Reinhold Steinacker ist stellvertretender Leiter des Instituts für Meteorologie und Geophysik der Fakultät für Geowissenschaften, Geographie und Astronomie an der Universität Wien. Er beschäftigt sich unter anderem mit Wetter- und Klimaphänomenen.
Wir haben mit ihm über seine Arbeit gesprochen.
Was sind Ihre Aufgaben am Wiener Institut für Meteorologie und Geophysik?
Unsere wesentliche Aufgabe besteht in der Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Atmosphärenwissenschaft. Die Forschung dient dem verbesserten Verständnis von Wetter- und Klimaphänomenen und einer Verbesserung deren Vorhersage. Die Lehre dient der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der zukünftigen Mitarbeiter vor allem in den Wetter- und Klimadiensten.
Womit genau beschäftigen Sie sich, wenn es um das Thema Klima geht?
Wien, und insbesondere unsere Universität hat eine lange Tradition in der wissenschaftlichen Bearbeitung von langen meteorologischen Datenreihen zur genauen Erfassung der längerfristigen Schwankungen und Veränderungen des Klimas. Dies betrifft sowohl globale Messdaten als auch insbesondere Daten des Alpenraumes, wo Extremwetterereignisse und auch Klimaschwankungen besonders ausgeprägt sind.
Mit einem speziellen Thema befassen wir uns in unserer Arbeitsgruppe mit besonderer Hingabe: der Beobachtung und dem Studium von alpinen Kaltluftseen. Warum bilden sie sich, wie werden sie wieder aufgelöst, welchen mikroklimatologischen Einfluss haben sie auf die Biosphäre.
Arbeiten Sie derzeit gerade an einem Projekt über das man schon etwas erzählen kann oder haben Sie kürzlich ein solches abgeschlossen?
Das Projekt zum Studium von Kaltluftseen ist langfristig angelegt, um auch den Einfluss des globalen Wandels auf dieses Phänomen genauer untersuchen zu können. Es zeigt sich, dass die Tiefsttemperaturen in einer Doline der nördlichen Kalkalpen heute in klaren Winternächten deutlich weniger stark absinken als unter vergleichbaren Verhältnissen vor einigen Jahrzehnten. Wir sehen aber neben der Rolle der zunehmenden Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre (anthropogener Treibhauseffekt) auch in der veränderten Vegetation in der Doline eine Ursache hierfür.
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Erfassung von Extremwetterlagen im Alpenraum. Gibt es signifikante langfristige Änderungen in der Häufigkeit, bzw. wie stark sind sie gegebenenfalls ausgeprägt.
Spielt der Begriff Klimawandel in Ihrer Arbeit eine Rolle? Wenn ja, wie?
Natürlich spielt der Klimawandel in unseren Arbeiten eine Rolle. Wichtig ist uns vor allem, dass nicht leichtfertig von einem einzelnen extremen Wetterereignis direkt auf einen längerfristigen Trend geschlossen wird. Es bedarf besonderer statistischer Verfahren, einer sorgfältiger Datenqualitätskontrolle und der Verfügbarkeit hinreichend langer Messserien, um langfristige Klimatrends zu erfassen.
Während der längerfristige Temperaturtrend besonders im Alpenraum eindeutig nach oben weist, kann speziell für (seltene) extreme Wetterereignisse wie Stürme, Starkniederschläge, Hagel etc. meist (noch) kein statistisch abgesicherter Trend abgeleitet werden, auch wenn dies oft vorschnell behauptet wird.