Zeit ist die Technologie aber relativ instabil. Der aggressive Flüssigelektrolyt, der in den Farbstoffsolarzellen verhindert, dass die Elektronen direkt nach ihrer Entstehung an ihren alten Platz zurückkehren verflüchtigt sich nach kurzer Zeit durch Lecks, die bisher nicht zuverlässig gestopft werden konnten.
Das Ziel der Kassler Forscher, mit DysCrete einen Wirkungsgrad von zwei Prozent zu erreichen, scheint auf den ersten Blick nicht viel. Da die Herstellungskosten für die Module aber relativ gering sind (alle benötigten Werkstoffe sind kostengünstig) und sie auf sehr großen Flächen zum Einsatz kommen sollen, könnten Sie dennoch einen wichtigen Beitrag zur Stromversorgung leisten.
Fotos: DysCrete