Durch den Ausbruch von Sars-CoV-2 wurde auch die Frage der Auswirkung des Klimawandels auf die Ausbreitung diverser Krankheiten verstärkt auf den Tisch gebracht. Wie sehr führt das Zerstören von Lebensräumen dazu, dass infizierte Tiere zur Migration gezwungen werden? Wie sehr trägt auch ein wärmeres Klima dazu bei, dass sich Überträger in ganz neuen Regionen wohlfühlen? Und was bedeutet das für uns konkret?
Dies sind alles wichtige Fragen, die es zu erforschen gibt. Allgemein muss aber gesagt werden, dass dies dennoch großteils Spekulationen sind. Nur weil bestimmte Phänomene zur gleichen Zeit wie andere auftreten, kann nicht automatisch eine Korrelation hergestellt werden. Über die Ursache lässt sich daher durchaus spekulieren. Die Auswirkung ist jedoch relativ klar messbar.
Höhere Temperaturen
Durch die in den letzten Jahren immer öfter bzw. höher steigenden Temperaturen verbreiten sich diverse Insekten, wie etwa Zecken, Gelsen und sonstige Insekten in immer nördlichere, aber auch höher gelegene Gebiete. Außerdem dehnen sich im Jahreszyklus die Zeiträume, an denen es warm ist, immer mehr aus und die Winter sind weniger kalt und lang. Dadurch überleben mehr Tiere, und haben längere Aktivitätsphasen.
All dies dehnt die Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten aus, gestochen bzw. gebissen zu werden. Dadurch erhöht sich in weiterer Folge auch die Gefahr der Ansteckung, etwa mit Borreliose, aber auch einigen anderen Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden (zoonotische Erreger).
Mehr Wildtiere
Ein weiterer Faktor, sind die Nahrung diverser Kleintierchen, die Krankheiten übertragen. Finden etwa Zecken mehr Wirtstiere, können sie sich schneller entwickeln und auch vermehren. Ein vermehrtes Auftreten von Wildtieren in einer Region muss jedoch nicht auf den Klimawandel zurückzuführen sein, sondern kann unterschiedliche Ursachen haben. Werden etwa für die Jagd mehr Rehe und Wildschweine angefüttert, kann dies ebenfalls zu einer höheren Population führen.
Oder aber die Wildtiere werden durch menschliche Besiedelung aus ihren natürlichen Lebensräumen verdrängt, und haben so entweder direkt mit den in diese Gebiete vorgedrungenen Menschen Kontakt, oder aber wandern in andere Gegenden ab, wo sie bisher nicht waren.
Veränderte Verhaltensweise
Zusätzlichen Einfluss auf die gemessenen Infektionen mit diversen zoonotisch übertragenen Krankheiten haben möglicherweise auch über die Jahre veränderte Verhaltensweisen der Menschen. Manche Studien beobachten einen Trend der Bevölkerung, wieder mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Andere merken an, dass ein verstärktes Erkennen der jeweiligen Vorfälle durch gesteigertes Bewusstsein über die Gefahren sich ebenfalls auf die gemessenen Zahlen auswirkt, die tatsächlichen Zahlen jedoch relativ konstant blieben.
Vollständig werden wir es wohl nicht feststellen können. Es ist jedoch hilfreich, wenn wir uns all diese zusätzlichen Auswirkungen bewusst machen, um nicht in eine panische Dämonisierung einer einzigen Ursache zu verfallen.
Erkennen
Insekten und andere Tiere können diverse unterschiedliche Krankheiten übertragen. Daher ist es schwer eine allgemene Aussage zu liefern, wie wir diese erkennen können. Vor allem auch, weil immer wieder Krankheiten, die bei uns nicht so bekannt sind, ihren Weg zu uns finden.
Daher hilft es, wenn wir generell viel mehr Augenmerk auf den eigenen Körper legen. Wo können wir welche Hautveränderungen wahrnehmen? Welche Schmerzen können wir wann, wo und in welchen Zusammenhängen feststellen? Dieses viel bewusstere Wahrnehmen der körpereigenen Funktionen und Veränderungen ist auch für viele andere gesundheitliche Aspekte durchaus hilfreich. Nicht nur wenn es um Zecken im Sommer geht.
Was tun?
In Österreich sind weiterhin vor allem Borreliose und FSME die am häufigsten von Tieren übertragenen Krankheiten. Gegen FSME kann geimpft werden, und sollte vor allem darauf geachtet werden, dass diese noch wirksam ist, bzw. aufgefrischt wird. Dies ist vor allem wichtig, weil sie sofort beim Biss übertragen wird.
Gegen Borreliose hingegen kann nicht geimpft werden. Wir können sie jedoch durch Beobachten unserer Haut und möglicher Veränderungen (Wanderröte) meist leicht erkennen. Zur Behandlung können wir sowohl zu Antibiotika, als auch zu meist etwas komplexeren natürlichen Heilungsmethoden greifen.
Zusätzlich hilft es, wenn wir uns mit den konkreten Gefahren unserer Region auseinandersetzen und uns mit den jeweiligen Symptomen und Erkennungsmerkmalen gut vertraut machen. Dies kann uns oft unberechtigte Sorgen ersparen.
Fazit
Früher hatte ich mir zugegebenermaßen wenig Sorgen um Zecken und deren Risiken Gedanken gemacht. Inzwischen kenne ich immer mehr Menschen, die etwa mit Borreliose infiziert wurden. Die meisten haben jedoch durch das schnelle Erkennen gut reagieren können, und kaum erkennbare Folgeschäden. Das zeigt, wie viel die bewusste Kenntnis über die möglichen Gefahren schon verhindern kann.
Wichtig ist bei all dem, dass wir uns vor allem darauf fokussieren, was wir aktiv machen können, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass wir angesteckt werden. Und das gilt sowohl nach dem Waldspaziergang, als auch auf globaler Ebene durch den Schutz unberührter Lebensräume oder der Reduktion der Auswirkungen auf den Klimawandel. Wir haben oft wesentlich mehr Einfluss als wir denken.
Quellen
bpb.de: Pandemien, Umwelt und Klima
wiki.bildungsserver.de: Lyme-Borreliose
wiki.bildungsserver.de: Zecken als Krankheitsüberträger
zecken.de: Zecken freuen sich über Klimawandel
zecken.de: Die Zecken kommen – Warum der Klimawandel eine Rolle spielt
ndr.de: Klimawandel – Beste Bedingungen für Mücken und Zecken
moment.at: Der Klimawandel bringt uns neue Krankheiten