Dass die Reichweite eines Elektrofahrzeuges nach oben korrigiert wird, gehört wohl zu den eher seltenen Nachrichten aus dem Bereich der Elektromobilität. Eine solche kommt nun aber aus der Schweiz, wo der Hauptsitz des Schienenfahrzeugherstellers Stadler liegt. Das Unternehmen, das seit 1942 laut eigenen Angaben vor allem für Zuverlässigkeit, Flexibilität und Innovationskraft steht, hat sich bei seinen Zügen sowohl auf Batterie- als auch auf Wasserstoffantriebstechnik spezialisiert. Bereits 2018 startete Stadler ein Forschungsprojekt, das gemeinsam mit entsprechenden Partnern die Entwicklung und Erprobung von Batterietechnologien für Schienenfahrzeuge zum Ziel hatte.
Akku-Zug auf 15.000 Kilometern getestet
Dazu gehörte auch das Testfahrzeug FLIRT Akku, das nun mehrere Jahre auch unter besonders energieintensiven Bedingungen erprobt wurde. Seither hat der Zug rund 15.000 Kilometer im reinen Batteriebetrieb zurückgelegt. Dabei fokussierte man auch auf energieintensive Szenarien wie das Aufholen von unerwarteten Verspätungen oder den Betrieb bei extremen Wetterbedingungen. Die tolle Nachricht: Die Reichweite übertrifft selbst die Erwartungen des Forschungsteams. Das batteriebetriebene Schienenfahrzeug schafft nämlich garantiert 185 Kilometer – sogar unter widrigsten Bedingungen: „Im Sommer 2019 haben wir den FLIRT Akku während einer Hitzewelle bei 40 Grad Außentemperatur mit voller Leistung der Klimaanlage getestet und im Winter 2021 bei zweistelligen Minusgraden. Ein reiner Akkubetrieb war jederzeit uneingeschränkt möglich, ohne dass wir an die untere Kapazitätsgrenze kamen“, sagt dazu die technische Leiterin des Forschungsprojekts bei Stadler, Evelyn Thiel.
Bestellungen für den Akku-Zug gab es bereits vor Ende der Testphase
Dementsprechend stolz ist man beim Schienenfahrzeughersteller Stadler. Der Vertriebsleiter von Stadler Deutschland, Steffen Obst, sagte im Hinblick auf die Testergebnisse des Zuges, dessen Akkus auf seinem Dach zu finden sind: „Wir bei Stadler arbeiten kontinuierlich daran, die Bahn besser und emissionsfreier zu machen, indem wir gute Ideen und schnelle, praktische technische Lösungen entwickeln, um noch mehr Menschen vom Umstieg auf die Bahn zu überzeugen.“ Apropos Deutschland: Das Projekt beinhaltete unter anderem die Zusammenarbeit mit einem deutschen Ministerium. Denn in der Schweiz ist bereits das gesamte Schienennetz elektrifiziert, weshalb die Schweiz nicht als Absatzmarkt für das alternative Triebfahrzeug gesehen wird. Denn ausgelegt ist der Zug prinzipiell auf nicht- oder auf nur zum Teil elektrifizierte Strecken. Schon 2019 – also lange vor Abschluss der Forschungsarbeiten – hat beispielsweise der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein 55 FLIRT Akku Fahrzeuge bestellt.
Quellen: railway-news.com, electrive.net / Fotocredit: © Stadler
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