Naturkautschuk aus Löwenzahn
Naturkautschuk aus Löwenzahn
Forscher gewinnen Kautschuk aus Löwenzahn.
Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2016 veröffentlicht
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Kautschuk, der aus Löwenzahn gewonnen wird? Was ungewöhnlich klingt, haben Forscher des Fraunhofer-Instituts für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME in Münster vollbracht: Aus russischem Löwenzahn stellen sie große Mengen an Naturkautschuk her. Mit diesem lässt sich wiederum Gummi erzeugen.

Kautschuk ist ein wesentlicher Bestandteil vieler unserer alltäglichen Produkte – der Rohstoff verleiht extreme Elastizität, Zugfestigkeit und Kälteflexibilität. Gleichzeitig kann der Naturrohstoff nicht durch künstlichen Kautschuk ersetzt werden. Bisher stammt Kautschuk ausschließlich aus dem subtropischen Baum Hevea brasiliensis – 95 Prozent des weltweit verwendeten Kautschuks kommt aus Südostasien. Weil der Verbrauch stets steigt, werden Regenwälder gerodet, um neue Anbauflächen zu schaffen. Gleichzeitig ist der Baum durch Pilze bedroht, was den Naturkautschuk extrem kostbar und verhältnismäßig teuer macht.

Kautschuk aus Löwenzahn

Die beiden Forscher des Frauenhofer-Instituts, Dirk Prüfer und sein Kollege Christian Schulze Gronover haben nun eine Alternative entdeckt. Sie stellen Kautschuk aus russischem Löwenzahn – Taraxacum koksaghyz – her, einer sehr robusten und genügsamen Pflanze, die auch im gemäßigten Klima angebaut werden kann und kaum Ansprüche an den Boden stellt. „Außerdem hat Löwenzahn den Vorteil, dass er von Jahr zu Jahr wächst. Der Kautschukbaum bringt erst nach sieben bis zehn Jahren einen Ertrag“, erklärt Christian Schulze Gronover.

Die Idee kam Dirk Prüfer, als er während eines Ausflugs eine Löwenzahnblume pflückte und aus dem Stängel Latex-Milch tropfen sah. Heimische Löwenzahn-Arten produzieren zwar nicht genug von dieser Latex-Milch, doch beim russischen Löwenzahn hatten die Forscher Erfolg. Durch gezielte Zucht gelang es ihnen, den Kautschukgehalt innerhalb kürzester Zeit zu verdoppeln. Genetische Veränderungen an der Pflanze waren dafür nicht notwendig.

Der Löwenzahn-Kautschuk hat sich in Autoreifen bereits bewährt. Die Firma Continental hat ein erstes Modell bereits getestet.  Besonders Industrienationen haben ein großes Interesse an dem Naturkautschuk aus Löwenzahn – denn durch diesen Rohstoff ließe sich die Abhängigkeit von Importeuren verringern, selbst wenn der Löwenzahn-Kautschuk den herkömmlichen nicht ersetzten können wird. Denn: „Dazu bräuchte es eine Anbaufläche so groß wie Österreich“, erklärt Dirk Prüfer.

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Quellen:
Text: Presseinformation der Fraunhofer Gesellschaft
Foto: Dirk Mahler/Fraunhofer