Warum die USA keine Offshore-Windkraftanlagen haben, obwohl die Sparte in Europa boomt?
Hier sind vier Erklärungsversuche:
Erstens: Geld. Die Unternehmen in den USA stützen sich stark auf Förderungen aus Washington. Doch die sind nicht so hoch wie die Förderungen für Öl und Gas. Landgestützte Windräder sind durch das Geld des Staates zu 30% bezahlt. Offshore-Anlagen sind doppelt so teuer, daher baut man lieber auf dem festen Land. Solange fossile Energiequellen höher gefördert werden als erneuerbare Energie, verlassen sich beide voll auf die staatliche Stützung, um sich gegenseitig mit Kampfpreisen zu unterbieten. Effekt: beide Sparten bleiben abhängig von der Stützung.
Zweitens: Als “Deepwater Wind” – der Name ist Programm – es doch einmal versuchen wollte, im Wasser Fuß zu fassen, sah sich das Unternehmen mit einem unerwarteten Problem konfrontiert: Anscheinend war das ausgewählte Stück Meeresgrund genau in der traditionellen Schwimmroute einer bedrohten Wal-Art gelegen.
Ein anderes Unternehmen namens Cape Wind kämpft gegen eine breite Auswahl von Vorwürfen – von der Bedrohung von Vögeln und Fischen bis hin zur Behinderung von Bootsverkehr und der Entweihung heiligen Bodens.
Drittens: Auch wenn man es kaum glauben möchte: Angeblich gibt es kein geeignetes Kran-Schiff in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika. Die Technologie scheint ausnahmsweise eine Domäne der Europäer zu sein.
Können die dann nicht helfen?
Nein:
Ein Gesetz von 1920, der “Jones Act”, verbietet ausländischen Schiffen die Fahrt zwischen zwei amerikanischen Häfen. Alle Schiffe, die in US-Küstengewässern hin und her fahren, müssen Amerikanern gehören, eine amerikanische Besatzung tragen und auch in Amerika gebaut worden sein. So streng wie 1920 wird es zwar nach einigen Änderungen im Text nicht mehr eingehalten, aber trotzdem: 2014 soll das erste amerikanische Kranschiff ausreichender Größe zu Wasser gelassen werden.
Viertens: Zuständigkeiten! In Europa ist die Baugenehmigung auch gleich mit den nötigen Leitungs- und Abnahmeverträgen verbunden. In den USA kommt die Genehmigung aus Washington, die Verträge aber von den Bundesstaaten. Das verlangt viel politisches Fingerspitzengefühl.
Keines dieser Probleme sollte an sich ein ernstes Hindernis für den Ausbau der Windkraft sein, solange nur der Wille da wäre. Bis dahin bleiben Windturbinen in Amerika trocken.