Dieser Artikel wurde am 26. November 2011 veröffentlicht und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!Die Politik fördert mit Steuermitteln eine gewaltige Wärmedämmoffensive zum Wohl der Baustoffindustrie, aber zum Schaden der Gebäude,…
Dieser Artikel wurde am 26. November 2011 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Die Politik fördert mit Steuermitteln eine gewaltige Wärmedämmoffensive zum Wohl der Baustoffindustrie, aber zum Schaden der Gebäude, der Bewohner und der Umwelt.

 

Viel hilft nicht viel

 

Zahllose Broschüren der Dämmstoffindustrie versprechen immense Dämmwirkung und Energieeinsparungen und die Politik fordert in neuen Wärmeschutzverordnungen, diesen Versprechungen zu folgen. Jeder Architekt, der für seine Leistungen haften muss und diesen Anforderungen Folge leistet, riskiert seine Existenz. Bereits nach wenigen Jahren sind die Schäden an den hoch gedämmten Gebäuden so groß, dass diese im schlimmsten Fall unbewohnbar werden. Besonders das so genannte Wärme-Dämm-Verbund-System (WDVS) zerstört die darin eingepackte Bausubstanz nachhaltig. In den USA ist das deutsche Produkt bereits verboten, in der Bundesrepublik inzwischen aber eine Fläche damit bekleidet, die doppelt so groß ist, wie die von ganz Deutschland. Wohin der Sondermüll nach maximal 40 Jahren Haltbarkeit entsorgt werden soll, ist dabei allerdings offen.

Der Nutzen der dicken Dämmpakete ist allerdings nachweislich nicht vorhanden. Versprochen wird eine Einsparung von bis zu 80% der Heizkosten, erreicht werden 15 bis maximal 20%, oft sogar weniger, als eine seit den 80er Jahren übliche Dämmung von maximal 12 cm zwischen der tragenden Konstruktion und der Schutzschicht, in der Regel einer Mauerwerksschale erreichte. Die nunmehr aufgebrachten Pakete von gar über 25 cm bringen keine Verbesserung.

 

Altbauten, besonders aus den 50er und 60er Jahren werden zerstört

 

Ein Gebäude, das bewohnt wird, muss atmen. Das lernen Architekten im ersten Semester. Wird das Atmen unterbunden, beginnt das Gebäude zu schwitzen, wie ein Mensch in den Nylonhemden der 70er Jahre. Feuchtigkeit in der Dämmschicht zerstört die Dämmwirkung, die Dämmschicht und schließlich auch das Mauerwerk oder den Putz. Selbst die als völlig wasserdicht angepriesene Hartschaumdämmung kann nach etwa zehn Jahren von den Montagedübeln nicht mehr gehalten werden, oder liegt Zentnerschwer auf dem Flachdach, vollgesogen mit Wasser. Wasser ist nun mal der ärgste Feind des Architekten, weil es das Gebäude langsam aber sicher zerstört.

Die auf alte Gebäude außen aufgebrachten Dämmplatten sind besonders stark der Witterung – und mechanischen Angriffen – ausgesetzt. Die darauf aufgetragenen Schutzschichten müssen als nicht dicht angesehen werden, jede Stoßfuge ist eine Einladung für Wasser einzudringen. Eine rundum dichte Montage ist nur theoretisch möglich, die Praxis zeigt das Gegenteil. Außerdem wäre eine wirklich wasserdichte Ausführung eben genau das Pendant zu dem Nyltest-Hemd. Innere Feuchtigkeit lässt dann sofort Schimmel entstehen, das Gebäude ist nicht mehr bewohnbar.

 

Die grüne Schicht auf den Fassaden ist keine Patina

 

Nach kurzer Zeit wächst eine grüne Schicht auf den WDVS-Fassaden – es haben sich Algen angesiedelt. Diese beginnen die Zerstörung von außen. Die Hersteller der Schutzschichten aus armierten Geweben und Kunstharzputzen oder Kunststoffplatten, die Mauerwerk imitieren bieten zwar Biozide an, die die Algen zerstören sollen, aber auch diese nutzen nichts. Regenwasser wäscht das hochgiftige Pestizid ab und spült es schließlich in das Grundwasser. Nach ein paar Jahren ist die Fläche wieder frei für den Angriff der Killeralgen, es grünt wieder auf den ungeschützten Flächen. Ganz nebenbei wurde die Umwelt, im schlimmsten Fall sogar das Grundwasser vergiftet.

In hunderten von Schadensgutachten sind Schadensbilder zu sehen, die junge Architekten sich nicht einmal vorstellen können. Völlig zerfressene Holzkonstruktionen, aufgelöste Putz- und Mörtelschichten, ja sogar sich auflösende Mauerziegel können nach wenigen Jahren hinter der Plastikschicht auftreten. Wer für den manchmal substanziellen Schaden aufkommt ist unklar. Die Hersteller oder die Politiker, die diese Maßnahmen fordern und fördern haften jedenfalls nicht. Die Probleme werden auf die Architekten und Handwerker geschoben, die entweder falsch geplant oder unsachgemäß ausgeführt haben sollen.

 

Der Fehler liegt im System

 

Viele Menschen schenken den Versprechungen der Industrie, der aggressiven Werbung Glauben. Werbung unterlag noch nie einer Kontrolle, konnte Lügen verbreiten, ohne dafür einstehen zu müssen. Lobbyisten bedrängen fachlich unbedarfte Politiker und erzählen unglaubliche Märchen. Der Irrglaube, dass ein freier Markt Probleme lösen könne ist weit verbreitet. In Wahrheit schafft der Markt Probleme, die am Ende der – Steuern zahlende – Bürger ausbaden muss.

Das Energiesparpotenzial an Gebäuden ist seit den 80er Jahre ausgereizt. Alles, was darüber hinaus gemacht wird, ist grober Unfug. Ein verantwortungsvoller Planer weiß genau, wo die Stellen sind, die hoch gedämmt werden können und sollten. Das ist natürlich in erster Linie die Dachfläche. Die restlichen Flächen, besonders die empfindlichen Wände sind mit Vorsicht zu behandeln. Auch extrem dämmende Fenster bringen keine besondere Verbesserung mehr, gegenüber einem guten Holzfenster mit Wärmeschutzverglasung aus 2 Scheiben oder gar dem alten Kastenfenster. Fenster werden außerdem geöffnet, müssen sogar regelmäßig gelüftet werden.

Es gibt immer noch auch in Deutschland Gebäude, die mehrere hundert Jahre alt sind. Hier hat offenbar die Handwerkskunst und die Planung ein funktionierendes Gebäude geschaffen und alle Bewohner es bisher unterlassen, dieses mutwillig zu zerstören. Es wäre schade, wenn die Dummheit, der Aberglaube an Versprechungen einer skrupellosen Industrie und ahnungsloser Politiker nun diese zerstören würden.

So genannte Niedrigenergiehäuser sind leider als nicht Artgerechte Käfighaltung von Menschen zu betrachten. Ein lebender Organismus kann nicht in einer künstlichen Atmosphäre überleben. Das muss eigentlich schon die Erfahrungen in der Haltung von Tieren gezeigt haben.