In London werden seit langem regelmäßig die Luftschutzgrenzwerte überschritten, die Zahlen sind seit Jahren besorgniserregend. Nun hat die Britische Hauptstadt einen weiteren traurigen Emissionsrekord aufgestellt und bereits in den ersten sieben Tagen des Jahres den EU-Grenzwert für Nitrogendioxid um das 18-fache des Jahresgrenzwertes überschritten. Nitrogendioxid, NO2, ist ein Gas, das mit mehreren tausend Todesfällen jährlich in Verbindung gebracht wird (2010 waren es 5.900). London hat ähnlich schlechte NO2 Werte wie Peking oder Shanghai und das obwohl man in London schon früh damit begonnen hat, eine Citymaut einzuheben und bereits seit den 1950er Jahren die Luftqualität strikt kontrolliert.
Ein kürzlich publizierter Bericht des Think Tank Policy Exchange analysiert die Situation. Während die Feinstaubbelastung und die Schwefeldioxidwerte in London deutlich gesunken sind, ist bei der NO2 Belastung kaum ein Rückgang zu verzeichnen. Verantwortlich für die besorgniserregende Situation sind zu einem Großteil Dieselfahrzeuge, von denen es heute viel mehr in Großbritannien gibt als vor 20 Jahren (1994 7%, 2015 36%). Ironischerweise waren es Umweltbedenken, die zu diesem starken Anstieg des Dieselfahrzeug-Anteils geführt haben. Sie wurden von der Regierung wegen des geringeren Kraftstoffverbrauchs und des dadurch geringeren CO2 Ausstoßes bevorzugt, übersehen hat man dabei leider, dass sie einen viel höheren Ausstoß an NO2 und Feinstaub haben. Maßnahmen um die momentane Situation zu verbessern sind bereits geplant. So will man ab September 2020 Londons Citymaut Zonen in Ultra Low Emissions Zonen umwandeln. Fahrzeuge mit hohen Ausstoßwerten müssen dann extra bezahlen, um in diese Zonen einfahren zu dürfen. Man erwartet, dass durch diese Maßnahmen die NO und NO2 Werte sowie die Feinstaubbelastung um 50 Prozent sinken.
Ein weiterer bedeutender Faktor bei Londons Luftverschmutzungsproblem sind Gasverbrennungsanlagen, die einen Anteil von 33 Prozent an den NO2 Emissionen haben. Man rechnet damit, dass dieser Anteil bis 2025 auf 48 Prozent steigen wird, da man in Großbritannien gerade den Umstieg auf dezentralisierte Energiegewinnung forciert. Dabei setzt man vor allem auf Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen). Prinzipiell ist das etwas positives, problematisch daran ist allerdings, dass London momentan höhere Ausstoßwerte für KWK-Anlagen als für ausschließlich Wärme erzeugende Anlagen erlaubt. Passt man dies nicht an, könnte die Förderung von KWK-Anlagen den Effekt der Verkehrsemissionsverbesserungsmaßnahmen zunichte machen.
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