Ein Interview mit Barbara Salehi.
Dieser Artikel wurde am 2. Mai 2017 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Wie verschieden einzelne Personen agieren können, um unser Leben ein bisschen nachhaltiger oder umweltbewusster zu gestalten, habe ich bereits in den letzten drei Gesprächen über ein nachhaltiges Leben gemerkt. Einen ganz neuen Ansatz erfahre ich nun durch Barbara Salehi, die mit Superheroes against Plastic eine Initiative gestartet hat, mit der sie Menschen dazu bewegen möchte, Müll einzusammeln. Ihre eigenen Taten und die der anderen Superheroes dokumentiert sie auf Instagram, um auch andere Menschen mit ihrer Motivation anzustecken.

Wie man sich sogenannte Clean-Ups, also, auf gut deutsch Müll einsammeln, vorstellen kann und was der Hintergedanke dabei ist, möchte ich bei einem Gespräch mit ihr erfahren.

Kannst du mir etwas über dein Projekt „Superheroes against plastic“ erzählen?

Superheroes against Plastic ist geboren aus einer Mischung meiner Liebe für Superhelden und meinem Hobby, Strände und Flüsse sauber zu halten. Ich wollte Comics zeichnen, die Superman und Batman zeigen, aber nicht bei der Bekämpfung von Superschurken, sondern beim Kampf gegen Plastikmüll, der die Meere bedroht. Aber als ich diese Comics zeichnete, sah ich, wie viele Menschen auf Instagram ihre Clean-Up Aktionen teilten und da dachte ich mir, warum Comicfiguren nehmen, wenn es schon reale Personen gibt, die wunderbare Taten vollbringen! Also dokumentiere ich nun auf meinem Instagram Account meine Müllschätze, die ich so finde, poste Fotos von tollen Menschen, die auch Clean-Ups machen und teile generell Tipps, um den Plastikkonsum im Alltag zu reduzieren. Mein Wunsch wäre es zukünftig, auch gemeinsam mit Kindern Aufräumaktionen entlang der Donau zu machen. Müll einsammeln, dabei einfach Spaß haben und ihnen die Plastik-Problematik so nahe zu bringen. Jeder kann ein Superheld sein, man braucht nicht von einer radioaktiven Spinne gebissen werden oder super reich sein. Dies möchte ich gerne an Kinder weitergeben, denn wenn jeder mitmacht und etwas Kleines tut, können wir in der Gruppe große Resultate ziehen.

Was ist das große Problem von Müll auf der Straße, am Fluss oder am Strand?

Das große Problem dabei ist, dass es nicht ernst genommen wird. Besonders in Österreich, oder generell in Wien. Das Meer ist so ein fernes Konzept und Recycling funktioniert hier eh gut, daher ignorieren viele den Müll an der Donau einfach. Dabei sollte uns bewusst sein, dass jede Zigarette, die in ein Kanalgitter geschmissen wird und jede Plastikflasche im Fluss irgendwann im Meer landet. Aber die wenigsten nehmen das wahr. Wenn ich Müll einsammeln gehe, ernte ich oft überraschte Blicke. Für viele macht so etwas nur am Strand und nicht in der Stadt Sinn.

Wie bist du auf die Idee gekommen, den Müll von anderen einzusammeln?

Ich bin damit irgendwie unbewusst aufgewachsen. Ich denke, weil ich es nicht ausgehalten habe, eine Plastikflasche mitten im Wald liegen zu sehen. Ein richtiges Hobby ist es dann geworden, als ich gesehen habe, dass andere Leute auch ernsthaft Müll einsammeln und dieselbe Leidenschaft haben. Das hat mich natürlich motiviert, weiter zu machen.

Du warst ja auch schon an der Donau unterwegs, was war so deine „Müll-Erfahrung“ in Wien? Was findet man da hauptsächlich?

Die Erfahrung in Wien ist so ziemlich dieselbe wie weltweit auch. The usual suspects: Plastiksackerl, Plastikflaschen und Baustyropor. Aber ich muss sagen, in Wien kommt dann noch eine extra Portion an Dosen dazu. Bei einer Aktion an der Donau fanden wir auch eine 13 Jahre alte Cola Flasche und ein Handy.

Wie viel Müll sammelst du an einem Tag auf der Donau-Insel?

Es ist immer unterschiedlich, wie viel man sammelt. Wenn ich allein bin, fülle ich meistens schon einen riesigen Müllsack in ein oder zwei Stunden. Bei einer der letzten Clean-Up Aktionen zu viert hatten wir ungefähr um die zehn Müllsäcke. Die Antwort ist: leider immer noch zu viel!

Was kann man dazu beitragen, um dieser Verschmutzung entgegen zu wirken?

Ich würde mir wünschen, dass wir in Wien mehr auf die kleinen Aktionen schauen. Zum Beispiel, ein Stoffsackerl beim Einkaufen verwenden, statt das aus Plastik zu nehmen. Eine eigene Flasche besorgen, anstatt immer wieder welche aus Plastik zu kaufen. Es sind kleine Gesten, die den Unterschied machen.

Barbara hat Japanologie und Film studiert. Sie arbeitet unter anderem für die NGO Nakawe Project, die sich gegen den Haifang in Costa Rica einsetzt. Ihre Leidenschaft zum Meer, vor allem zu Haien, findet sich in ihren Designs wieder, die sie aufgedruckt auf Taschen, wiederverwendbaren Flaschen, Pölster und vielem mehr, verkauft.

Durch das Gespräch mit ihr habe ich gelernt, dass nicht nur das Reduzieren von Plastikmüll wichtig ist, sondern auch ab und an aus der eigenen Komfortzone auszusteigen und den Müll anderer vom Boden aufzuheben. Barbara, die sich so leidenschaftlich für unsere Umwelt einsetzt, hat mich zum Nachdenken gebracht.

Bildquelle: Barbara Salehi

Über Mira

Auf dem Blog ROEDLUVAN berichtet Mira über ihre Versuche ein nachhaltiges Leben zu führen. Ihr Weg führt sie in fremde Länder, in die Welt der fair produzierten Mode, in die vegane Küche und in eine Plastikfreie Zone. Nebenher studiert die grüne Lifestylebloggerin Geschichte und arbeitet in einem Museum.

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