Dieser Artikel wurde am 14. November 2012 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Desertec versandet in der Wüste und die Riesen-Offshore-Windparks saufen ab. Der deutsche Umweltminister will das Risiko für…
Dieser Artikel wurde am 14. November 2012 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Desertec versandet in der Wüste und die Riesen-Offshore-Windparks saufen ab. Der deutsche Umweltminister will das Risiko für die eigentlich überflüssigen neuen Höchstspannungsnetze an die Bürger abwälzen, weil Investoren dieses scheuen. Die E.ON-Aktie schwächelt bereits. Kommt die Energiewende nun endgültig ins Schlingern oder beginnt sie – im Hintergrund doch wirklich?

 

Nach und nach ziehen sich die Großen aus der Wüste zurück

Bosch und Siemens verlassen die internationale Investorengruppe, die eigentlich in der Wüste aus der Sonne den Ersatzstrom für die abzuschaltenden Atomkraftwerke nach Europa liefern wollte. Ein Projektstart ist weiterhin nicht in Sicht – und das ist eigentlich gut so (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/bosch-und-siemens-deutsche-firmen-ziehen-sich-aus-desertec-zurueck-a-866819.html).

E.ON und die Münchner-Rückversicherung scheinen noch die einzigen deutschen Großpartner bleiben zu wollen, doch auch E.ON schwächelt bereits, die Aktie ist gerade empfindlich eingebrochen und die Gewinnerwartungen werden nach unten korrigiert, die eigentliche Energiewende zeigt ihre Wirkung (http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/wuestenstrom-projekt-eon-und-muenchener-rueck-bleiben-desertec-treu/7385384.html; http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Gewinnziel-nicht-erreichbar-E-ON-kappt-Prognose-fuer-2013-2141116).

Eine nachhaltige Energieerzeugung kann mit den Großkonzernen nicht funktionieren. Nachhaltigkeit verlangt schon an sich, dass kein Kapital mehr abgezogen wird, dass die gesamte Wertschöpfung am Ort verbleibt. An Desertec würden die Staaten Nordafrikas nur peripher mitverdienen, ähnlich der Ausbeutung der Bodenschätze zur Kolonialzeit. Der eigene Strombedarf kann hier viel einfacher lokal gedeckt werden, die „Investoren“ würden also nur die geografische Lage ausnutzen um ihren eigenen Bedarf in den Industriestaaten mit günstigem Strom zu decken.

 

Plan B, Strom aus dem Ozean versinkt auch langsam

Riesige Flächen in der Nord- und Ostsee sind für gewaltige Offshore-Windparks reserviert. Doch der Bau der Anlagen ist komplizierter, als es sich die Ingenieure ausgemalt hatten. Dazu kommen zunehmende Proteste der Naturschützer, die zum Beispiel schonendere Verfahren für die Errichtung der Fundamente verlangen. Bisher ist auch immer noch nicht gesichert, wie und wann die gewaltigen Strommengen an Land und in die vorhandenen Netze gelangen.

Der bisher vorgesehene Netzbetreiber zögert, weil das Risiko, also die Gewinnerwartung der Investoren sehr schlecht einzuschätzen ist. Inzwischen sollen die Stromabnehmer über eine unsinnige Erhöhung des Strompreises das Risiko finanzieren, doch auch da regt sich Widerstand. Der deutsche Umweltminister versucht nun, den Bürgern das Projekt schmackhaft zu machen und bietet eine Bürgerbeteiligung wie Sauerbier an (http://www.stern.de/wirtschaft/geld/netzausbau-buerger-sollen-stromnetze-finanzieren-und-mitverdienen-1903443.html; http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-09/altmaier-buerger-netzausbau). Gleichzeitig streitet die deutsche bürgerliche Regierung vehement darüber, ob die Förderung erneuerbarer Energien überhaupt noch erhalten bleiben soll. Der Markt könne das besser regeln. Diese Art Markt bedeutet aber nach wie vor, dass er ziemlich leergefegt ist und nur die Großen Energie anbieten. Der Bürger wird wieder nur an Kosten beteiligt.

 

Erst wenn die Monopole gefallen sind, kann Nachhaltigkeit gelingen

Dass jede Art von Großprojekten nicht Nachhaltig sein kann, haben wir in den letzten 200 Jahren gelernt. Der Eingriff in die Mitwelt, die erforderliche Infrastruktur und die Konzentration von Kapital haben global erhebliche Schäden angerichtet. Einer davon ist die nun immer stärker spürbare Erwärmung des Klimas. Ein anderer ist die ebenfalls immer schlimmer spürbare Verschuldung einzelner Volkswirtschaften. Die USA beginnen nun auch noch die letzten Reserven an Öl und Gas aus ihrem Boden zu pressen, statt sich endlich einmal auch intensiv um Alternativen zu bemühen. Es scheint also, dass die Suche nach einem neuen Planten doch langfristig der einzige Ausweg ist.

Abseits der Weltpresse, nur ab und an am Rande von den Medien erwähnt machen sich aber immer mehr Kommunen unabhängig, entziehen den Konzernen die Basis. Dass die E.ON-Aktie schwächelt hat in erster Linie damit zu tun, dass inzwischen regenerativ erzeugter Strom zeitweise die Netze überschwemmt und die Großen an diesem Strom nichts verdienen. Herrmann Scheer hatte vorausgesagt, dass die Monopolisten zusammenbrechen werden, sobald etwas mehr als ein Drittel ihres Marktes den Bürgern gehört. An guten Tagen, mit viel Sonne und Wind ist dieser Fall bereits eingetreten.

 

Der so genannte freie Markt ist gnadenlos, nur die kleinen lokalen Projekt achtsam

Wie unfrei der freie Markt in den letzten 50 Jahren geworden ist, haben die Menschen inzwischen begriffen. Riesige Kapitalmengen fließen global in Projekte, die ausschließlich nach der Höhe der erzielbaren Dividenden ausgewählt und gestaltet werden. Ob es sich um eine Textilfabrik, ein Automobilwerk oder eine Großanlage für regenerative Energieerzeugung handelt, es wird nicht nach dem Sinn, nicht nach den lokalen Auswirkungen und dem Bedarf am Ort gefragt. Doch langsam müssen die Investoren feststellen, dass sogar diese, mit Steuermitteln zusätzlich geförderten Projekte nicht mehr die gewünschten Traumgewinne garantieren können.

Alle kommunalen Anlagen zur Versorgung der Region hingegen können auf sichere Einnahmen verweisen. Dann, wenn ausschließlich lokale Ressourcen genutzt, regionale Mittel eingesetzt und die Energie am Ort verbraucht wird, profitieren die Bürger an jeder Stelle. Sie erhalten ihre selbst erzeugte Energie zu selbstbestimmten Kosten, halten Steuern der Betreibergesellschaften im Ort und profitieren von dem zusätzlichen Kapital, das nun nicht mehr in fremde Kassen strömt. Städte wie Prenzlau bei Berlin prosperieren, schreiben inzwischen schwarze Zahlen, nur weil sie sich vollständig autark gemacht haben. Von Altheim bis Zerbst organisieren sich Dörfer, Städte und Regionen und nehmen ihre nunmehr nachhaltige Zukunft selbst in die Hand. Auf diesem Markt können alle nur verdienen (http://www.kommunal-erneuerbar.de/).

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