Der Einsturz des Rana Plaza in Bangladesh hat vielen Menschen die Augen geöffnet, doch der Weg hin zu einer fairen Modeindustrie ist noch lang. Fotocredits: Abdullah Miraz/Unsplash
Der Einsturz des Rana Plaza in Bangladesh hat vielen Menschen die Augen geöffnet, doch der Weg hin zu einer fairen Modeindustrie ist noch lang. Fotocredits: Abdullah Miraz/Unsplash
Zum 6. Mal jährt sich heuer der Fashion Revolution Day. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren geändert – trotzdem ist es heute wichtiger denn je, fair produzierte Kleidung zu kaufen.
Dieser Artikel wurde am 23. April 2019 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Am 24. April 2013 rüttelt ein schweres Unglück die Welt aus ihrem Dornröschenschlaf. Denn das Rana Plaza stürzte plötzlich ein. Dabei handelt es sich um ein Fabrikgebäude in Bangladesch, in dem Kleidung für den europäischen und nordamerikanischen Raum hergestellt wird. 1.134 Menschen sterben, Tausende werden verletzt. Die Tragödie zeigt eine traurige Wahrheit. Nämlich wie dreckig und ausbeuterisch die Modeindustrie tatsächlich ist. Zum ersten Mal wird vielen von uns bewusst, wer wirklich unter den Dumpingpreisen der Kleidung, die wir tagtäglich als Wegwerfware konsumieren, leidet: die Näher und Näherinnen in den Fabriken. 

Was geschah danach?

  • Sechs Jahre später gibt sie nach wie vor, die großen Modeketten. Immer noch lassen sie zu unmenschlichen Bedingungen in Ländern produzieren, in denen die Löhne weit unter Mindestsicherung liegen. Und doch hat sich einiges getan.
  • Bereits einige Tage nach dem Einsturz des Rana Plaza wurde eine Online-Petition für ein Abkommen zu Gebäude- und Brandschutz in den Textilfabriken Bangladeschs ins Leben gerufen. 16 Tage später unterschrieben sie mehr als eine Million Menschen. Weitere vier Tage später erklärten sich die ersten zuständigen Handelsfirmen bereit, das Abkommen zu unterzeichnet. In den nächsten Tagen folgen weitere Firmen. Am Ende unterschreiben mehr als 220 Unternehmen die Petition.
  • 1.800 Fabriken wurden inspiziert und einige Fabriken aufgrund zu hohen Sicherheitsrisikos ganz geschlossen. Am Ende haben allerdings nur rund 100 der inspizierten Fabriken die Sicherheitsmängel behoben. Die Zustände sind nach wie vor katastrophal. 
  • Das Textilbündnis Accord ist für die Sicherheitskontrolle zuständig. Es ist allerdings unklar, wie lange die Alliance noch vor Ort bleiben soll.
  • Der Entschädigungsfond für die Angehörigen der Opfer des Rana Plaza Unglücks erreicht mit zwei jähriger Verzögerung am 9. Juni 2015 das Ziel von 30 Millionen US-Dollar. Dafür ist viel Druck von Seiten verschiedener NGOs unter anderem auch der Clean Clothes Campaign sowie der Gang vor den Gerichtshof in Genf notwendig. 
  • Die Fashion Revolution wird noch im selben Jahr gegründet. Dabei handelt es sich um eine nicht gewinnorientierte, globale Bewegung. Jährlich macht sie mit Aktionen und Veranstaltungen auf die herrschenden Missstände in den Fabriken der Kleidungsindustrie aufmerksam. Unter der Verwendung des Hashtags #whomademyclothes konzentriert sie sich auf die Notwendigkeit einer größeren Transparenz in der Modekette.

Was hat sich verändert?

  • Das Unglück hat die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Menschen verändert. Es ist klarer als noch vor sechs Jahren, wie und unter welchen Bedingungen unsere Kleidung hergestellt wird. Unter anderem auch Dank des Films “The True Cost – der Preis der Mode” von Andrew Morgans. Der Film thematisiert die dunkle Seite der Modewelt, weit ab von Glitzer und Glamour.
  • Der Mindestlohn der Arbeiterinnen erhöht sich auf 55 Euro im Monat. Im vergangenen Jahr wird er noch einmal um 30 Euro angehoben. Laut NGOs ist jedoch mindestens das Doppelte notwendig, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können.

Dennoch gibt es bis heute keine gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Sicherheitsvorkehrungen und -maßnahmen in den Fabriken. Menschen- und Arbeitsrechte werden in diesen Fabriken nach wie vor nicht garantiert. 

Jeder und Jede einzelne muss handeln 

Daher liegt es an uns Konsumenten und Konsumentinnen. Wir müssen handeln und weiter kämpfen, dafür, dass es einen fairen Lohn und faire Arbeitsbedingungen gibt. Dass Kinder- und Zwangsarbeit verboten wird.  Und, dass Sicherheit am Arbeitsplatz auch in Ländern des globalen Südens kein Fremdwort mehr ist. Unser Einkaufszettel ist ein Stimmzettel, den wir jedes Mal auf’s Neue ausfüllen können. Denn im Endeffekt beeinflussen wir mit unserer Kaufkraft den Markt. Die Entscheidung Geld für fair gehandelte und produzierte Kleidung auszugeben ist nicht nur eine modische, sondern eine politische und mittlerweile auch eine lebensrettende.  

Wo du faire Kleidung in Wien findest, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Quellen:
Der Spiegel – Wie korrekt sind T-Shirts aus Bangladesh? 
Kampagne für Saubere Kleidung – Rana Plaza 
Vogue – 5 Jahre danach: Hat sich die Textilindustrie seit dem Rana Plaza Unglück tatsächlich verändert? 
Süddeutsche Zeitung: Mühsamer Prozess