Die Atacamawüste ist eine faszinierende Mondlandschaft mit bis zu 6000 Meter hohen Vulkanen, einsamen Hochebenen, Salzseen, grünen Oasen, heißen Quellen und – Müllbergen.

In der chilenischen Atacamawüste hat sich über wenige Jahre eine unglaubliche Müllhalde gebildet. Noch verstörender, sie besteht mehrheitlich aus Fast-Fashion Abfall, Resultat unserer Gier nach tagesaktueller Mode.

Für sich ist die Atacamawüste, obwohl die trockenste Wüste der Welt, eine beeindruckende Landschaft und reicht von den Anden bis zum pazifischen Ozean. Bekannt wurde sie vielen von uns, da sie ihrer Unwirtlichkeit wegen zum Testgelände für den Marsrover wurde. Nun aber wachsen hier rasant Müllberge bestehend aus in aller Welt achtlos entsorgten Textilien. Sie ist der Friedhof der kurzlebigen Trends der Fast-Fashion Industrie. Der Zustand ist mittlerweile so beängstigend, dass die Vereinten Nationen von einem Notfall für Natur und Mensch sprechen.

Der Grund warum es zu einer solchen Eskalation kommen konnte besteht in der Tatsache, dass sich die globale Bekleidungsproduktion weit mehr als verdoppelt hat. Die Konsumation stieg permanent, gleichzeitig sank die Verwendungsdauer der Kleidungsstücke auf unter ein Jahr. Warum aber ereilte gerade die Atacamawüste dieses Schicksal, wo sie doch so weit von der sogenannten ersten Welt liegt? Die Antwort ist simpel. Am westlichen Rand der Wüste in Iquique liegt der größte zollfreie Hafen Südamerikas. Allein im vergangenen Jahr kamen hier 44 Millionen Tonnen Kleidungsabfall an.

Anfangs bedeutete der Hafen für die Bevölkerung Reichtum. Es wurde wiederverwertet, sortiert und in Qualitätskategorien eingeteilt. Der Markt, auf dem die Textilien feilgeboten werden, heißt La Quebradilla. Hier findet sich alles, von kaum getragener Luxuskleidung, raren Logos für Sammler und Fälscher, bis zu abgetragenen Uniformen. Tragisch daran ist, dass was unverkäuflich ist kurzerhand in der Wüste entsorgt wird. Die einzige denkbare Lösung ist, die weitere Ansiedelung von Recyclingfabriken, sonst wird die Wüste an der Müllflut ersticken.


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Bild: André Ulysses De Salis