Dieser Artikel wurde am 23. März 2014 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!“Denkende” Pflanzen kennt man bisher nur aus Filmen wie dem “Kleinen Horrorladen”, in dem eine fleischfressende Pflanze…
Dieser Artikel wurde am 23. März 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

“Denkende” Pflanzen kennt man bisher nur aus Filmen wie dem “Kleinen Horrorladen”, in dem eine fleischfressende Pflanze aus dem All die Weltherrschaft an sich reißen will. Wahrscheinlich ist es auch übertrieben, von „denkenden“ Pflanzen zu reden, doch Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) haben zumindest herausgefunden, dass beispielsweise die Gemeine Berberitze komplexe Entscheidungen treffen kann. Bei Parasitenbefall tötet sie ihre eigenen Samen ab – und dies in Abhängigkeit von ihrer Überlebenschance.

Die Forscher untersuchten die Berberitze, auch Sauerdorn genannt, unter dem Befall durch Larven der Sauerdorn-Bohrfliege. Die Fliege legt ihre Eier in den Beeren der Pflanze ab, ihre entwickelten Larven fressen später deren Samen auf. Die Berberitze – deren Beeren  ein oder zwei Samen aufweisen können – kann generell die Samenentwicklung stoppen. Zur Parasitenbekämpfung setzt sie diese Fähigkeit ebenfalls ein. Ist so z. B. einer von zwei Samen in einer Beere befallen, lässt sie den befallenen Samen absterben, um den nicht befallenen zu retten.

Berberitze wägt Überlebenschance ab

Die Überraschende Entdeckung der Forscher: Die Samen in den befallenen Früchten werden nicht immer abgetötet, sondern in Abhängigkeit der Anzahl an Samen. Bei einer befallenen Frucht mit zwei Samen ließ die Pflanze den befallenen Samen in 75 Prozent der Fälle absterben, um den zweiten zu retten; bei einer Frucht mit einem Samen tötet sie diesen nur in 5 Prozent der Fälle ab.

Man kann also nicht von einem Automatismus ausgehen, bei dem befallene Samen generell abgetötet werden. Würde die Berberitze dies tun, wären Früchte mit nur einem Samen umsonst angelegt worden. Die Chance, dass die Larve von selbst abstirbt, was durchaus vorkommt, wird demnach mit einbezogen. Die Ergebnisse werden als erster ökologischer Nachweis für ein komplexes Verhalten bei Pflanzen gesehen. Sie deuten auf eine Art strukturelles Gedächtnis hin mit der Fähigkeit, äußere und innere Einflüsse unterscheiden und spätere Risiken abschätzen zu können.

Die Weltherrschaft wird die Berberitze so zwar nicht an sich reißen, doch sie macht bewusst, wie sehr die Fähigkeiten von Pflanzen generell noch unterschätzt werden.

Siehe auch: http://www.ufz.de/index.php?de=32467

Bildquelle: pixabay.com/ http://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de