Der Individual- und der Güterverkehr sind akute Problembereiche.
Dieser Artikel wurde am 16. August 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

In jeder Minute sterben weltweit 2 Menschen im Straßenverkehr, das sind 1,2 Millionen pro Jahr. Der Verkehr trägt in extrem steigendem Maße zum Klimawandel bei, die Welt wird mehr und mehr zubetoniert für neue Trassen. Milliarden Fahrzeuge verstopfen diese sogleich und Städte ersticken im Dunst. Menschen leiden an Stress im Stau. Allein in Deutschland pendeln täglich 30 Millionen Menschen zwischen ihrem Wohnort und der „Arbeitsstelle“, zunehmend mehr als 50 km. Tausende gut gemeinte Entwicklungen sollen das „Problem“ lindern, aber Korrekturen am Symptom beseitigen niemals die Ursachen.

Der tägliche Wahnsinn des Systems

Wie in allen anderen Lebensbereichen liegt die Wurzel des Übels in unserem globalen Wirtschaftssystem. Der „Gott“ Wachstum und Rendite hat die Menschen zu stets und überall auswechsel- und verfügbaren Faktoren einer Renditekalkulation gemacht. Der Staat ist zu einem Erfüllungsgehilfen des Systems degradiert, der nur noch für dessen Funktionieren sorgen muss, mit allen Mitteln und ohne jeden Skrupel. Da permanentes Wachstum und Nachhaltigkeit sich ausschließen, ist ohne eine radikale Änderung keine Hoffnung auf Heilung und eine friedliche Zukunft möglich.
Wachstum für eine der Schlüsselindustrien des Kapitalismus, die Automobilindustrie, war seit dem Beginn der Massenproduktion durch Henry Ford – unter erzwungener Mithilfe des Ölmoguls Rockefeller – für die Industriestaaten die treibende Kraft eines vermeintlichen Fortschritts. Man kann Bibliotheken füllen, mit Berichten und Studien über die scheinbar unüberwindlichen Probleme dieser Entwicklung und klugen Vorschlägen für Abhilfen. Eine davon ist aktuell die „Vision Zero“ in Schweden, die immerhin mit rigorosen Maßnahmen die „Sterblichkeit“ auf den Straßen bereits halbiert hat. Grundlegend geändert hat sich aber auch hier nichts.

Egal mit welcher Art Verkehrsmittel, der Wahnsinn muss aufhören

Ob wir in Zukunft elektrisch angetrieben fahren – wie wird der immense Strombedarf gedeckt? – oder mit Biogas oder Pflanzenöl, ist nur eine Verlagerung des Problems. Wenn das Wirtschaftssystem erhalten bleibt und weiterhin in alle Schwellenländer, in den Rest der Welt wuchert, werden das Chaos und der Irrsinn weiterhin zunehmen, selbst mit grünem Etikett. Wie bei jeder „Krankheit“, bei jedem noch so kleinen Problem, fragt sich der intelligente Mensch doch zuerst: „Worum geht es eigentlich?“ und fängt nicht hektisch an irgendeiner Stelle an, herumzuschrauben. Solange eine wachstumssüchtige Automobilwirtschaft spätestens alle drei Jahre zum Kauf eines neuen Wagens nötigt, den Menschen suggeriert wird, auf jeden Fall mindestens ein eigenes Auto besitzen zu müssen, werden die Menschen nicht nachdenken, ob das wirklich erforderlich ist, ob sie mit ihrem Gefährt anschließend nur im Stau stehen oder nicht. Solange ein öffentlicher Nah- und Fernverkehr privatisiert ist, wird dieses auf eine mögliche Rendite getrimmt und nicht auf einen sicheren und verlässlichen Transport von Menschen und Gütern und zwar überall dorthin, wo es wirklich nötig ist. Solange alles im Leben ein Geschäftsmodell sein kann, ja muss, wird die Mafia auch Geschäftsmodelle finden, ohne jeden Skrupel und schon gar nicht Gedanken an eine nachhaltige Zukunft verschwenden, die möglicherweise geringere – kurzfristige – Renditen verspricht. Das dem Wahnsinn zugrundeliegende System ist die Ursache, dieses Krebsgeschwür muss komplett entfernt werden, will dieser Planet genesen.

Heilung ist möglich, Spontanheilung geschieht bereits an vielen Orten

Überall dort, wo Menschen wieder in ihrer Region – oft sogar autark – sich zusammenfinden und erst einmal alles, was sie als Grundelemente ihres Lebens benötigen anbauen und herstellen, entfällt der größte Teil des Verkehrsproblems ganz nebenbei automatisch. Lebensmittel und Waren werden „am Ort“ erzeugt und verbraucht, bzw. genutzt. Handel und der unsinnige Transport über weite Strecken – in Industriestaaten gar als Teil der Ver- oder Bearbeitung – entfällt natürlich. Wege zur „Arbeitsstelle“ sind am Ort zu kurz, um sie mit einem Fahrzeug zurückzulegen, sind sie doch etwas länger, ist ein „Sammeltransport“ die Regel. Dass ein „fortschrittliches“ Wirtschaftssystem nur so zerstörerisch funktionieren muss, wie wir es aktuell erleben, ist eine unverschämte Lüge, die nur dazu dient, völlig unsinnige Geschäftsideen zu fördern.
Die Folgen der Rückbesinnung auf regionales Leben und Wirtschaften sind neben der sofortigen Reduzierung schädlicher Auswirkungen auf die Mitwelt (vom Schadstoffausstoß bis zur Landzerstörung) eine extreme Steigerung von „Lebensqualität“, für die Menschen und alle anderen Lebewesen. Erforderlich hierfür ist eine völlige Umkehr des Denkens. Mensch und Umwelt sind keine Faktoren einer Wirtschaftlichkeitskalkulation, sondern diejenigen Faktoren, für deren Wohlergehen eine Wirtschaft arbeiten muss. Es kann nur darum gehen, die Lebensmittel und Dinge, die wirklich – zuerst am Ort – benötigt werden, zu erzeugen und zu nutzen. Ein weiterer Austausch mit anderen Regionen beschränkt sich dann zwangsläufig auf wirkliche „Extras“, jedoch auf einem vollständig anderen Niveau.
http://www.zukunft-mobilitaet.net/33215/analyse/verkehrssicherkeit-verkehrstote-weltweit-ranking-who/
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/warum-autofahren-in-schweden-so-sicher-ist-a-1025364.html
http://www.zeit.de/mobilitaet/2015-06/verkehrssicherheit-unfalltote-vision-zero
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/berufspendler-der-stress-auf-dem-arbeitsweg-a-841575.html
http://www.promobilitaet.de/branchen-news-verkehrsinfrastruktur/berufspendler-in-deutschland-2012-pkw-bleibt-wichtigstes-verkehrsmittel
http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/neuigkeiten/news.php?id=3701
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/strassen-aus-plastik-rotterdam-plant-teststrecke-a-1046825.html