Eine neue Studie zeigt: Schmetterlinge, vor allem spezialisierte Arten, sterben aus, selbst in Naturschutzgebieten.
Spezialisierte Arten unter den Schmetterlingen besonders bedroht
Schmetterlinge stellen die viertgrößte Organismengruppe der Erde dar – noch. Denn die bunten Tagfalter sind vom Aussterben bedroht. Vor allem spezialisierte Arten, die bestimmte Futterpflanzen und Strukturen brauchen, sind stark rückläufig. Dies stellten Forscher nun anhand einer der längsten Beobachtungsreihen, die jemals durchgeführt wurden, fest. Ausgewertet wurden dafür Artenlisten und Schmetterlingssammlungen von 1840 bis heute. Man bezog sich dabei auf ein Einzugsgebiet rund um Regensburg.
Seit 1992 besteht dort ein Naturschutzgebiet, das rund 45 Hektar umfasst. Hier findet man seltenen Magerrasen, ein nährstoffarmes Biotop für Schmetterlinge. Und obwohl der Naturschutz vor allem spezialisierte Schmetterlings-Arten bewahren will, sind es vor allem diese Arten, die mehr und mehr verschwinden. Im Zeitraum von 1840 bis 1880 fand man in dem 45 Hektar-Areal noch 117 Tagfalterarten. Im Jahr 2013 waren es nur noch 71 Arten.
Nur noch wenige Schmetterlingsarten
Auch die Zusammensetzung der Schmetterlings-Wohngemeinschaft hat sich in dem Naturschutzgebiet stark verändert: Waren hier früher viele verschiedene Arten zu finden, sind es mittlerweile nur noch wenige Habitat-Generalisten. Diese sind hinsichtlich der Futterpflanzen und Lebensraumstrukturen weniger anspruchsvoll. Zudem kommen sie mit der Stickstoffbelastung besser klar. Doch nach Ansicht der Experten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese verschwinden.
Stickstoffeintrag verdrängt Schmetterlinge
Stichwort Stickstoffbelastung: Hierin sehen die Forscher die Hauptursache für das Verschwinden der Schmetterlinge. Der Stickstoff wird über die Luft übertragen. So macht er auch kein Halt vor Naturschutzgrenzen. Reaktiver Stickstoff wird beispielsweise bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, durch die Industrie oder die intensivierte Landwirtschaft freigesetzt. Der Stickstoff wirkt als Dünger und lässt Pflanzen wie Löwenzahn oder Distel solche Pflanzen verdrängen, die eher eine nährstoffarme Umgebung brauchen. Dies sind meist typische Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen. Mit den Pflanzen verschwinden also auch die Schmetterlinge.
An der Studie beteiligt waren neben der TU München und dem ZSM das Deutsche Entomologische Institut Müncheberg-Senckenberg und die polnische Nikolaus Kopernikus Universität Thorn. Die Ergebnisse der Kooperationsstudie wurden im nord-amerikanischen Fachmagazin “Conservation Biology“ veröffentlicht: