Forschungen dazu finden an der Uni Wien statt.
Dieser Artikel wurde am 14. August 2015 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Sogenannte biologische Invasionen gehören zu den größten Bedrohungen moderner Ökosysteme. Eine Schlüsselrolle kommt hier dem Mittelmeer zu. Rafal Nawrot und Martin Zuschin vom Institut für Paläontologie an der Universität Wien erforschen die Migration von Muscheln vom Roten Meer über den Suezkanal und fanden dabei heraus, welche Faktoren und ökologischen Eigenschaften notwendig sind, um sich erfolgreich im Mittelmeer anzusiedeln.

Sehr häufig ist die Einwanderung tropischer Faunen- oder Florenelemente in gemäßigte Klimazonen, die durch die rasant voranschreitende Klimaerwärmung gefördert wird. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das europäische Mittelmeer. Die Eröffnung des Suezkanals im Jahre 1869 löste eine Einwanderungswelle ungeahnten Ausmaßes von Arten aus dem Roten Meer und dem Indopazifik aus und machte das Mittelmeer zum am stärksten von Einwanderung betroffenen Meer auf der ganzen Welt.

Auswirkungen von Meeresverbindungen

Dieser noch immer voranschreitende Prozess wird als Lessepssche Migration bezeichnet und ist in vielerlei Hinsicht ähnlich den großen Invasionen in fossilen Ökosystemen. Dort führen paläogeographische Veränderungen, wie etwa die Öffnung neuer Meeresverbindungen zwischen zuvor getrennten Meeresbecken, immer wieder zu großen Änderungen in der Fauna.

Rafal Nawrot beschäftigt sich damit, was eine Migration erfolgreich macht. Das ForscherInnenteam hat unterschiedliche Eigenschaften von fast 400 Muschelarten des Roten Meeres erhoben, wie etwa taxonomische Zusammensetzung, Tiefenverteilung, geographische Verbreitung sowie Körpergröße und Lebensweise untersucht.

Mittelmeer

Weltweit erstmals untersucht

 “Wir haben weltweit erstmals untersucht, welche ökologischen Eigenschaften für eine erfolgreiche Invasion einer größeren Gruppe mariner wirbelloser Tiere verantwortlich sind”, sagt Nawrot.

Die Ergebnisse: Vor allem jene Arten wandern bevorzugt ins Mittelmeer ein, die in seichteren Gebieten des Roten Meeres leben, was damit zu tun hat, dass der Suezkanal ursprünglich nur acht Meter tief war. Auch die Temperaturtoleranz spielt eine Rolle.

Suezkanal wird weiter ausgebaut

Die große Bedeutung der Tiefenverteilung von Muscheln des Roten Meeres für eine erfolgreiche Durchquerung des Suezkanals könnte bald große unmittelbare Bedeutung bekommen: Ägypten ist dabei, den Suezkanal erheblich zu vergrößern und zu vertiefen, ohne dass je eine Umweltverträglichkeitsprüfung oder Risikobewertung stattgefunden hätte.

“Die Klimaerwärmung wird das ihre dazu beitragen, dass sich diese neue Welle von Einwanderern ebenfalls rasch im Mittelmeer etablieren kann”, so Martin Zuschin weiters.

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Quellen:
Text: Uni Wien
Bilder: Rafal Nawrot und Martin Zuschin
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