Ulrike Göbl schreibt für Energieleben.at eine zweiwöchentliche Kolumne zum Thema nachhaltige Ernährung. In diesem Artikel schreibt die Bloggerin über eine neue Studie zur Glutensensitivität.
Dieser Artikel wurde am 6. Juni 2014 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität, NCSG, (nicht zu verwechseln mit Zöliakie, bei der durch glutenhaltige Nahrungsmittel Entzündungen der Darmschleimhaut entstehen, mit oft ausgedehnter Zerstörung der Darmepithelzellen, also einer schweren Krankheit) ist mittlerweile sehr bekannt und auch anerkannt. Viele meiden Gluten, weil sie meinen es sei schlecht für sie oder sie würden dadurch zunehmen, und die meisten kennen zumindestens eine Person die Gluten aktiv meidet. Die wenigsten wissen jedoch, was Gluten eigentlich genau ist. Damit ihr bei der nächsten Straßenumfrage nicht dumm dasteht hier in aller Kürze: Gluten ist ein Stoffgemisch aus Proteinen, das als Klebereiweiß wirkt und im Samen einiger Arten von Getreide (z.B. Weizen, Dinkel, Roggen etc.) vorkommt. Durch Zugabe von Wasser wird Getreidemehl durch Gluten zu einer elastischen Masse, dem Teig, und hat somit für die Backeigenschaften des Mehls eine zentrale Bedeutung.

Obwohl ungefähr eine von 100 Personen denkt, durch Gluten negative Auswirkungen zu spüren und noch mehr Personen Gluten aus den unterschiedlichsten Gründen meiden, sind Ernährungswissenschaftler schon länger skeptisch. Bis 2011 Peter Gibson, PhD (ein Professor in Australien) durch seine Forschung bewies, dass Gluten alle Menschen negativ beeinträchtigt, nicht nur jene mit Zöliakie. Dadurch wurde der Anti-Gluten-Hype erst so richtig ausgelöst und schien bestätigt.

Und nun sagt Mr. Gibson, dass er falsch gelegen ist. So richtig. Er war nie ganz zufrieden mit seiner Forschung und hat daher noch eine präzisere Studie gestartet, um herauszufinden, ob die Leute wirklich auf Gluten reagieren oder doch auf andere Stoffe. Die Testpersonen bekamen jede einzelne Mahlzeit während der Dauer der Studie zur Verfügung gestellt. Alle potenziellen Auslöser für gastrointestionale Symptome wurden entfernt, also Laktose, bestimmte Konservierungsstoffe wie Benzoate, Sulfite etc., und gärungsfähige, schlecht verdauliche kurzkettige Kohlenhydrate (auch bekannt als FODMAPs). Außerdem wurde Urin und Kot gesammelt.

Alle Testpersonen gaben im Vorfeld an, unter Glutensensitivität zu leiden. Allen wurde zuerst eine Diät mit reduzierten FODMAPs gegeben (um eine Art reine Basis zu schaffen), und nach zwei Wochen wurden die Personen auf drei Diäten aufgeteilt: die Basis plus Gluten, die Basis plus Weizenprotein und nur die Basis (als Kontrollgruppe).

Und nun kommts: ALLE Teilnehmer gaben nach Aufteilung auf die Diäten an, sich schlechter zu fühlen, also schlechtere Verdauung, Blähungen, Magenschmerzen etc. Diese Angaben wurden in einer zweiten Phase nochmals kontrolliert. Diesmal bekamen alle Teilnehmern auch nach vermeintlicher Aufteilung weiter die Basis-Diät (dachten aber, es hätte sich etwas geändert). Vieles scheint sich also tatsächlich im Kopf abzuspielen.

Die abschließende Frage ist nun: hat man Gluten bisher vermieden, sollte/kann man es nun einfach wieder essen? Gibson sagt, dass kommt darauf an warum man zu einer glutenfreien Ernährung gewechselt hat. War der Grund Blähungen und andere Verdauungsprobleme zu lindern, könnte es auch an den FODMAPs liegen. In seiner Studie konnte bei 70% der Testpersonen eine Besserung der Symptome mit einer Diät mit wenig FODMAPs (vor allem Brot u.ä.) nachgewiesen werden. Die Ernährung wird somit wieder eine Spur einfacher (wenn auch nicht ganz unkompliziert).

Was meint ihr, habt ihr Erfahrung mit Glutensensitivität? Meidet ihr es? Aus welchen Gründen?

Ulrike Göbl, MA

Die nebenberufliche Fitness- und Ernährungstrainerin beschäftigt sich schon seit ihrer Jugend mit gesunder Ernährung und alternativen Lebensweisen. 2010 begann die begeisterte Hobbyköchin ihren Foodblog „Fit & Glücklich“. Dort vereint sie ihre Liebe zu gutem Essen und Sport mit dem Versuch, die Balance im Leben zu finden. Seit 2012 vernetzt sie mit einer Kollegin auch noch die Österreichischen Foodblogger auf einer eigenen Plattform.