Gebaut für Aktienhändler und Banker, seit rund zwanzig Jahren das weltweit größte besetzte Haus. Der Bau des Torre David (Turm des David) in der venezolanischen Hauptstadt Caracas wurde nie beendet, mittlerweile leben über 700 Familien in dem Wolkenkratzer.
Dieser Artikel wurde am 10. Juli 2013 veröffentlicht
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Der Torre David sollte die boomende venezolanische Finanzwirtschaft repräsentieren, mit dem Bau der 45 Stockwerke begann man im Jahr 1990. Vier Jahre später kam in dem südamerikanischen Land zu einer Bankenkrise und der Turm ging in den Besitz der Republik über. Die öffentliche Hand zeigte kein Interesse an dem zu vollendende Bau und nach einigen Jahren begannen obdachlose Familien die skelettartigen Betonstrukturen zu besiedeln.

Die Räume hatten teilweise keine Wände, Strom gab es ebenso wenig wie fließendes Wasser oder einen Aufzug. Trotzdem besiedelten die neuen Bewohner den Turm bis ins 30. Stockwerk hinauf. Nach und nach begannen sie das unvollständige Bauwerk auszubessern. Vor allem galt es mit provisorischem Baumaterial Absperrungen und Windschutzvorrichtungen herzustellen. Mittlerweile gibt es bis in das 22. Stockwerk fließendes Wasser. Zudem begann sich eine dorfähnliche Gemeinschaft zu entwickeln: Es gibt Lebensmittelgeschäfte, Friseure und einen Zahnarzt im Torre David. Auf die Betonterrassen wurden Mauern gebaut und in Balkone umgewandelt. Die Bewohner streben nun eine Legalisierung ihrer Unterkünfte im Turm an, und das, obwohl das Wohnen in dem Ungeheuer aus Beton weiterhin gefährlich ist.

Alfredo Brillembourg, ein Nachfahre des Finanziers des Turmbaus, hat das Projekt Urban Think Tank gegründet, um den Bewohnern des Turms zu helfen. Einerseits will er auf die Probleme aufmerksam machen, die sich am Torre David bezüglich Ghettobildung zeigen, andererseits sieht Brillembourg anhand des Turms ein riesiges Potenzial für Innovation und Experimente in nicht-formellen Gemeinschaften. Im Jahr 2012 hat Urban Think Tank einen Dokumentarfilm auf der Biennale in Venedig vorgestellt. Ein Buch voll mit beeindruckenden Fotos von David Bann und eine Studie zu der informellen vertikalen Gesellschaft im Turm wurden im selben Jahr veröffentlicht.

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