Die Tradition des Gastgeschenks verhindert eine nachhaltige Entwicklung.
Dieser Artikel wurde am 23. Mai 2016 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Korruption scheint ein globales Übel geworden zu sein, das besonders in den so genannten Entwicklungsländern viele sinnvolle Entwicklungen blockiert. Aber ist das wirklich die Ursache? Woher kommt Korruption überhaupt und worüber reden wir dabei? Es müssen einige Missverständnisse ausgeräumt werden, wenn wir wirklich eine gerechte Zukunft wollen, die die gesamte Mitwelt – wieder – mit einbezieht.

 

Ohne Hierarchie gibt es keine Korruption

 

Monotheismus – Religion, die einen einzigen Gott „anbetet“ – erzeugt eine Hierarchie. Das war zuerst eine Erfindung in Ägypten, als 1.400 vor Christus der „Herrscher“ Echnaton den Gott Aton – daher der Name „Echn-aton“ – sich als alleinigen Vertreter des alleinigen Gottherrschers auf Erden bezeichnete. Diese „Anmaßung“, oder besser absolute Legitimation der Macht, wurde aber schon zu seinen Lebzeiten wieder abgeschafft. Die Hohepriester weigerten sich standhaft, diesen „Schwindel“ anzuerkennen. Erst die jüdische Religion führte – wahrscheinlich in der „babylonischen Gefangenschaft“, um ein besonders starkes Gemeinschaftsgefühl zu bewahren – einen Monotheismus wieder ein und behauptet damit seitdem, das einzig auserwählte „Volk“ zu sein. Kopiert oder übernommen haben diesen Schachzug der Mächtigen das Christentum, der Islam und deren „Unterreligionen“ oder Sekten. Zu einer die Weltherrschaft legitimierenden Staatsreligion wurde das Christentum im ausgehenden römischen Reich und damit zur Legitimation des Weltherrschaftsanspruchs des „Westens“, also zuerst Europas. Erst diese daraus sich ableitende und nicht in Frage zu stellende Hierarchie schaffte die bis heute geltenden Machtverhältnisse und damit die Voraussetzung für korrumpierendes Verhalten der Untertanen und natürlich der Herrscher selbst. Im feudalen Europa wurde Korruption, also Bestechlichkeit noch systematisch praktiziert. Diplomaten hatten ein Anrecht darauf, bestochen zu werden und Staatsbeamte erhielten nur zwei Drittel ihres Gehaltes vom Staat ausbezahlt und mussten den Rest „hinzuverdienen“. Bismarck unterhielt stets einen gesonderten „Reptilienfonds“, den er für „besondere Angelegenheiten“, ohne parlamentarische Kontrolle nutzen durfte und die Regierung Helmut Kohl führte 1991 den berühmten §4 Abs. 5 Nr. 10 EStG ein, nach dem Bestechungsgelder, die ins Ausland gingen, in Deutschland von der Steuer abgesetzt werden konnten. Dieser wurde erst 1999 von der nachfolgenden Regierung abgeschafft. Die „legale Korruption“ wurde in Deutschland erst 2014 offiziell verboten! An der tatsächlich stattfinden Praxis der Bestechung hat das natürlich immer noch nichts – wie alle „Skandale“ auch in 2016 zeigen – geändert. Ohne Schmiergeld funktioniert die Konkurrenzwirtschaft nun einmal nicht, ebenso wenig wie alles andere in „unserer globalen Gesellschaft“.

 

Geschenke haben schon immer die Freundschaft erhalten und Freunde müssen sich gegenseitig helfen

 

Psychologen haben nun auch Ursachen des korrupten Verhaltens untersucht, natürlich in der aktuellen Form, mithin mit – durch unsere Erziehung und das herrschende Wirtschaftssystem – kontaminierten Probanden. Immerhin mussten sie feststellen, dass die Bereitschaft zu Korruption ganz normal in der überwiegenden Mehrheit – der untersuchten Personen – vorhanden ist und es ein Schuldbewusstsein nicht wirklich gibt.

In Wahrheit wird hier eine ganz natürliche und für soziale Wesen sinnvolle Eigenschaft beschrieben, die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Menschen. In allen noch nicht von der „westlichen Zivilisation“ verseuchten Gesellschaften war es überlebenswichtig, wenn die verschiedenen Gemeinschaften sich gegenseitig aushalfen. War eine Wasserstelle vorübergehend ausgetrocknet, durften das Vieh der Nomaden und die Menschen beim Nachbarstamm Wasser holen. Auch mit anderen Lebensmitteln half man sich aus. Der Begriff „Hunger“ wurde erst mit den westlichen Kolonialmächten eingeführt, die systematisch alle Versorgungsquellen der Untermenschen zerstörten, um diese zu Sklavenarbeit in den Bergwerken und Plantagen zu zwingen. Auch „Dürren“ oder andere Naturkatastrophen haben die – ja nicht derart ortsfesten – Gemeinschaften über Millionen Jahre nicht betroffen.

Die letzten – bekannten – großen Gastgeschenkfeste, wie sie bei den amerikanischen Indianern beobachtet wurden, bei den nördlichen Stämmen „Potlatch“ genannt, wurden dann auch sofort von der – kanadischen – Regierung verboten. Mit diesen besonders aufwändigen Gastgeschenken hielten die Stämme gegenseitig ihre Verbundenheit und Freundschaft aufrecht und verhinderten gleichzeitig innerhalb der Stämme eine Anhäufung von Reichtümern einzelner Personen oder Gruppen, um das soziale Gleichgewicht zu erhalten. Das dieses Verhalten nicht im Sinne der neuen Machthaber und schon gar nicht der Kirche war, zeigt ein Schreiben des Missionars William Duncan (1875): „ …diese Geschenkfeste sind bei weitem das größte aller Hindernisse auf dem Weg der Indianer zu Christen, oder überhaupt zivilisierten Verhalten“.

 

Gegen Korruption hilft nur die Abschaffung dieses Finanzsystems

 

Das, was wir also Korruption nennen, diese Form des Schenkens, des „Bakschisch“, verhindert aktuell jede Entwicklung, die endlich die globale Ausbeutung der Mitwelt und der Menschen abschafft. Die den „Entwicklungsländern“, also den Kolonien in Afrika, Asien und Südamerika vom Westen aufgezwungene Hierarchie, die Demokratie genannt wird, wird von den Staaten und Konzernen des Westens mit Hilfe von massiver Korruption am Leben gehalten. Da in diesen Ländern sowohl die die Korruption fördernde Religion – Christentum oder Islam – im Gefühl der Menschen verankert ist, die lediglich, wie in den westlichen Ländern, die feudale Hierarchie stabilisiert, noch das egoistische Wirtschafts- und Finanzsystem der Tradition entspricht, treten hier die Folgen des „westlich korrupten Verhaltens“ besonders krass zu Tage. Die westlichen – selbst extrem korrupten – Nationen unternehmen natürlich nichts, diesen Missstand zu unterbinden, sondern fördern ihn mit Milliardensummen – die sie sich natürlich von ihren eigenen Regierungen oder den bestochenen Staaten erstatten lassen.

Wenn wir aber global – und nur so ist es möglich – eine gerechte Welt wollen, in der die gesamte Mitwelt (die seit Einführung der monotheistischen Hierarchie „Umwelt“ oder „Natur“ genannt wird) als Teil unseres Lebens, ja wieder – wie bei allen indigenen Völkern – als „Verwandte“ bezeichnen, dann muss das globale System des Westens vollständig beseitigt werden. Bis zur Einführung des Christentums gab es keine „Götter“, sondern nur Verwandte, halt wie die anderen Menschen auch mit Namen versehene Wesenheiten, personifizierte Mitwelt, illustre Familien – zuletzt in der griechischen und römischen Antike – die in stetem Kontakt mit den – anderen – Menschen standen. Die Bezeichnung „Götzenanbetung“ oder „heidnischer Götterkult“ ist die typisch arrogante und – nunmehr – unwissende Sicht der – von der Macht korrumpierten – westlichen Herrscher.

 

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/korruption-korruption-ist-die-groesste-geissel-der-menschheit-schluss-damit-1.2990878

http://www.heute.de/zdfzeit-fragt-wie-korrupt-ist-deutschland-korruption-ist-weit-verbreitet-und-kaum-eine-branche-frei-davon-43052356.html

https://www.transparency.de/Tabellarisches-Ranking.2574.0.html

http://www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/article/1463138845-report-psychologie-korruption-ist-auch-ein-europaeischer-exportschlager.html

http://www.zeit.de/politik/2012-11/korruption-forschung-tanja-rabl

https://de.wikipedia.org/wiki/Potlatch