Ein israelischer Wissenschafter hat eine taktile Kontaktlinse entwickelt. Die von einer Kamera aufgenommenen Bilder werden in Reize auf der Hornhaut übersetzt. Blinde Menschen können damit ihre Vorstellung der Umwelt formen.
Dieser Artikel wurde am 5. Mai 2014 veröffentlicht
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Professor Zeev Zalevsky von der Bar Ilan Universität in Ramat Gan hat ein Verfahren entwickelt, das Bilder physikalisch auf die Oberfläche des Auges presst. Durch dieses taktile Feedback kann das Gehirn verstehen lernen, was die Person ohne Einschränkung des Sehvermögens sehen würde. Der Prototyp des Systems codiert die Bilder einer angeschlossenen Kamera oder einem Mobiltelefon und sendet die Daten über die Kontaktlinse, die die Hornhaut mechanisch stimuliert. Die taktile Empfindung wird in der Folge vom Gehirn erfasst.

Zalevsky, der das Elektrooptik-Programm an der Universität leitet, meinte, dass kurzes Training ausreicht, um sich an einen effizienten Gebrauch der Kontaktlinse zu gewöhnen. Bei ersten klinischen Tests hätten Menschen einfache räumliche Formen durch die taktile Sinneserfahrung bereits nach wenigen Minuten erkannt. Je mehr Formen man wahrnehmen will, desto mehr muss man trainieren. Der Vorgang sei ähnlich wie das Erlernen der Braille-Schrifft, sagt Zalevsky.

Das Gerät wird wie eine herkömmliche Kontaktlinse getragen und könnte das Leben von Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen deutlich erleichtern. Die taktile Erfahrung gleicht dem Lesen der Braille-Schrift, nur wird mit den Augen anstelle der Fingerspitzen gelesen. Bei der Kontaktlinse wird ein Bild allerdings in viel mehr Punkte übersetzt als bei der Braille-Schrift, das Gehirn erhält viel mehr Daten. Die bionische Kontaktlinse ist noch in der Testphase, soll aber bald in Serienproduktion gehen. Zalevsky meint, dass auch perfekt sehende Menschen das System nützen könnten, um zusätzliche Informationen zum Gesehenen zu erhalten, ähnlich wie bei Google Glass.